Nachdem ich gestern die Entwicklung der deutschen Sprachgruppe in Bozen thematisiert hatte, habe ich mir nun auch die Situation in den anderen Städten des Landes angesehen.
Dabei musste ich erstaunt feststellen, dass der entsprechende Anteil inzwischen in sechs von sieben Städten unter dem Niveau von 1981 — der ersten Zählung nach Inkrafttreten des Zweiten Autonomiestatuts — liegt. Es ist also keineswegs so, dass (wie ich ehrlich gesagt erwartet hatte) die deutsche Sprachgruppe in den Städten seit Jahrzehnten gewachsen wäre und es 2024 nur einen leichten Rückgang, quasi eine Art Anpassung, gegeben hätte.
Wiewohl nach 1981 in den meisten Städten des Landes tatsächlich eine anteilsmäßige Erholung der deutschen Sprachgruppe zu verzeichnen war, ist dieses »Kapital« inzwischen in fast allen Zentren wieder vollständig verspielt. In Leifers ging die Entwicklung seit 1981 immer nur bergab — und auch in Klausen konnte der Wert von damals nie wieder erreicht werden. Doch zeigte die Kurve zunächst immerhin in Bozen, Meran, Brixen und Sterzing, etwas später auch in Bruneck (teils deutlich) nach oben.
Spätestens nach der Erhebung von 2024 liegt aber die Minderheit fast überall wieder unter dem Anteil, der Anfang der 1980er Jahre erhoben worden war. Die Wirkung des Zweiten Autonomiestatuts war nicht von Dauer.
Am negativsten war die Entwicklung zwischen 1981 und 2024 in Leifers (-7,43 Prozentpunkte), wo sich bei der letzten Erhebung nur noch 25,16 Prozent der teilnehmenden Bevölkerung zur deutschen Sprachgruppe bekannten. Der Reihe nach folgen Sterzing (-6,06), Bruneck (-2,90), Meran (-1,42), Klausen (-1,05) und Bozen (-1,03). Dabei ist der Anteil in der Landeshauptstadt heute (24,74 Prozent) am geringsten, weil schon der Bezugswert von 1981 niedrig war.
Lediglich in Brixen (+2,28) ist der Anteil der deutschen Sprachgruppe an der Gesamtbevölkerung heute höher als 1981, doch auch hier befindet sich der Wert seit 2001 im Sinkflug. Womöglich ist die etwas positivere Entwicklung in der Bischofsstadt auch nur darauf zurückzuführen, dass hier die ländlichen Fraktionen einen relativ größeren Anteil an der Gesamtbevölkerung haben.
In all diesen Fällen gilt aber, worauf ich bereits im Fall von Bozen hingewiesen hatte: Die amtlichen Daten, um die es hier geht, berücksichtigen nur italienische Staatsbürgerinnen. Da alle Indikatoren darauf hindeuten, dass sich Zugewanderte überdurchschnittlich häufig in die italienische Sprachgruppe integrieren, dürfte die reale Situation wohl sogar noch besorgniserregender sein.
Obschon Glurns offiziell eine Stadt ist, blieb diese Gemeinde in der vorliegenden Betrachtung aus hoffentlich nachvollziehbaren Gründen unberücksichtigt.
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