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Ladinia: Minderheit seit 1981 überall zurückgegangen.
Sprachgruppenzählung

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ai

Dass die ladinische Sprachgruppe zwischen 2011 und 2024 ausgerechnet in ihrem eigenen Siedlungsgebiet (Gherdëina, Val Badia) fast überall geschrumpft ist, hatte ich neulich bereits thematisiert, weil sich der Landesrat für ladinische Schule und Kultur, Daniel Alfreider (SVP), über das Ergebnis der letzten Sprachgruppenzählung »erfreut« gezeigt hatte.

Wenn man sich jedoch die Daten seit 1981 ansieht, wie ich es bereits für Südtirols Städte gemacht habe, wird klar, dass es sich dabei auch im Fall der ladinischen Minderheit in Südtirol keineswegs um einen Ausreißer handelt, sondern um einen bereits konsolidierten Trend:

In jeder einzelnen der acht mehrheitlich ladinischen Gemeinden, die zu Südtirol gehören, ist der Anteil der ladinischen Sprachgruppe seit 1981 geschrumpft. Anfang der 1980er Jahre war die erste Zählung nach Inkrafttreten des Zweiten Autonomiestatuts durchgeführt worden, mit dem die Verheißung verbunden war, dass sich die Minderheiten von der vorangegangenen Assimilierungspolitik erholen könnten.

Was die Gemeinden von Gherdëina und Val Badia betrifft, wurde diese Hoffnung aber von Anfang an enttäuscht: lediglich in S. Cristina und Sëlva konnte die Minderheit anteilsmäßig bis 1991 leicht zulegen, dann ging es überall bergab. In 2011 gab es zwar in mehreren Gemeinden eine leichte Verbesserung, doch nur in Sëlva wurde damit kurzzeitig der Wert von 1981 überschritten. Mit der letzten Sprachgruppenzählung liegt der Anteil der ladinischen Sprachgruppe in allen mehrheitlich ladinischen Gemeinden der beiden Talschaften unter dem Bezugswert von 1981: Mit einem Absturz um 6,89 Prozentpunkte gab es dabei in Corvara die deutlichste Veränderung im Vergleich zum Bezugswert, während Sëlva (-0,76) den geringsten Rückgang verzeichnen ließ. Dazwischen liegen alle anderen Gemeinden.

  • Die Gemeinde mit dem höchsten Ladinerinnenanteil ist wie schon 1981 La Val (mit heute 96,45 Prozent).
  • Den geringsten Anteil stellt die ladinische Sprachgruppe — auf die mehrheitlich ladinischen Gemeinden bezogen — wie schon 1981 in Urtijëi (mit heute 79,75 Prozent).
  • Nicht zu den mehrheitlich ladinischen Gemeinden gehört Kastelruth/Ciastel, wo es aber mehrheitlich ladinische Fraktionen gibt. Hier ist die Situation in der gesamten Ladinia am stabilsten geblieben (1981: 15,53% → 2024: 15,81%), wobei aber die Verteilung der ladinischen Sprachgruppe auf die Ortschaften unklar ist. So lässt sich die Entwicklung in den ladinischen Fraktionen nicht gesondert beurteilen.

Mit der ladinischen Minderheit verfügt Südtirol über einen einmaligen — wiewohl dreigeteilten — sprachlich-kulturellen Schatz, den es nicht nur zu bewahren, sondern zu stärken gilt. Was die amtlichen Daten hier zeigen, ist jedoch höchst besorgniserregend, wobei auch in diesem Fall gilt, was ich bereits in vorangegangenen Beiträgen geschrieben hatte: Die Sprachgruppenzählung betrifft nur italienische Staatsbürgerinnen, weshalb die Realität unter Berücksichtigung der Gesamtbevölkerung noch negativer sein dürfte.

Dass in Südtirol kein gezielter Minderheitenschutz möglich ist, sondern Regelungen grundsätzlich allen Sprachgruppen gleichermaßen zugute kommen müssen — als wäre die Titularnation nicht ohnehin privilegiert —, hinterlässt seine Spuren. Und es würde nun auch das Ergreifen von Gegenmaßnahmen erschweren, um die negative Entwicklung zu stoppen.

Davon sind wir aber ohnehin weit entfernt, wenn der zuständige Landesrat nicht nur den Ernst der Lage nicht erkannt hat, sondern über die Ergebnisse sogar »erfreut« ist.

Cëla enghe: 01 02 03



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