Der Gesundheitsbetrieb hat zwei Anästhesistinnen entlassen, die gefälschte Sprachzertifikate vorgelegt hatten, um sich eine Festanstellung in Südtirol zu erschwindeln. Darüber ist jetzt eine erstaunliche mediale und politische Debatte entstanden. Dass es »besser ist, einsprachige Ärztinnen als gar keine« zu haben (aber nur, solange sie einsprachig italienisch sind) wussten wir ja schon. Doch vielleicht sind auch Ärztinnen, die die kriminelle Energie aufbringen, gefälschte Unterlagen einzureichen, ganz dufte? Ein Kavaliersdelikt sozusagen, zumindest wenn diese Unterlagen die Kenntnis der deutschen Sprache belegen sollten.
Interessant ist, wen die italienischsprachigen Medien dazu wieder einmal zu Wort kommen lassen, nämlich zum Beispiel der heutige Corriere in seiner Südtirolbeilage — auf der Titelseite! — keinen Geringeren als den ehemaligen Bozner Gemeinderat Maurizio Puglisi Ghizzi von der neofaschistischen CasaPound. Während er kürzlich noch als Vorsitzender des Comitato 10 febbraio mit LH-Stellvertreter Marco Galateo (FdI) an die Opfer des antifaschistischen Widerstandes im ehemaligen Jugoslawien gedacht hatte, tritt er diesmal schon wieder in einer anderen Rolle auf: als Vorsitzender der von ihm selbst gegründeten Patientinnenvereinigung Oniro. Noch nicht einmal einen falschen Schnauzbart musste er sich dafür aufkleben.
Und was ist die wenig überraschende Meinung von Oniro? Dass die Zweisprachigkeit ein Hindernis für die Aufnahme neuer Ärztinnen sei und deshalb natürlich abgeschafft werden sollte. Die Priorität müsse (einem bekannten, aber irreführenden nationalistischen Argumentationsmuster folgend) bei der medizinischen Kompetenz und nicht bei einer Zweitsprache liegen, deren Beherrschungspflicht — man höre und staune — bloß aus politischen Gründen »aufgezwungen« wurde. Die Abschaffung der Zweisprachigkeitspflicht (also der deutschen Sprache) sei ein wichtiger Schritt hin zu einem »humaneren, effizienteren und patientenorientierten Gesundheitssystem« in Südtirol.
Na, wenn es der (sicher sehr humane) Faschist sagt, wird es wohl stimmen.
Es ist zum Kotzen, dass in Südtirol öffentliche Debatten zu Rechten von Sprachminderheiten so geführt werden. Das ist auch keine Ausnahme, sondern hat System. Ein besonders eklatantes Beispiel war der Nationalsozialist Eriprando della Torre di Valsàssina, der sich vor Jahren regelmäßig im A. Adige als Gründer des »Komitees zur Verteidigung der italienischen Toponomastik« (Comitato per la difesa della toponomastica italiana) ausbreiten durfte, als das Hetzblatt im Zusammenspiel mit dem CAI die Reitalianisierung Südtirols bis zum letzten Gipfel vorantrieb.
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