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Auf der Strecke bleibt das Völkerrecht.
Krieg in Nahost

Autor:a

ai


Die von Israel herbeigeführte Eskalation des Kriegs in Nahost wird weiter tausende Opfer fordern. Länger andauernde Opfer sind aber das Völkerrecht und die UN.

Immer wieder ruft UN-Generalsekretär António Guterres verzweifelt die Konfliktparteien zu Verhandlungen auf. Sein Einfluss ist sehr begrenzt. Zuständig für die Kriegsverhütung wäre eigentlich der UN-Sicherheitsrat, der in beiden großen Kriegen dieser Jahre seine Unfähigkeit gezeigt hat, eine Verhandlungslösung anzubahnen. Nachdem bisher fast jegliche Beschlussfassung der UN-Organe zum Palästinakonflikt am Veto der USA gescheitert ist, war diese weitere Blockadestrategie nichts Neues, hat aber angesichts der israelischen Massaker in Gaza auch der arabischen Welt drastisch vor Augen geführt, was vom Westen zu halten ist, wenn er aufs Völkerrecht pocht.

Die Katastrophe in Gaza und die von Israel provozierte Eskalation im Libanon und gegenüber dem Iran haben die UN das letzte Vertrauen gekostet. Das UN-System hat sich von Neuem blamiert, und zwar ganz klar wegen der Haltung der westlichen Staaten, den USA und ihren Verbündeten. Die immer wieder vom globalen Süden geforderte Reform der Architektur und der Entscheidungsverfahren der UN und vor allem des Sicherheitsrats sind erfolglos geblieben. Dies geht auch ganz klar aus dem Ergebnis der Abstimmung über die Palästina-Resolution in der UN-Generalversammlung im September 2024 hervor. Der Resolutionstext vom 13.9.2024 fordert nur die sofortige Beendigung der völkerrechtswidrigen Besatzung der palästinensischen Gebiete. Die USA und 13 US-Vasallen stimmten dagegen, die G-7 Staaten Frankreich und Japan dafür, aber das Vereinigte Königreich, Deutschland, Italien und Kanada enthielten sich, d.h. sie stimmten im Grunde gegen die Einhaltung des Völkerrechts. Niemand darf sich wundern, wenn immer mehr Staaten im Globalen Süden – 115 Staaten stimmten für die Palästina-Resolution – im Ukraine-Krieg das Beharren der G-7-Staaten auf dem Völkerrecht skeptisch sieht.

Quelle: ISPI

So bleibt nach den Terrorakten der arabischen Milizen, den andauernden Genozidverbrechen Israels in Gaza und seinen terroristischen Angriffen auf Zivilisten im Libanon auch das Völkerrecht auf der Strecke. Das internationale humanitäre Völkerrecht ist von diesem Staat mit Unterstützung der USA mit Füßen getreten worden. Auch die großen europäischen Staaten wie Deutschland und Italien haben sich vor einem Bekenntnis zum Völkerrecht gedrückt. Wenn sie im Fall der Ukraine auf der „regelbasierten internationalen Ordnung“ beharren, mit welcher Glaubwürdigkeit?

Die UN hat in ihrer eigentlichen Aufgabe, die Aggression zu stoppen, die Zivilbevölkerung zu schützen, die Geiseln auf beiden Seiten zu befreien und die Eskalation zu verhindern, kläglich versagt. Musste sie, weil die USA im Sicherheitsrat routinemäßig jede Verurteilung Israels verhindern. Mit diesem Vetorecht, vor allem aber mit der unbegrenzten militärischen und finanziellen Unterstützung Israels bestärken die USA diesen Staat mit seiner gewaltbesessenen Regierung in seiner Vorgangsweise. Dass in Gaza derweil Kriegsverbrechen begangen werden, hat auch der Internationale Strafgerichtshof in seiner Klage gegen Netanjahu und die Hamas-Anführer bestätigt. Eine aus der unbegrenzten Unterdrückung entstandene Miliz macht sich schuldig, aber wenn die größte Militärmacht der Welt den systematischen Bruch des Völkerrechts billigend unterstützt, macht das den Westen insgesamt unglaubwürdig.

