Das liebste Verkehrsmittel der Südtiroler ist das Auto
Südtirol wird überrollt. Die Straßen sind übervoll, auch außerhalb der touristischen Saison. Allein zwischen Kaltern und Bozen pendeln täglich bis zu 25.000 Pkw. An Spitzentagen gar 30.000. Auf der MeBo pendelte sich die Pkw-Zahl auf mehr als 40.000 ein.
Die Südtiroler benutzen oft ihr Auto, die Wirtschaftszeitung SWZ kommentierte beeindruckt die vom Landesinstitut für Statistik Astat erhoben Zahlen. »Wir legen täglich 418.000 Wege mit dem Auto zurück«, titelte das Wirtschaftsblatt.
Südtiroler sind Autonarren, das Auto ist das beliebteste Verkehrsmittel der Bürger:innen, die öffentlichen Verkehrsmittel scheinen keine Alternative zu sein.
Südtiroler beklagen aber gleichzeitig die Belastung durch den Transit auf der Brennerautobahn. Eine Belastung, die inzwischen als unerträglich empfunden wird. Anders formuliert, die Kapazitätsgrenze des Alpentransits ist erreicht. In Nordtirol werden trotz der italienischen EuGH-Klage gegen die Transitmaßnahmen weiterreichende Maßnahmen gegen den ständig wachsenden Verkehr gefordert, man wundert sich über die Südtiroler Leidensfähigkeit.
Während der hausgemachte Verkehr für die Südtiroler:innen kein Thema ist, wird der Transit als Problem empfunden. Als ein noch größeres Problem empfinden Südtiroler die Transitpolitik in Nordtirol und in Österreich. Da bricht sich dann anti-österreichischer Hass Bahn, besonders in den »sozialen Medien«.
Darauf kann sich Südtirols Wirtschaft in ihrem »Kampf« gegen das Nordtiroler Lkw-Nachtfahrverbot verlassen, genauso gegen andere transiteinschränkende Verfügungen.
Südtiroler Volksfront gegen Nordtirol
Eine Südtiroler Volksfront aus Landeshauptmann Arno Kompatscher (SVP), den Landesräten Christian Bianchi (Uniti/Lega) und Luis Walcher (SVP) sowie Handelskammer, HGV und Fercam drängt Nordtirol zur Aufhebung des Lkw-Nachtfahrverbots. Zumindest temporär. Südtirol hat sich offensichtlich auf einen Konfrontationskurs mit Nordtirol eingelassen.
Für die entsprechende Stimmung sorgen die Handelskammer und ihr Präsident Michl Ebner.. Er warf Nordtirol schon immer vor, das Problem mit dem Transit auf die Nachbarn abzuwälzen. Stichworte Nachtfahrverbot, sektorale Fahrverbote, Blockabfertigung, usw. Da wächst nichts mehr zusammen.
Für eine entsprechende Verschärfung der innertirolerischen Spannungen sorgte die Ankündigung des Autobahnbetreibers Asfinag, den Verkehr auf der Luegbrücke gleich hinterm Brenner in wenigen Wochen für gleich mehrere Monate drastisch einzuschränken. Anlass dafür ist die dringend notwendig gewordene Sanierung der Brücke, eigentlich der Neubau wegen Materialermüdung.
HGV, LVH, Handelskammer als Stimmungsmacher
Nur mehr jeweils eine Fahrbahn süd- und nordwärts bleibt befahrbar. Aus technischen Gründen, ließ der Autobahnbetreiber wissen. Wie kann es anders sein: Aus Südtirol hagelte es harsche Kritik. Der Hoteliers- und Gastwirteverband HGV in der Person seines Präsidenten Manfred Pinzger forderte die grenzenlose Erreichbarkeit Südtirols über die Luegbrücke. Der Oberhotelier als Ingenieur, der der Asfinag Empfehlungen aussprach.
Es dauerte nicht lange, dann zogen andere Sparten nach. Die Frächter im Handwerkerverband LVH erkannten zwar die Notwendigkeit der Sanierung an, »allerdings sollte bei der Planung von solchen Projekten effizienter und wirtschaftsnaher gehandelt werden«. Deftige und heftige Unterstellungen. Die Frächter plädieren für eine Aufhebung aller Einschränkungen, um während des Neubaus der Luegbrücke Riesenstaus zu verhindern.
Die entsprechenden Argumente und scharfe Munition lieferte eine Studie der Bozner Handelskammer 2021 gegen das sektorale Fahrverbot. Inzwischen gehen Handelskammer, Landesregierung plus Wirtschaft sehr viel weiter. Bis Fertigstellung der neuen Luegbrücken sollen alle Einschränkungen fallen. Gleichzeitig läuft das EU-Verfahren gegen Österreich, angestrengt von Italien. Verkehrsminister Matteo Salvini (Lega) will als langer Arm der italienischen Frächter über die EU freie uneingeschränkte Fahrt durch Österreich erhalten. Ansonsten ist er ein ausgewiesener EU-Feind.
Transitforum warnt
In Nordtirol freut sich die Wirtschaft auf den italienischen EU-Vorstoß, auf die Kritik aus Südtirol. Die Südtiroler Freiheitlichen werben für den freien Warenverkehr und gegen die angeblich ideologisch motivierte Einschränkung des Transits. Die Zahl der Südtiroler Unterstützer für die Nordtiroler Transitpolitik ist überschaubar: Grüne, Süd-Tiroler Freiheit, Umweltschützer und Heimatpfleger hoffen auf Nordtiroler Hartnäckigkeit und Sturheit.
Das Transitforum Austria-Tirol warnte eindringlich davor, die transiteinschränkenden Maßnahmen auch nur temporär auszusetzen. Die Gegner sitzen drei Grundirrtümern auf, findet das Transitforum. Das Nachtfahrverbot in Nordtirol könne nicht einfach so aufgehoben werden. Dies würde nicht nur den Verkehr vom Tag in die Nacht verschieben, sondern noch zusätzlich Umwegverkehr von anderen Alpenpässen anlocken. Eine Aufhebung des Nachtfahrverbotes führe auch dazu, dass mehr Lkw von der Schiene zurück auf die Straße wechseln würden.
Das alles zum Schaden der Wipp- und Inntaler in Nordtirol, aber auch zum Schaden der Wipp- und Eisacktaler und der Unterlandler in Südtirol. Die wissen aber offensichtlich nicht, was auf sie zurollen würde, sollte in Nordtirol das Leitmotiv »freie Fahrt für Frächter« gelten, sollten die Einschränkungen und Hürden fallen. Dann ist es zu spät. Und wer zu spät kommt, den bestraft das Leben. Kein Problem: Die Südtiroler lieben Autos.
Fritz Gurgiser vom Transitforum erinnert daran, dass die so heftig bekämpften Fahrverbote der Gesundheit dienen. Jenseits des Brenners. Dieseits des Brenners hingegen gilt die freie Fahrt für freie Bürger.
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