Alberto Faustini soll den amtierenden Bozner Bürgermeister Renzo Caramaschi beerben. Er steht in der Tradition der rechten Linken.
So ganz fix scheint die Kandidatenkür ja noch nicht zu sein. Das Team K und die Grünen, beide interethnisch, werben für den ehemaligen Direktor des Alto Adige. Alberto Faustini leitete das Blatt vor der Übernahme durch die Athesia und auch noch danach. Ein Blatt, das dem ungeschminkten italienischen Nationalismus verpflichtet war und ist.
Nicht nur das Blatt, sondern auch Faustini: Simon listete bereits die journalistischen Aktivitäten Faustinis für die italienische Rechte auf, von Alessandro Urzì (FdI) über seinen geistigen Vorfahren Andrea Mitolo vom neofaschistischen MSI bis zu den Faschisten des 21. Jahrhunderts (Eigendefinition von CPI).
Es ist deshalb nicht verwunderlich, dass Faustini von der Landesautonomie nichts hält.
Im Jahr 2015 attackierte der Alto-Adige-Direktor Landeshauptmann Arno Kompatscher (SVP), weil er in Flüchtlingsfragen eine Zusammenarbeit mit Bayern andachte. Ein Jahr später warb Faustini für den Erhalt der Region Trentino-Südtirol: keine Aushöhlung, keine Übertragung der restlichen regionalen Befugnisse auf die beiden Provinzen Bozen und Trient. Faustini steht für eine starke Region. Im Jahr 2021 giftete er gegen Kompatscher, weil dieser sich in der Corona-Pandemie Österreich zum Vorbild nehmen wollte. Seine Entrüstung ließ vermuten, Kompatscher gefährde die »Repubblica una e indivisibile«.
Und dieser Mann soll der Bozner Kandidat für das Mittelinksbündnis werden? Echt jetzt?
Faustini verteidigt den Status Quo
Auch als Journalist verteidigt Faustini das Konzept der alten Region — umgelegt auf die Journalistenkammer. Diese ist die glatte Kopie der Region von 1948. Die ladinisch- und deutschsprachigen Journalist:innen kommen im Vorstand der Kammer nur am Rande vor, als Feigenblätter.
Im Jahr 2016 schaffte es SVP-Senator Karl Zeller, im italienischen Mediengesetz einen Passus betreffend die Journalistenkammer unterzubringen. Laut diesem sollte es ermöglicht werden, zwei eigenständige autonome Kammern für das Trentino und für Südtirol zu bilden. So wie es bei anderen Berufsgruppen auch der Fall ist: Anwälte, Ärzte, Architekten usw.
Ein Großteil der italienischsprachigen Journalisten im Trentino und in Südtirol — mit deutschsprachigen Kolleg:innen im Schlepptau — lief dagegen Sturm. Auf einer Sitzung der Kammermitglieder in Bozen fragte Faustini inquisitorisch, wer zu diesem Thema mit Zeller telefoniert hätte. Faustini empfand das Ansinnen des Senators als einen Anschlag auf die journalistische Einheit, wohl auch als einen Anschlag auf die Einheit des Staates, zumindest der Region.
Faustini, der ständig mir Urzì und mit dessen ehemaliger Kollegin Michaela Biancofiore telefonierte, fand es unerträglich, dass Berufskolleg:innen es ihm nachtaten. Ein offensichtlich unerhörter Vorgang für ihn. Er und mit ihm die Journalistenkammer verteidigten vehement den Status Quo. Offensichtlich teilt auch eine Mehrheit der deutschsprachigen Journalist:innen Südtirols diese Haltung. So weit, so gut.
Trotzdem, diese Haltung sagt viel über Faustini aus, wie auch die oben angeführten und von Simon aufgelisteten Beispiele des Rechtsdralls von Faustini. Ausgerechnet er wird von den Grünen und vom Team K als Bürgermeisterkandidat favorisiert.
Nicht zum ersten Mal wird Faustini als Kandidat für Mittelinks gehandelt. Bei den Landtagswahlen 2023 wollte ihn das Trentiner Mittelinksbündnis als Spitzenkandidaten gewinnen. Den damaligen Direktor des Alto Adige betitelte Salto als Ebners Mann.
Faustini der Erbe von Caramaschi
Jetzt also soll er Renzo Caramaschi beerben, den Bürgermeister des Mittelinksbündnisses und der SVP. Trotz der »deutschen Stimmen«, die ihm bei den letzten Wahlen zum Sieg verhalfen, zeigte sich Caramaschi wenig interethnisch. So ließ der mittelinke Caramaschi 2017 die in die Jahre gekommenen — einst in der Nähe des »Siegesdenkmals« stehenden — Löwen und Wölfin restaurieren, nahm am Tag der Erinnerung an die Vertreibung der italienischen Istrier (10. Februar) gemeinsam mit den Neofaschisten Giovanni Benussi und Landeshauptmannstellvertreter Marco Galateo von den Fratelli teil. Das schmeckt nach »italienischer Volksfront«.
Ganz nach dem Geschmack von Alberto Faustini. Verbal klingt der Kandidat des rechtsrechten Wahlbündnisses, Claudio Corrarati, autonomistischer. So warb der Direktor der italienischen Handwerkervereinigung CNA für mehr Autonomie, um die hohen Energiekosten abwehren zu können. Corrarati meinte damit aber, wie sein Kontrahent auch, wohl die Autonomie der Region.
Wen wird die SVP beim zweiten Wahlgang wohl unterstützen? Den »interethnischen« Faustini oder den rechtsrechten Corrarati? Wer die Wahl hat, hat die Qual. Oder die SVP lässt die Unterstützung bleiben und nimmt im Gemeinderat Platz bei der Opposition.
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