Die vom türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan gesponserten Islamisten bedrohen das westliche Kurdistan
Das Moskauer Regime hat den syrischen Diktator al-Assad fallen gelassen. Die russische Schutzmacht schaute seiner Vertreibung zu. Ihre Armee zog sich geschlagen aus Syrien zurück wie die westlichen Streitkräfte 2021 aus Afghanistan.
Vor wenigen Monaten kündigte Russland seine »Schutzmachtfunktion« für das verbündete Armenien und Arzach in Aserbaidschan (Bergkarabach) auf. In der Folge wurden mehr als 100.000 Armenier:innen aus Arzach von der Aseri-Armee vertrieben. Eine »ethnische Säuberung« im Schatten des Ukraine-Krieges.
In beiden Fällen spielte und spielt die Türkei eine potente Rolle. Der türkische Präsident Erdoğan steht Aserbaidschan militärisch zur Seite, wie auch Israels rechtsrechte Regierung. In Syrien ist Erdoğan Pate islamistischer Terroristen. In deren Visier ist auch und besonders das kurdische Rojava.
In Rojava, im westlichen Kurdistan und im nordöstlichen multinationalen Autonomiegebiet reagieren die Parteien und Milizen besorgt auf den islamistischen Siegeszug. Die dschihadistische Koalition Hayat Tahrir al-Sham (HTS) und die von der Türkei unterstützten Milizen — wie die »Syrische Nationalarmee« — werden als eine erhebliche Bedrohung empfunden. Die Fakten bestätigen diese drohende Gefahr.
Erste Vertreibungen
Im nordwestlichen Syrien vertrieben die islamistischen und protürkischen Terrormilizen, keine »Rebellen« wie es in den westlichen Medien verherrlichend heißt, bereits tausende Menschen. Als Vorbild für dieses »Reinemachen« gilt die ehemalige kurdische Enklave Afrin, aus der die türkische Armee und ihre islamistischen Handlanger die kurdische Bevölkerung restlos vertrieben haben. Jetzt zerschlugen die angeblichen Anti-Assad-Rebellen die autonome Region Shahba und die von ihr kontrollierten Viertel der Großstadt Aleppo.
Unter der kurdischen Bevölkerung herrscht Panik, die Angst vor der »Syrischen Nationalarmee« und ihren brutalen Praktiken führte bereits dazu, dass mehr als 200.000 Angehörige der kurdischen Bevölkerung versuchen, vor den vorrückenden Milizionären zu flüchten. In das nordöstliche Syrien, in die Autonomieregion.
Die beiden Journalisten David Meseguer und Wladimir van Wilgenburg bestätigten die kurdische Fluchtbewegung. Laut Reuters erzielten die kurdischen Kräfte mit der Dschihadisten-Koalition HTS eine Vereinbarung über die »Aussiedlung« der kurdischen Bevölkerung aus den Vierteln Sheikh Maqsoud und Ashrafieh in Aleppo. Die Islamisten stimmten auch zu, dass die Flüchtenden in die Autonomieregion »ausreisen« dürfen.
Die autonome Region Shahba ist die siebte Einheit der Autonomen Verwaltung von Nord- und Ostsyrien (AANES), einer autonomen Föderation, die von der kurdischen Bewegung und assyrischen und arabischen Organisationen gebildet wird. Die Islamisten, und besonders der NATO-Staat Türkei, werden sich nicht mit der Eroberung von Shahba zufrieden geben. Rojava und das gesamte AANES-Gebiet stehen auf der »Befreiungs«-Agenda der islamistischen Terror-Verbände. »Befreiung«, Wladimir Putin lässt grüßen.
Türkei gegen kurdische Selbstverwaltung
Dies ist die vierte große Eroberungs- und Vertreibungsoperation gegen das kurdische Volk seit Beginn des Syrienkrieges. Präsent und immer federführend mit dabei, die Türkei.
Bei der ersten Operation (zwischen 2014 und 2015) versuchte der Islamische Staat — fast erfolgreich — die Stadt und den Kanton Kobanê zu besetzen. Die Türkei ließ die Islamofaschisten gewähren und forderte die USA auf, die sich wehrenden Kurden im Stich zu lassen. In einem gemeinsamen militärischen Vorgehen der kurdischen YPG-YPJ (laut Türkei PKK-Terroristen) und der US-Luftwaffe wurde der Islamische Staat geschlagen und vertrieben.
