Wie der Corriere in seiner gestrigen Südtirolbeilage berichtet, hat Meraner Stadtregierung einstimmig — also mit den Stimmen der SVP — beschlossen, einen »100% zweisprachigen« Kindergarten zu errichten, wo die Kinder in einer »paritätischen ‘Vollimmersion’« mit den Sprachen Deutsch und Italienisch gleichermaßen konfrontiert werden sollen. Der Vorschlag sei das Ergebnis einer Arbeitsgruppe, in der Sabine Kiem (Team K), Beatrice Calligione (von der Bürgermeisterliste Civica per Merano) und Julia Dalsant (Grüne) mit Unterstützung der zuständigen Gemeindereferentin Emanuela Albieri (ebenfalls Civica per Merano) und zweier Beraterinnen gearbeitet haben sollen. Die Namen der Beraterinnen lauten Renata Zanin (von der FUB) und: Liliana Turri.
Wie wir hier schon öfter thematisiert haben (01
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), giftet Turri, früher bei den Grünen, dann beim Team K, seit Jahren — unter anderem auf Salto — mit drastischer Wortwahl gegen Südtirol, das Autonomiestatut, seine Mechanismen und den Dialekt. Dabei schwingt sie regelmäßig auch die Nazikeule. Ein mehrsprachiges Schulsystem fordert sie immer wieder auch mit Argumenten, die ihre Verachtung für den Minderheitenschutz erahnen lassen.
Gegenüber dem möglichen Untergang der ladinischen Sprache legt sie sogar einen erschreckenden, achselzuckenden Fatalismus an den Tag, der — im Sinne eines Victim Blamings — die linguizidalen Minorisierungstendenzen und -mechanismen (01
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) völlig außer acht lässt:
Ladinisch sollte man in der Familie sprechen und pflegen sowie im territorialen Kontext. Wenn dies nicht gemacht wird, kann die Schule auch nicht viel ausrichten. Und darüber hinaus folgt das ein wenig der Tendenz der Minderheitensprachen, die immer weniger gesprochen werden, leider. Die Sprecher selbst sind dafür verantwortlich, im Unbewusstsein, dass sie ihre Sprache, ihre Kultur sterben lassen.
– Liliana Turri
Übersetzung von mir (Original anzeigen)
Il ladino si dovrebbe parlare e curare in famiglia e nel contesto del territorio. Se questo non viene fatto la scuola più di tanto non può dare. E del resto segue un po’ la tendenza delle lingue minoritarie che si parlano sempre meno, purtroppo. I parlanti stessi sono responsabili di questo, inconsapevoli che fanno morire la loro lingua, la loro cultura.
– Liliana Turri
Sollte die deutsche Sprache durch die Immersionsprojekte Schaden nehmen, war es halt eben die Schuld der Minderheit.
Einem Gastbeitrag, in dem die Sprachgruppenzugehörigkeitserklärung und der Proporz als Maßnahmen beschrieben werden, die vom Nationalsozialismus inspiriert seien, pflichtete sie in den Kommentaren bei:
Zusammengefasst. Wer von ausserhalb [sic] der Provinzgrenzen kommt (aber auch einige, die innerhalb dieser Grenzen wohnen), sehen in der ethnisch-sprachlichen Trennung ein Zeichen fuer [sic] den Einfluss der NS-Ideologie.
– Liliana Turri
Und diejenigen, die es nicht sehen, ist es, weil sie es nicht sehen wollen. [sic]
– Liliana Turri
In einem eigenen Salto-Beitrag spricht sie sogar faktenbefreit von einem angeblichen »Todesmarsch« der Italienerinnen in Südtirol.
Dass eine Person, die so argumentiert und für die Rechte der deutschsprachigen Minderheit nichts übrig hat, als Beraterin für ein mehrsprachiges Kindergartenprojekt in Südtirol fungiert, ist wirklich schwer verdaulich. Immersionsprojekte, von denen die Wissenschaft im Fall von Sprachminderheiten abrät1umso mehr in einem Kontext (wie Meran), wo die Minderheitensprache nicht dominant ist (z.B. 01
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), müssten in Südtirol, wenn sie denn umgesetzt werden, stets den Minderheitenschutz vor Augen haben. Die Einbindung von Frau Turri wirft diesbezüglich aber einen Schatten voraus und lässt erahnen, welche »Werte« dem Projekt zugrunde liegen.
- 1umso mehr in einem Kontext (wie Meran), wo die Minderheitensprache nicht dominant ist
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