Ich schäme mich für Bozen: 24 Städte in Italien erklärten sich mit der Ukraine solidarisch, Bozen nicht.
Von Ancona bis Vicenza wurde daran erinnert, dass die von Russland überfallene Ukraine zum demokratischen Europa gehört. »Per l’Europa, con l’Ucraina« war die Losung der pro-ukrainischen Demonstrant:innen.
Ein Appell an die EU, die Ukraine trotz der angeblichen Friedensverhandlungen zwischen den USA und dem russischen Aggressor weiterhin zu unterstützen.
Die USA von Donald Trump, des America First, stehen nicht mehr an der Seite der Ukraine. Deutlich machte dies die unsäglich-peinliche Behandlung des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj durch den US-Präsidenten und seinen Vize JD Vance. Es war Mafia-like. Scharfmacher bei diesem unwürdigen Schauspiel war Vize Vance, der auf X die Frage formulierte, ob Selenskyj ein Kriegsverbrecher ist. Nicht Putin!
Selenskyj wollte nicht erpresstes Schutzgeld entrichten, dafür muss er jetzt büßen. Der russische Präsident wird sich darüber tierisch gefreut haben.
Gegen diesen US-Schlag ins Gesicht der sich wehrenden Ukraine protestierten Demonstranten in 24 Städten Italiens. Für die Ukraine, für die Vereinigten Staaten von Europa. Eine klare Absage an die diversen Nationalisten in Italien, Österreich, Deutschland, Frankreich und wo auch immer sonst in der EU.
Bozen fehlte
Ausgerechnet Bozen, wo unter dem faschistischen Siegesdenkmal an die beiden »Nationalismen« erinnert wird, an den Faschismus und Nationalsozialismus. Wo die Gemeindeverwaltung an den Jahrestagen zurecht an die NS-Verbrechern erinnert. Jahrelang fanden am »Tag der Befreiung« vom »Nazi-Faschismus« am Siegesdenkmal Gedenkfeierlichkeiten statt. Den Gedenkenden fiel dieser Widerspruch nicht auf.
Und es wundert nicht
Die eine Seite. Die andere Seite ist, dass die Gemeinde Bozen das Cineforum fördert, das ungeniert russische Staatspropaganda verbreitet. Beispielsweise über den angeblichen Genozid an »den Russen in der Ukraine«. Öffentliches Geld für prorussische Narrative kommen auch vom Land. Simon recherchierte es: das Cineforum erhielt zwischen 2003 und 2024 eine Million Euro vom Land und 100.000 Euro von der Gemeinde Bozen.
Der Leiter des Cineforum, der politisch agile Andreas Perugini und seine Mitstreitenden kanzelten ukrainische Kritiker als »alcuni stranieri« ab. Perugini verteidigt sein prorussisches Programm mit einem Geschwafle über Meinungsfreiheit. Das Verbreiten von russischen Lügen über die Ukraine während eines Kriegs ist für ihn Meinungsfreiheit. Die Verarsche ist grenzenlos.
Cineforum, Borodina, Upad
Nein, Bozen machte am heutigen ukrainischen Solidaritätstag nicht mit, weil es offensichtlich auf der anderen Seite steht. Auf der Seite des Aggressors Russland von Wladimir Putin, Freund der Lega, der FPÖ, der AfD sowie von US-Präsident Trump und seinem Oligarchen-Regime. Das Land förderte auch die russische Kultureinrichtung Borodina in Meran. Bis zum Überfall auf die Ukraine.
Die Borodina ist weiter aktiv. Im Jahr 2023 schaute der russische Generalkonsul von Mailand in Meran vorbei, besuchte Russischlehrerinnen. Die italienische Kulturvereinigung Upad bot im März 2024 einen Abend zur russischen Literatur an — der moderiert von Irina Panteley.
Die ehemalige russische Journalistin ist eine knallharte Propagandistin. Ihre These über den russischen Krieg in der Ukraine, der bereits 2014 mit der Annexion der Krym und den von Russland angeheizten Auseinandersetzungen im Donbas begonnen hatte, entspricht der Regime-Erzählung. Ihr Artikel Europas offene Wunde mit dieser These wurde 2015 in der Pustertaler Zeitung veröffentlicht, ist jedoch nicht mehr online. Warum wohl?
Panteley verharmloste in ihrem inzwischen gelöschten Artikel den russischen Kriegspräsidenten, stellte Russland als Opfer US-amerikanischer Arroganz dar, beschimpfte die ukrainische Regierung als durch und durch nationalistisch, die diplomatische Umschreibung für »Nazi-Regierung«, wie das Putin-Regime gekonnt die demokratische Ukraine »beschmutzt«. Panteley sollte einen russischen Kulturabend moderieren. Protestierenden Ukrainer:innen wurde nicht begründbare Einschüchterung vorgeworfen.
Kein öffentliches Geld mehr für russische Propaganda
Und, und, und… unerträgliche Geschichten. Jetzt noch um einiges unerträglicher. US-Präsident Trump schenkt die Ukraine Russland, von Kolonialherren zu Kolonialherren. Zum Schämen, nein, zum Verzweifeln.
Ich schäme mich für Bozen und für das Land. Ich fordere Sie deshalb auf, Bürgermeister Renzo Caramaschi, Landesrat Philipp Achammer und Landesrat Christian Bianchi, die Unterstützung für das Cineforum einzustellen, aber auch für andere prorussische Initiativen im Land.
Cëla enghe: Save Ukraine
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