In 2018, bei der zweiten anti-kurdischen Operation, besetzten türkische Truppen und ihre verbündeten syrisch-islamistischen Milizen den bereits erwähnten Kanton Efrîn. Laut UNO flüchteten 137.000 Menschen aus Efrîn vor dem türkischen und islamistischen Terror in die benachbarte Region Shahba. Andere Quellen gehen von 100.000 bis 200.000 Vertriebenen aus. Es sind diese Vertriebenen und Flüchtenden, die im Visier der siegreichen Dschihadisten sind.
Ein Jahr später, 2019, eroberte diese türkisch-islamistische Allianz ein Gebiet von 5.000 Quadratkilometern entlang der türkisch-syrischen Grenze. Mehr als eine halbe Million Menschen der Städte Girêspi (Tell Abyad, auf Arabisch) und Serêkaniyê (Ras al-Ayn) und dem Umland flohen vor der Türken-Invasion.
Die gesamte AANES ist bedroht
Die multinationale Armee der Autonomieregion AANES, die Syrischen Demokratischen Streitkräfte SDF, ordneten die Generalmobilmachung an. Die Autonomieregierung geht davon aus, dass die Islamisten AANES zerschlagen wollen. Sie kopieren die russische Eroberung der Ostukraine.
Tatsächlich griffen die Türken-Milizen SNA und türkische Streitkräfte in abgesprochenen Operationen schon die Regionen Manbidsch und Kobanê an.
Die Türkei gab ihren Plan nie auf, einen »Sicherheitsstreifen« entlang der türkisch-syrischen Grenze »auszuweisen«. Dieser soll innerhalb Syriens 25 Kilometer breit, so formulierte es Präsident Erdoğan, und der türkischen Armee unterstellt sein. Die dort lebende kurdische Bevölkerung steht auf dem Vertreibungsplan des türkischen Präsidenten. Sein Plan ist es, in dem »gesäuberten« Grenzland syrische Flüchtlinge aus der Türkei rückzusiedeln.
Damit würde die derzeitige Autonomieregion AANES zerstört und das kurdische Volk »minorisiert« werden. In der Türkei sind die Kurden marginalisiert, die autonome Region Kurdistan im Irak wird von der Türkei kontrolliert, das aufmüpfige Rojava zu einem Reservat werden. Wie sich doch die Pläne ähneln, der russische Plan für die Ukraine, das türkische Projekt für Kurdistan.
Neuordnung des Nahen Ostens?
Die ehemaligen kurdischen Verbündeten im westlichen Kampf gegen den islamistischen Terror wundern sich über die freie Hand, die die NATO offensichtlich der Türkei lässt. In mehreren europäischen Städten demonstrierten Kurden und ihre Freunde gegen den sich ankündigenden türkischen Krieg gegen Rojava.
Laut Selahattin Erdem von ANF-Deutsch wird die Türkei in ihrem militärischen Engagement in Syrien von den USA gesponsert. »Auch wenn die US-Regierung etwas anderes behauptet, ist klar, dass der Angriff auf Aleppo das Werk der von den USA angeführten Kräfte ist.« Es gibt, ist Selahattin Erdem überzeugt, einen Plan der NATO, den Nahen Osten neu zu ordnen. Klingt nach Verschwörung, im Stich gelassen wurden und werden die Kurden — Verbündete des Westens im Antiterrorkampf — aber auf alle Fälle.
Zugunsten der bisher zu Bekämpfenden: Das Dschihadistenbündnis Hayat Tahrir al-Sham (HTS) ging aus dem syrischen Al-Qaida-Ableger Al-Nusra-Front hervor und wird von der UNO, den USA und der EU als Terrororganisation gelistet. Dennoch verharmlosen westliche Medien diese Daschihadisten als »Rebellengruppe« und die Provinz Idlib galt lange als »letzte Bastion der bewaffneten Opposition«.
Auch die von der Türkei aufgebaute, ausgerüstete und finanzierte SNA wird vom Westen mit dem Label »Aufständische« versehen, obwohl einige Dschihadistenmilizen wie Ahrar al-Sharqiya und Sultan-Murad-Brigade von der UNO als Kriegsverbrecher benannt werden und mit Sanktionen der USA belegt wurden.
Nach dem Erdoğan-Sultanat in der Türkei entsteht jetzt in Syrien ein sunnitisches Kalifat. Ein Bündnispartner für die von Erdoğan hochgelobte »Befreiungsbewegung« Hamas. Eine verrückte Neuordnung des Nahen Ostens.
Cëla enghe: Stoppt nicht uns, stoppt die Dschihadisten, Adopt a revolution
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