Laut dem gestern öffentlich gewordenen Autonomiereformentwurf soll die von den Faschisten oktroyierte Landesbezeichnung A. Adige nicht bloß nicht abgeschafft und etwa durch Sudtirolo ersetzt, sondern sogar noch auf die deutsche Bezeichnung der Region ausgedehnt werden. Fortan wird es offiziell die Region Trentino-Südtirol/Alto Adige sein, was den krankhaften Ideen von Ettore Tolomei hundert Jahre später wieder etwas mehr Legitimität verschafft.
Doch damit nicht genug, denn Alessandro Urzì von den neofaschistischen Fratelli d’Italia schwebt offenbar schon Größeres vor: Wie der Corriere in seiner gestrigen Südtirolbeilage berichtet, forderte er nun, der Landtag möge »eine Lösung zur Ortsnamenfrage« finden — und zwar ausdrücklich unter Berücksichtigung der vom Autonomiestatut vorgesehenen Zweisprachigkeit. Dass Urzì unter »Zweisprachigkeit« die »Zweinamigkeit« versteht und somit erwartet, dass die nationalen Minderheiten im Landesparlament die vom Faschismus aufgezwungenen kolonialen Ortsbezeichnungen absegnen, dürfte klar sein.
Dass der Rechtsaußen seine Forderung im zeitlichen Zusammenhang mit der Autonomiereform erhebt, lässt befürchten, dass das ein weiteres Zugeständnis, also der nächste Preis sein wird, den Südtirol bezahlen soll, um die sogenannte Wiederherstellung und Absicherung der Autonomie zu bekommen: nach der Enthaltung beim Antritt von Giorgia Meloni (FdI), der Regierungsbeteiligung in Südtirol, den zwei Landesräten (statt nur einem) und der Schwächung des Minderheitenschutzes zugunsten der nationalen Mehrheit. Die SVP könnte einmal mehr geneigt sein, für das Ego des Landeshauptmanns auch diese Kröte zu schlucken.
Ich hoffe sehr, mich zu irren.
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