Sieben Artikel hat Patrizia Zambai in ihrer Serie Gaza Calling seit dem 29. Jänner als Community-Beiträge auf Salto veröffentlicht. Und alle sieben wurden von der Redaktion mit dem Prädikat Community Highlight ausgezeichnet.
Doch worum geht es in den redaktionell geadelten Gastbeiträgen?
In sieben Folgen widmet sich Zambai dem Nahostkonflikt und schafft es dabei, die Palästinenserinnen einseitig und ausschließlich als Opfer darzustellen, während Israel, die USA und der Westen aufs Schärfste kritisiert und beschuldigt werden. Dabei ist vieles von dem, was am Vorgehen Israels und seiner Verbündeten beanstandet wird, sicherlich richtig und gerechtfertigt.
Absolut unfassbar ist jedoch, dass in der gesamten Artikelserie nie erwähnt wird, dass die Hamas einen verheerenden Terroranschlag auf Israel verübt und 239 Personen entführt hat. Kein einziges Mal wird an der fundamentalistischen Terrororganisation auch nur die leiseste Kritik geübt.
Das allein wäre bereits eine schwer zu übertreffende, unerträgliche Leistung.
Leider ist es aber noch deutlich schlimmer.
Was vergangenen Oktober vorgefallen ist, wird von Zambai nicht etwa »bloß« verschwiegen, sondern auch noch aktiv verharmlost und sogar gerechtfertigt. In ihrem zweiten Artikel bezeichnet sie den Terrorakt noch euphemistisch als »Aktionen der Hamas vom 7. Oktober«1Alle Zitate von mir aus dem Italienischen übersetzt.. In Folge vier behauptet sie dann schon, »Kolonialismus, Gewalt und Übergriffe« durch Israel hätten »zum Gemetzel vom 7. Oktober und zur Tragödie, der wir gerade beiwohnen« geführt. Am Terrorakt der Hamas ist also nicht — nicht einmal teilweise — die Hamas schuld, sondern einzig und allein: Israel.
In Folge sechs geht es um eine Frau, die in Bozen auf dem Boden kniend und mit verbundenen Augen Flyer verteilt haben soll. Die Autorin schwärmt, dass aus diesen Flugblättern die palästinensischen Frauen »der demokratischen Welt zurufen, dass Israel sich nicht verteidigt, sondern angreift. Wer sich verteidigt ist der Okkupierte, der Enteignete, der Geflüchtete. Uns Privilegierten in diesem Land, die wir uns die Gewaltlosigkeit leisten können, sagen sie, dass kolonisierte und unterdrückte Völker das Recht haben, für ihre Befreiung zu kämpfen und dass Entkolonialisierungsprozesse fast nie friedlich abgelaufen sind.« Die grausamen Morde und die Geiselnahmen sind also rechtens. Hamas ist eine unbefleckte Befreiungsbewegung, die leider zur Gewalt gezwungen ist.
Zu diesem Beitrag veröffentlicht Zambai auch ein Bild der Knienden. Am Boden ist vor ihr eine Palästina-Flagge ausgebreitet, zudem hat sie ein Schild mit folgender Botschaft aufgestellt: »Gestern die Hinnahme der Rassengesetze, heute die Hinnahme der Beteiligung an einem Genozid. Schweigen = Straflosigkeit.« Die Gleichsetzung des Gazakriegs mit der Judenverfolgung. Verharmlosung des Holocausts.
In der gestern veröffentlichten siebten Folge, die von der Redaktion prompt als Highlight gekennzeichnet wurde, missbraucht die Autorin dann noch ein Gutachten des IGH über die israelische Siedlungspolitik, um Desinformation zu verbreiten. Durch dieses »Urteil« (das keines ist) sollen die Regierungen der Länder, die Israel unterstützen, angeblich »illegal« werden. Genauso »illegal« wie Universitäten, die mit isrealischen Firmen zusammenarbeiten — oder die vorgebliche »Apartheid« des Staates Israel. Das »Urteil« sei eindeutig und könne nicht ignoriert oder missverstanden werden. Doch genau das tut Zambai: sie missversteht und missinterpretiert. Ob sie das bewusst tut, ist an dieser Stelle einerlei, den für sie gibt es nur zwei Farben, schwarz und weiß.
Es ist ein Highlight der Ungeheuerlichkeit.
- 1Alle Zitate von mir aus dem Italienischen übersetzt.
Scrì na resposta