Diese Heuchelei mit System wird obendrein von der NATO mitgetragen, und zwar im Fall Türkei, die seit Jahren im Grund dieselbe völkerrechtswidrige Aggression begeht wie Russland. Die permanenten Angriffe auf die Kurdenregionen in Syrien unterscheiden sich zwar im Ausmaß, aber nicht in der Qualität des Rechtsbruchs von den beiden großen Kriegsschauplätzen. Das NATO-Mitglied Türkei hat zusammen mit lokalen Milizen im Frühjahr 2018 die ganze Region Afrin erobert und ethnisch gesäubert, d.h. die meisten Kurden vertrieben: schwerer Bruch des Völkerrechts. Sie hat einen breiten Streifen der autonomen Region Rojava besetzt und greift mit Nadelstichtaktik laufend an, tötet Zivilisten, zerstört Infrastruktur. Das alles unter dröhnendem Schweigen der NATO-Partner, die die Türkei mit Waffen beliefern. Die NATO erlaubt einem Mitglied dasselbe, was sie in der Ukraine zu Recht seit zweieinhalb Jahren bekämpft. Der Kurdistan-Konflikt – völlig im Schatten der beiden großen Kriege – wird bei einer Tagung der GfbV und des Friedenszentrums der Caritas am Samstag, 5.10.24. und am Samstag, 12.10.24 in Bozen beleuchtet. Hier das Programm.


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Comentârs

7 responses to “Auf der Strecke bleibt das Völkerrecht.
Krieg in Nahost

  1. Harald Knoflach avatar

    Ich halte diesen Text für sagenhaft undifferenziert und verharmlosend bezüglich Terrorismus und Klerikalfaschismus.

    Die von Israel herbeigeführte Eskalation des Kriegs in Nahost

    Israel alleinig für die Eskalation verantwortlich zu machen ist absurd. Auszublenden, dass am 7. Oktober 2023 hunderte Terroristen (und Zivilisten) nach Israel eingedrungen sind und fast 1.200 Menschen (großteils Zivilisten) massakriert, tausende verletzt und hunderte Zivilisten entführt haben sowie die Hisbollah in der Folge beginnend mit dem 8. Oktober (da gab es noch keinen Angriff Israels auf Gaza) tausende Raketen vom Südlibanon aus auf zivile Einrichtungen in Israel abgefeuert hat, ist abenteuerlich. Von der ganzen Vorgeschichte des Konfliktes ganz zu schweigen. (siehe Der Nahostkonflikt ist kein Fußballspiel)

    Nachdem bisher fast jegliche Beschlussfassung der UN-Organe zum Palästinakonflikt am Veto der USA gescheitert ist

    Das ist faktisch falsch. Israel wird von UN-Gremien (nicht unbedingt dem Sicherheitsrat) überdurchschnittlich oft verurteilt bzw. mit Resolutionen bedacht – was angesichts der Vielfältigkeit und Dramatik anderer Konflikte auf der Welt einen klaren (mitunter antisemitischen) Bias vermuten lässt und unverhältnismäßig (unglaubwürdig?) ist – wie ich im Kapitel Warum für Israel andere Maßstäbe gelten? geschrieben habe: “Im Zeitraum zwischen 2015 und 2022 gab es 140 Resolutionen der UN-Generalversammlung zu Israel, im gleichen Zeitraum hingegen nur 68 Beschlüsse zu allen anderen Ländern auf der Welt. Im UN-Menschenrechtsrat gab es zwischen 2006 und 2023 192 Verurteilungen. 103 davon betrafen Israel, 42 Syrien, 16 Nordkorea, 14 den Iran und 12 Eritrea. China, Russland, Saudi Arabien, Afghanistan und andere bekannte “Menschenrechtschampions” scheinen in der Statistik nicht auf. Keine einzige Verurteilung.”

    Die Katastrophe in Gaza und die von Israel provozierte Eskalation im Libanon und gegenüber Iran haben die UN das letzte Vertrauen gekostet. Das UN-System hat sich von Neuem blamiert, und zwar ganz klar wegen der Haltung der westlichen Staaten, den USA und ihren Verbündeten.

    Wie gesagt – die Eskalation ging nicht von Israel aus. Israel hat sie jedoch auf eine andere Ebene gebracht. Und die Tatsache, dass UN-Organisationen wie UNWRA von Terroristen unterwandert sind, ist jetzt auch nicht gerade vertrauensfördernd. Aber der Westen ist schuld. Klar. Jener Westen, der so gut wie sämtliche humanitäre Hilfe an die Palästinenser in den letzten Jahrzehnten finanziert hat.

    Niemand darf sich wundern, wenn der globale Süden – 115 Staaten stimmten dafür – im Ukraine-Krieg das Beharren der G-7-Staaten auf dem Völkerrecht skeptisch sieht.

