Der Landesverband der Handwerker (LVH) gilt traditionell als politische Vorfeldorganisation der SVP. Wenn er einmal ausnahmsweise einen Kandidaten einer anderen Partei unterstützt, ist das dementsprechend ein besonders auffälliges Signal. Genau das tut er jetzt in Hinblick auf die anstehenden Gemeinderatswahlen in der Landeshauptstadt, indem er sich Claudio Corrarati regelrecht um den Hals wirft.
»Wir werden ihn unterstützen, weil er der ideale Kandidat für Bozen ist und wichtige Themen vorantreiben kann«, erklärt lvh-Präsident Martin Haller.
Den erst heute offiziell bestätigten Bürgermeisterkandidaten einer rechten italienischen Koalition, die weit in den Radikalismus und in den Extremismus hineinreicht, unterstützt man beim LVH geradezu enthusiastisch, während Stephan Konder (SVP) fast schon plakativ links liegen gelassen wird. Für den Handwerksverband scheint nur zu zählen, dass Corrarati selbst ein Unternehmer ist — wiewohl er nicht dem LVH angehört. Diese Eigenschaft allein macht ihn offenbar zum perfekten Kandidaten und lässt jegliche Bedenken verfliegen.
»Wir habe[n] die Chance, einen wirtschaftsnahen Kandidaten für Bozen zu unterstützen, und wir werden sie ergreifen«, betont Hannes Mussak, lvh-Vizepräsident und Obmann des lvh-Bezirks Bozen Stadt.
– LVH-Pressemitteilung
Themen wie Zusammenleben, Minderheitenschutz, Ausländerfeindlichkeit, Klimakrise — um nur einige zu nennen — sind für Handwerkerinnen wohl unerheblich.
Geradezu absurd ist die uneingeschränkte Empfehlung von Corrarati aber auch, da der Kandidat des Bündnisses, das den scheidenden Bürgermeister stellt, noch gar nicht feststeht. Er oder sie könnte also noch so gute Ideen haben, der LVH hat sich aber jetzt schon für die andere Seite entschieden — zu der auch die neofaschistischen Fratelli d’Italia zählen.
Cëla enghe: 01
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