→→ Autorinnen →→ Gastbeiträge →→

Plötzlich authentisch.
›Brixen Dolomites‹

Autor:a

ai

Lustig finde ich das jetzt ehrlich gesagt schon ein wenig: Brixen und Umgebung möchten sich touristisch fortan als Brixen Dolomites vermarkten, doch den Tourismusorganisationen von Gherdëina, Badia und Seiser Alm stößt das sauer auf. Gegen die unliebsame Konkurrenz aus dem Eisacktal führen sie unter anderem Argumente wie »Authentizität« und »Markenschwindel« ins Feld.

Mit gefälschten Ortsbezeichnungen — von den faschistischen Erfindungen über Fantasiebezeichnungen (wie Meraner Land für das Burggrafenamt) bis hin zu »postfaschistischen« Übersetzungen (wie Orto del Toro für Stiergarten) — haben unsere Touristikerinnen seit jeher kein Problem. Im Gegenteil, sie werden teilweise bis zur totalen Unsichtbarmachung der deutschen und insbesondere ladinischen, historisch gewachsenen Namen forciert. Kulturgut als Verfügungsmasse der Vermarkter.

Genausowenig stört es jemanden, dass Südtirol  — wissenschaftlich falsch — als Ferienregion mit »mediterranem« oder »alpin-mediterranem« Klima und »300 Sonnentagen im Jahr« verkauft wird. Mitunter erheben Touristikerinnen sogar die Forderung, Wetterberichte zu frisieren, um potenzielle Gäste nicht abzuschrecken.

Wenn sich aber Brixen, dessen Hausberg (die Plose) — ob es gefällt oder nicht, ob man es so wahrnimmt oder nicht — nach gängiger Definition zu den Dolomiten gehört, dazu entschließt, diese Bezeichnung in sein Ortsmarketing zu übernehmen, soll das plötzlich nicht mehr authentisch genug sein.

Sicher: Das Kerngebiet der Dolomiten liegt in den ladinischen Tälern, doch warum sollte ihnen daraus ein Alleinvertretungsanspruch Alleinverwertungsanspruch erwachsen?

Die Debatte müsste doch wennschon eine andere, nämlich eine viel grundsätzlichere sein: Brauchen wir noch immer mehr Tourismusmarketing? Müssen wir noch mehr Menschen aus noch ferneren Regionen nach Südtirol holen, wo wir doch schon jetzt unter den immer größer werdenden Menschenmassen ächzen, die von Hotspot zu Hotspot pilgern? Diese Frage würde aber alle Tourismusregionen betreffen, vielleicht sogar vorrangig die, die jetzt die Stimme erheben, um ihre Pfründe zu verteidigen. Weshalb sie es wohl vermeiden werden, dieses Fass aufzumachen.

Aber ja: Lasst uns gerne endlich auch über Authentizität im Tourismus reden. Dann aber redlich.

Cëla enghe: 01 02 03 04 05 06 | 07



Einen Fehler gefunden? Teilen Sie es uns mit. | Hai trovato un errore? Comunicacelo.

Comentârs

One response to “Plötzlich authentisch.
›Brixen Dolomites‹

  1. Hartmuth Staffler avatar
    Hartmuth Staffler

    Die Grödner haben freiwillig auf ihren authentischen Namen Gherdeina verzichtet.

Scrì na resposta

Your email address will not be published. Required fields are marked *

You are now leaving BBD

BBD provides links to web sites of other organizations in order to provide visitors with certain information. A link does not constitute an endorsement of content, viewpoint, policies, products or services of that web site. Once you link to another web site not maintained by BBD, you are subject to the terms and conditions of that web site, including but not limited to its privacy policy.

You will be redirected to

Click the link above to continue or CANCEL