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Barcelona stärkt Minderheitenschutz. Und Bozen?

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Der sozialistische Bürgermeister von Barcelona, Jaume Collboni (PSC), hat die Gründung eines neuen städtischen Sprachbüros angekündigt. Es soll mit einem Jahresbudget von vier Millionen Euro ausgestattet sein und aktiv den Gebrauch der katalanischen Sprache in der Hauptstadt von Katalonien fördern. Wie Collboni mitteilte, stünden bereits 68 Maßnahmen fest, die das zu schaffende Amt sofort bearbeiten und umsetzen solle, sobald es den Betrieb aufnimmt. Die Notwendigkeit, das Sprachbüro zu gründen, erklärte der Bürgermeister damit, dass der Anteil derer, die Katalanisch als ihre Hauptsprache angeben, in der Metropole — offiziellen Statistiken zufolge — um einen Prozentpunkt auf nur noch 36 Prozent gesunken sei. Diesen Negativtrend gelte es aufzuhalten und umzukehren.

Vor rund zwei Wochen waren auch in Südtirol Daten über die Entwicklung der Sprachgruppen bekannt geworden, wonach die Minderheiten fast flächendeckend schrumpfen. In der Landeshauptstadt verlor die deutsche Sprachgruppe seit 2011 knapp 0,8 Prozentpunkte und fiel damit unter ein Viertel (24,74 Prozent) der Bevölkerung. Da jedoch nur italienische Staatsbürgerinnen an der Zählung teilnehmen durften und sich Zugewanderte speziell in Bozen großmehrheitlich in die italienische Sprachgruppe integrieren dürften, ist die Lage aus sprachlicher Sicht in Wirklichkeit wohl noch dramatischer.

Außerdem sprechen deutsche Muttersprachler landesweit im Durchschnitt wesentlich besser Italienisch als umgekehrt, was sich naturgemäß so auswirkt, dass zwischen Menschen unterschiedlicher Sprachgruppe hauptsächlich Italienisch gesprochen wird.

Von Bürgermeister Renzo Caramaschi ist mir zu den Daten der Sprachgruppenzählung in der Landeshauptstadt keine Stellungnahme bekannt. In seiner Gemeinde ist die deutsche Sprachgruppe sogar im Vergleich zu 1981 geschrumpft — hier hat das Zweite Autonomiestatut also keine nachhaltige Trendwende gebracht.

Landeshauptmann Arno Kompatscher (SVP) begrüßte die landesweiten Ergebnisse sogar als einen Beweis, dass die Autonomie funktioniere. Mit Sicherheit denkt weder die Landes- noch die Bozner Stadtregierung an konkrete Gegenmaßnahmen. Im Gegenteil: Der in Südtirol vorherrschenden, absurden Logik (01 02) zufolge legitimiert der Schwund einer Minderheit wennschon eine noch klarere Vorherrschaft, ja sogar eine Begünstigung der Mehrheit.

In Barcelona wird sich das neue Büro zum kürzlich ebenfalls neu geschaffenen katalanischen Ministerium für Sprachpolitik sowie zu zahlreichen zivilgesellschaftlichen Initiativen gesellen, die sich allesamt die einseitige Förderung der Minderheitensprache auf die Fahnen geschrieben haben.

Cëla enghe: 01 02 | 03 04 05 06 | 07 || 01 02



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Comentârs

2 responses to “Barcelona stärkt Minderheitenschutz. Und Bozen?”

  1. Martin Piger avatar
    Martin Piger

    Der Unterschied in der (Selbst-)wahrnehmung könnte sein, dass Katalonien die Kernregion der katalanischen Sprache ist. Stirbt katalanisch dort, wär’s das mit dieser Sprache. Stirbt deutsch hingegen in Südtirol, kann man immer noch nach Deutschland, Österreich oder die Schweiz auswandern, wenn man auf deutsch sprechen nicht verzichten will. Deutsch als Sprache in der Welt wäre dadurch aber nicht gefährdet.

    1. Simon avatar

      Das kann natürlich sein. Allerdings ist es für den Minderheitenschutz an sich egal, ob die Sprache mit der Minderheit ausstirbt oder nicht. In Québec wird zudem ähnlich auf einen Rückgang der französischen Sprache reagiert wie in Barcelona auf den Rückgang der katalanischen — obwohl die französische Sprache nicht mit der frankophonen Gemeinschaft in Québec bzw. Kanada aussterben würde.

      In Südtirol wiederum wurde auf den Rückgang der ladinischen Sprache auch nicht mit Sorge und einer Ankündigung von Gegenmaßnahmen reagiert (im Gegenteil), obschon Gherdëina und Badia zweifellos zum Kerngebiet dieser Sprache gehören.

      Allem Anschein nach greift also die Erklärung bezüglich des Unterschieds zwischen Barcelona und Bozen meiner Meinung nach zu kurz.

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