    Ein unprovozierter Angriffskrieg auf ein Nachbarland und eine Verteidigungsreaktion auf Angriffe (freilich kann man argumentieren, dass sie zu brutal ist) sind schon noch einmal zwei paar Schuhe.

    So bleibt nach den Terrorakten der arabischen Milizen, den grauenhaften Genozidverbrechen Israels in Gaza und seinen terroristischen Angriffen auf Zivilisten im Libanon auch das Völkerrecht auf der Strecke.

    Terrortruppen wie Islamischer Dschihad und Hamas als “Milizen” zu verharmlosen und Israel einseitig Genozid vorzuwerfen ist abenteuerlich. Und dass im Libanon ebenfalls klerikalfaschistische Terroristen (die illegal den Süden des Landes besetzen) und nicht gezielt Zivilisten bekämpft werden, dürfte dir auch entgangen sein. Nach der Tötung Nasrallahs gingen beispielsweise im von Unterdrückung und Kriegsverbrechen gebeutelten syrischen Idlib die Menschen vor Freude auf die Straße. Auch weil sie hoffen, dass der Einfluss des Terrorregimes im Iran – das sich mit einem Angriff auf die israelische Zivilbevölkerung ebenfalls eingemischt und eskaliert hat – dadurch geschwächt ist.

    Die UN hat in ihrer eigentlichen Aufgabe, die Aggression zu stoppen, die Zivilbevölkerung zu schützen, die Geiseln auf beiden Seiten zu befreien und die Eskalation zu verhindern, kläglich versagt.

    Die Geiseln auf beiden Seiten? WTF?

    Mit diesem Vetorecht, vor allem aber mit der unbegrenzten militärischen und finanziellen Unterstützung Israels bestärken die USA diesen Staat in seiner Vorgangsweise.

    Gäbe es diese Unterstützung nicht, gäbe es keinen Staat Israel mehr und die meisten Juden in der Region wären vertrieben oder tot. So wie das mit 800.000 Juden in den arabischen Ländern ab 1948 passiert ist. In Israel selbst und in den palästinensischen Gebieten hingegen wächst die arabisch-muslimische Bevölkerung rasant.

    Eine aus der unbegrenzten Unterdrückung entstandene Miliz

    Wie gesagt – die Hamas als “Miliz” zu verharmlosen und gleichzeitig zu betonen, wie terroristisch, genozidal und unterdrückend der Staat Israel sei, wo die arabisch-muslimische Bevölkerung mehr Freiheit und Rechtssicherheit genießt, als in Palästina selbst, ist ein bissi Dings, wie Wolf Haas es sagen würde. Und dass die arabische Seite so gut wie jeden Versuch einer friedlichen Lösung in Koexistenz mit Israel (auch UN-Resolutionen usw.) in den vergangenen Jahrzehnten abgelehnt hat, ist schon auch kein unwesentlicher Aspekt. Die ständige bisweilen durch Antisemitismus befeuerte Aggression hat die Palästinenser nicht ganz unverschuldet in diese Situation geführt. Wobei das unter umgekehrten Vorzeichen auch für die israelische Seite gilt (Siedlerbewegung usw.). Aber die Einseitigkeit, die aus den obigen Zeilen klingt, ist wirklich geschichtsvergessen.

    Diese Heuchelei mit System wird obendrein von der NATO mitgetragen, und zwar im Fall Türkei, die seit Jahren im Grund dieselbe völkerrechtswidrige Aggression begeht wie Russland. Die permanenten Angriffe auf die Kurdenregionen in Syrien unterscheiden sich zwar im Ausmaß, aber nicht in der Qualität des Rechtsbruchs.

    Da gebe ich dir recht.

    1. Thomas Benedikter avatar
      Thomas Benedikter

      Angesichts der laufenden Bombardierung der Zivilbevölkerung im Süden Beiruts und des anstehenden neuen Großangriffs der israelischen Streitkräfte auf die wehrlosen Zivilisten im Norden von Gaza, angesichts der andauernden Rache- und Vergeltungsstrategie der Netanjahu-Regierung, die zu diesen entsetzlichen Ergebnissen geführt hat, fehlt mir heute die Lust und Energie, so differenziert auf die genannten Zusammenhänge einzugehen, wie das Harald wünscht (ein Artikel ist eben nur ein Artikel und kein 10-Seiten-Essay, was ich dir auch liefern könnte). Seine Widerworte sind Punkt für Punkt widerlegbar, doch ein andern Mal. Fahr von mir aus inzwischen mal fort, Kriegsverbrechen und Genozid zu relativieren.

