Über den »bescheidenen« Einhaltsschalter für das Bauwesen (ESB) hatte ich hier schon einmal berichtet. In einer Landes- bzw. Gemeindezuständigkeit hat sich da Südtirol freiwillig und ohne Not einer staatsweiten Plattform untergeordnet, die von den italienischen Handelskammern entwickelt wurde.
Das Trentino ist hingegen erfolgreich einen eigenständigen Weg gegangen und konnte die entsprechenden Verfahren meiner Einschätzung nach deutlich einfacher gestalten und besser den örtlichen, autonomen Begebenheiten anpassen. Zudem wurden damit das Know-How und nicht zuletzt entsprechend qualifizierte Arbeitsplätze im Lande behalten, sodass auch Änderungen am System flexibler ermöglicht werden, ohne an ein staatsweites Konzept gebunden zu sein.
Einige der gröbsten sprachlichen Schnitzer des ESB in Südtirol konnten dank Amt für Landessprachen und Bürgerrechte (AfLB) behoben werden — allerdings noch längst nicht vollständig und in einem insgesamt inakzeptablen Tempo. Zudem werden den digitalen Vorlagen immer wieder neue Abschnitte hinzugefügt oder Änderungen daran vorgenommen, die pünktlich wieder voller sprachlicher Fehler sind. Es ist absolut kafkaesk.
Ein aktuelles Beispiel sind die beiden Punkte zum »besonderen digitalen Domizil«, die nicht so klingen, als wäre da jemandem ein Fehler unterlaufen, sondern eher so, als würde man die deutsche Sprache bewusst verhunzen:
Bildschirmausschnitt »Besonderes Digitales Domizil« (ESB)
Bildschirmausschnitt »Elektronisches Domizil« (ESB)
Seit einigen Monaten schon sind diese Abschnitte so im ESB und müssen bei jeder Einreichung eines Bauakts ausgefüllt werden. Kann es wirklich sein, dass außer mir niemand die groben, nach Verhöhnung klingenden Grammatik- und Syntaxfehler bemerkt? Zum Beispiel beim Gemeindenverband, der für die Zusammenarbeit mit der Plattform der Handelskammern verantwortlich zeichnet? Oder ist wirklich eh schon alles wurscht und wer noch ein Formular auf Deutsch ausfüllt ist selber blöd?
Jedenfalls ist genau das das Gefühl, das mir diese geballte Inkompetenz und Wurschtigkeit vermittelt. Wer mit den Behörden — und hier geht es um Zuständigkeiten des Landes und der Gemeinden! — noch auf Deutsch kommuniziert, soll sich permanent verarscht und fehl am Platz fühlen. Ob das gewollt ist, kann ich nicht sagen. Mit Sicherheit legt hier aber niemand Wert darauf, dass dieser Eindruck nicht entsteht und die Amtssprache Deutsch sich gleichwertig »anfühlt«.
Für eine Minderheitensprache kann das fatal sein, denn viele, die die Wahl haben, werden so früher oder später auf Deutsch verzichten, um sich eine derartige Verhöhnung zu ersparen.
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