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Auch die Feuerwehren werden ‘assimiliert’.

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Die Fahrzeuge der Freiwilligen Feuerwehren in Südtirol waren bis vor wenigen Jahren oft einsprachig deutsch oder einsprachig ladinisch beschriftet — einer der ganz wenigen öffentlichen Bereiche, in denen die beiden Minderheitensprachen (insbesondere auch die kleinste Landessprache) Vorrang hatten und sogar alleine stehen durften. Letzthin ist mir aufgefallen, dass das seit einigen Jahren nicht mehr der Fall ist: Auf neueren Fahrzeugen steht vorn und hinten (wo es am sichtbarsten wäre) häufig gar nichts mehr — weder Feuerwehr noch Destudafuech/Stüdafüch. An den Flanken und hinten prangt meist nur die Notrufnummer 112, lediglich auf den Türen ist weiterhin zu lesen, um die Freiwillige Feuerwehr welcher Ortschaft es sich handelt.

Jetzt habe ich bei jemandem, der mit dem Bereich gut vertraut ist, nachgefragt — und tatsächlich: Der Landesfeuerwehrverband schreibt den Feuerwehren neuerdings angeblich vor, auf die gut sichtbaren Aufschriften an Front und Heck ganz zu verzichten oder fortan Italienisch in gleicher Größe zu berücksichtigen. Das, obschon es sich bei den Freiwilligen Feuerwehren (anders als bei der Berufsfeuerwehr) um »private« Organisationen handelt.

Typische Beschriftung älterer Fahrzeuge (links: FF Bruneck – rechts: FF San Ćiascian)

Öffentliche Institutionen wie Staatspolizei, Finanzwache oder Gefängnispolizei scheren sich keineswegs um eine konsequent zwei- oder gar dreisprachige Beschriftung ihrer Einsatzfahrzeuge und Uniformen. Italienisch reicht. Rettungsorganisationen ist es einer Auskunft des Weißen Kreuzes zufolge sogar ausdrücklich verboten (!), die (meist spiegelverkehrte) Frontbeschriftung Ambulanza auch auf Deutsch anzubringen. Und während auf den Fahrzeugen des Roten Kreuzes bis vor wenigen Jahren wenigstens noch Ambulance stand, ist dort neuerdings (wie auf denen der Weißen) auch nur noch Ambulanza zu lesen.

Typische Gestaltung neuerer Fahrzeuge (FF Girlan-Schreckbichl)

Dass nun im Gegenzug der Landesveuerwehrverband — ob aufgrund eines Gesetzes oder aus vorauseilendem Gehorsam und einseitigem Respekt weiß ich nicht — seinen Mitgliedsorganisationen offenbar perfekte Zweisprachigkeit vorschreibt, ist ein gutes Beispiel für sprachlichen Suprematismus: Während italienische Einsprachigkeit sogar bei öffentlichen Institutionen gang und gäbe ist, wird Einsprachigkeit dort konsequent ausgemerzt, wo sie bislang ausnahmsweise zugunsten der Minderheitensprachen ausgefallen war.

Siehe auch: 01 02



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Comentârs

2 responses to “Auch die Feuerwehren werden ‘assimiliert’.”

  1. Hartmuth Staffler avatar
    Hartmuth Staffler

    Bereits vor einigen Jahren wurde bei der Renovierung der Brixner Feuerwehrhalle der wunderbare, vom Künstler Heiner Gschwendt auch sehr schön gestaltete Spruch (“Gott zur Ehr, den Menschen zur Wehr”) entfernt, weil er nach Meinung des damaligen Feuerwehrkommandanten “die Italiener beleidigen könnte”. Meines Wissens sind aber die Italiener nicht beleidigt, wenn ihnen unsere Feuerwehren zu Hilfe kommen.

  2. G.P. avatar
    G.P.

    Schleichend und in klitzekleinen Schritten erfolgt die Italianisierung bzw. Assimilierung. Machen sie gut, die Italiener. Und wir “dummen” Südtiroler merken es gar nicht oder es ist uns komplett egal, lohnt ja nicht, sich aufzuregen oder dagegenzustemmen, wegen solcher Lappalien.
    Dagegen kämpfen die Italiener um jede Tafel, um jedes Wort, um jeden Buchstaben, wehe er ist nicht übersetzt, wehe er ist nicht korrekt übersetzt.

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