Die bei Springer erscheinende Welt am Sonntag (WamS) veröffentlichte einen Gastbeitrag des Techmilliardärs Elon Musk, in dem dieser vor der Bundestagswahl nicht nur ausdrücklich für die rechtsextreme AfD wirbt, sondern auch noch davon spricht, dass sie »der letzte Funke Hoffnung« für Deutschland sei. Damit wiederholte er sinngemäß eine Aussage, die er bereits auf seiner Plattform X (vormals Twitter) veröffentlicht hatte, wonach nur die AfD Deutschland retten könne.
Musk
Dem Text wurde eine Widerrede des designierten Chefredakteurs Jan Philipp Burgard gegenübergestellt, in der dieser argumentiert, der enge Vertraute von Donald Trump liege mit seinem »Therapieansatz« falsch, wiewohl die von ihm erstellte Diagnose richtig sei. Auch »ein Genie« könne irren.
Burgards sanfter Widerspruch am reichsten Mann der Welt konnte nicht verhindern, dass Teile der WamS-Redaktion offen ihren Unmut über die Veröffentlichung des Wahlaufrufs für eine demokratiefeindliche Partei kundtaten. Die bisherige Chefin des Meinungsressorts von Welt und WamS, Eva Marie Kogel, reichte aus Protest sogar ihre Kündigung ein. Online erschien eine Stellungnahme der Ressortleiterin Community & Social Franziska Zimmerer, in der sie erklärt, »warum ich diesen Beitrag nicht gedruckt hätte«.
Meloni
Daneben wirkt umso surrealer, wie die Veröffentlichung eines Gastbeitrags von Giorgia Meloni (FdI) am 20. September 2022 in den Dolomiten geflutscht ist. Die Spitzenkandidatin einer neofaschistischen Partei warb damals (fünf Tage vor einer Parlamentswahl!) im Tagblatt einer Sprachminderheit, die selbst unter dem Faschismus gelitten hatte, ausgiebig für ihre Thesen. Anstatt einer Widerrede oder wenigstens einer kritischen Einordnung, gab es redaktionell nur Lob für das angeblich tadellose Deutsch, in dem die Wahlwerbung verfasst war. Aus der Redaktion war kein Missmut zu vernehmen, von Rücktritten keine Spur.
Selbst bei Springer gibt es offenbar mehr demokratischen Anstand als bei Athesia.
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