Heute wurde ich darauf hingewiesen, dass UnserTirol24 mehrere Südtiroler Landtagsabgeordnete zu Alice Weidel von der AfD befragt hat. Der SVP-Fraktionsvorsitzende Harald Stauder stellt dabei unter Beweis, wie elastisch die Koalitionspartner von FdI, Lega und F mit ihren roten Linien inzwischen sind: Weidel sei ihrem Lebenslauf zufolge »eine hochqualifizierte Person«. Für eine allfällige Kanzlerschaft seien gewisse Eigenschaften notwendig, deren Vorhandensein er bei ihr »aus der Distanz nicht bewerten« könne. Da er die Politikerin nicht persönlich kenne, könne er sich »kein abschließendes Urteil bilden«. Das ist wirklich schade.
Ich weiß ja nicht, ob es für den Landessekretär der wichtigsten Partei in Südtirol spricht, wenn er die Vorsitzende einer rechtsextremen Partei nicht anhand ihrer Aussagen — wie zuletzt jener, dass Adolf Hitler ein Kommunist gewesen sei — einordnen und als konkrete Gefahr für die Demokratie benennen kann. Vielleicht qualifizieren ihn aber in diesen Zeiten ja auch genau diese Beliebigkeit und diese Unverfrorenheit für den Job, den er macht. Sonst könnte er wohl auch in Südtirol nicht mit den Faschos zusammenarbeiten.
Dass man eine Spitzenpolitikerin persönlich kennen müsse, um sich ein Urteil bilden zu können, ist wohl ähnlich glaubwürdig wie die Aussage, man könne den Faschismus nicht verurteilen, wenn man erst nach dem Zweiten Weltkrieg geboren sei. Da hat sich Stauder die Fadenscheinigkeit der Argumente wohl bereits vom Koalitionspartner abgeschaut.
Bleibt nur zu hoffen, dass die Deutschen, die in Kürze einen neuen Bundestag wählen müssen, ohne zuvor jede Kandidatin persönlich kennengelernt zu haben, über ein besseres Urteilsvermögen verfügen als der SVP-Fraktionschef. Sonst wird es später womöglich wieder heißen, man habe ja nichts ahnen können.
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