→→ Autorinnen →→ Gastbeiträge →→

Autonomie: Nur Südtirol macht Zugeständnisse.

Autor:a

ai

Hierzulande wird argumentiert, es sei irgendwie selbstverständlich, dass Südtirol für den Autonomieausbau — sofern es denn überhaupt einer ist — auch Zugeständnisse machen muss. An anderer Stelle hatte ich schon darauf hingewiesen, dass das völlig unüblich, ja absurd ist. Mir persönlich ist ehrlich gesagt weltweit kein einziger Fall bekannt, in dem ein Gebiet für zusätzliche Zuständigkeiten oder aber für die Absicherung der bestehenden Autonomie »bezahlen« musste.

Dass diese Logik keineswegs zwingend ist, offenbart der gerade zwischen Rom, Bozen und Trient ausgehandelte Entwurf aber ohnehin auch selbst: Das Trentino wird nämlich auf der »Habenseite« von der Autonomiereform genau in demselben Ausmaß profitieren wie Südtirol. Unser Nachbarland muss dafür jedoch keinerlei Zugeständnisse machen.

Trentino gibt nichts

Nur von Südtirol wird erwartet, dass es für die Wiederherstellung und Absicherung der Autonomie bezahlt. Besser gesagt: Verlangt wird dies nur von einem Teil der Südtirolerinnen. Die nationalen Minderheiten müssen Zugeständnisse machen, während die nationale Mehrheit fortan sogar bessergestellt wird.

Es ist also keineswegs so, dass einer unbestechlichen, allgemeingültigen Logik zufolge stets Zugeständnisse machen müsste, wer den Ausbau der eigenen Autonomie möchte. Draufzahlen müssen in unserem Fall nur die, für deren Schutz im Nationalstaat diese Autonomie ursprünglich eingeführt wurde.

Das ist bedenklich. Und es ist bei allen Unterschieden ungefähr so, als würde man von Frauen, LGBTQIA-Personen oder anderen vulnerablen Gruppen verlangen, dass sie für die Verbesserung ihrer Rechte Zugeständnisse (an Männer, Heterosexuelle etc.) machen müssen.

In einer Demokratie ist es legitim, wenngleich nicht unbedenklich, auch über die Verschlechterung des Minderheitenschutzes zu diskutieren. Doch im aktuellen Fall wird die Forderung vom Zentralstaat, der am längeren Hebel sitzt, ungeniert an eine Erpressung gekoppelt: Entweder ihr nehmt den Schutz der nationalen Mehrheit (zu Lasten der Minderheiten) hin oder eure Autonomie bleibt so wie sie ist — nämlich im Vergleich zum Zeitpunkt der Streitbeilegung 1992 stark eingeschränkt.

Cëla enghe: 01 02 03 || 01



Einen Fehler gefunden? Teilen Sie es uns mit. | Hai trovato un errore? Comunicacelo.

Comentârs

5 responses to “Autonomie: Nur Südtirol macht Zugeständnisse.”

  1. artim avatar
    artim

    … eure Autonomie bleibt so wie sie ist — nämlich im Vergleich zum Zeitpunkt der Streitbeilegung 1992 stark eingeschränkt.

    Das ist aber keine innerstaatliche Sache.

  2. Wolfgang Mayr avatar
    Wolfgang Mayr

    Das Trentino, nur in Teilen autonomistisch, profitiert seit in Kraft treten des regionalen Zweiten Autonomiestatuts 1972 auf “unmoralische” Weise von der Südtirol-Autonomie. Die politische Mehrheit im Trentino ist zentralstaatlich fixiert, nicht ein Grund mehr, die Trentiner endlich aus dem “Autonomie-Regime” zu entlassen? Sie kommen in den Genuss einer Landesautonomie, gleichzeitig möchten sie wieder die Regionalautonomie stärken, usw. Das Trentino, ein Klotz am autonomistischen Bein.

    1. Matthias Wallnöfer avatar
      Matthias Wallnöfer

      Genau so vermute auch ich es: Im Zuge der nicht öffentlich geführten Verhandlungen kam vom Trentino die Forderung nach einer Aufwertung der längst überholt gewordenen Region, welcher vonseiten der SVP vehement abgelehnt wurde. Als Gegenleistung dafür muss Südtirol im Gegensatz zum Trentino “bezahlen”, ohne dass die Autonomie einen größeren Qualitätssprung gemacht hätte (bedenken wir den völlig in Vergessenheit geratenen Autonomie-Konvent).

  3. G.P. avatar
    G.P.

    Südtirol, verraten und verkauft von Signor Compaccer.

  4. Stuff avatar
    Stuff

    Man hat das Gefühl, nichts wird mehr so sein, wie es einmal war

Scrì na resposta

Your email address will not be published. Required fields are marked *

You are now leaving BBD

BBD provides links to web sites of other organizations in order to provide visitors with certain information. A link does not constitute an endorsement of content, viewpoint, policies, products or services of that web site. Once you link to another web site not maintained by BBD, you are subject to the terms and conditions of that web site, including but not limited to its privacy policy.

You will be redirected to

Click the link above to continue or CANCEL