      1. Harald Knoflach avatar
        Harald Knoflach

        Schau. Trotz meiner persönlichen und emotionalen Verbindungen zu dieser Thematik (Ich habe 2004 einen Raketenangriff der Hisbollah am Golan miterlebt – ich war damals weniger als 2 km von den Hisbollah-Kämpfern entfernt -, habe arabische Freunde, die beim jüngsten Angriff der Hisbollah auf Majdal Shams mit 12 toten Kindern betroffen waren und habe auch israelische Freunde, die in den betroffenen Gebieten wohnen) versuche ich, die Sache differenziert zu betrachten. Denn sie ist nun einmal ein klein wenig komplexer als “Die Israelis sind böse und die Palästinenser sind die Opfer” wie es aus deinen Zeilen herausklingt, wenn du schreibst: “Eine aus der unbegrenzten Unterdrückung entstandene Miliz” oder “Die von Israel herbeigeführte Eskalation des Kriegs in Nahost”, wenn es die Hamas war, die wie noch nie zuvor eskaliert hat oder “die von Israel provozierte Eskalation im Libanon”, wenn es die Hisbollah war, die am 8. Oktober 2023 mit dem Beschuss Nordisraels begonnen hat – wie mir meine arabischen und israelischen Freunde in Majdal Shams und Neve Ativ bestätigen.

        Niemand bestreitet, dass die Folgen dieses Krieges für die Zivilbevölkerung furchtbar sind (übrigens auch auf israelischer Seite – nur sind die halt gewillter und besser in der Lage, ihre Zivilbevölkerung zu schützen). Jede/r Tote und Verletzte ist eine/r zu viel. Und selbstverständlich wird es in diesem Krieg auch Kriegsverbrechen geben. Es hat in der Geschichte der Menschheit wohl noch kein Krieg stattgefunden, in dem nicht von jeder Kriegspartei auch Kriegsverbrechen begangen wurden. Das ist keine Relativierung, sondern eine nüchterne Feststellung. Bezüglich Genozid ist die Sache schon wieder etwas komplizierter. Entscheidend ist die Absicht, die dahintersteckt. Bei der Hamas ist das ziemlich eindeutig, dass diese genozidal unterwegs ist – die haben die Vernichtung Israels und der Juden sogar in ihrer Charta. Umgekehrt ist dieser Absichtsnachweis schwierig und noch lange nicht ausjudiziert. Wobei dies den zivilen Opfern wurscht ist, ob sie durch Genozid oder nicht gestorben sind. Das ist schon klar. Das ändert nichts an der individuellen Tragik. Dennoch gibt es einen Unterschied zw. Tötung und Mord und nicht jeder tote Zivilist in einem Krieg ist notwendigerweise Opfer von Genozid (Stichwort Bombenkrieg der Alliierten).

        Da auch ein 10-Seiten-Essay nicht langt, habe ich den Konflikt etwas länger beschrieben. Wenn du die Zeit findest, kannst du es ja lesen und mir gegebenenfalls sagen, ob ich falsch liege.

        Teil 1: https://www.brennerbasisdemokratie.eu/?p=84056
        Teil 2: https://www.brennerbasisdemokratie.eu/?p=84545

  2. FCK PTN avatar
    FCK PTN

    Spanien unterstützt Palästina, Catalunya will be free , from the River to the Sea)

  3. FCK PTN avatar
    FCK PTN

    Freiheit für Katalonien, eine Israelische Knesset Abgeordnete hat sich übrigens für die Anerkennung Kataloniens und des Baskenlandes durch Israel ausgesprochen. Palästina wird leider großteils von Islamisten regiert , auch wenn ich hier wie immer für die Selbstbestimmung bin. Mit der Ukraine kan der Krieg im Gaza nicht verglichen werden. Und der Iran ist alles andere als unschuldig.

  4. Steffl avatar
    Steffl

    Interessant dazu ist das Fazit des bekannten jüdischen Holocoust-Forschers Omer Bartov, der mittlerweile klar von einem Genozid vonseiten Isreals spricht. Da können dann wohl weder Verharmlosung und schon gar nicht Antisemitismus als Gegenargumente herhalten.

    https://www.srf.ch/news/international/nahost/vorwurf-des-genozids-israel-will-gazastreifen-fuer-palaestinenser-unbewohnbar-machen

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