Im April war im Bozner Gefängnis die Krätze ausgebrochen, die Lage konnte nur mit Mühe wieder unter Kontrolle gebracht werden. Dann musste ein ganzer Gebäudetrakt, in dem Freigangberechtigte untergebracht waren, wegen Einsturzgefahr geschlossen werden. Anschließend berichteten Medien übereinstimmend, der italienische Staat habe nun einseitig und ohne Vorankündigung beschlossen, doch keine neue Haftanstalt in Bozen zu errichten, sondern die bestehende zu sanieren. Der hierfür angeblich zur Verfügung stehende Betrag von anderthalb Millionen Euro reicht gerade einmal für den Umbau eines kleineren Mehrfamilienhauses, bei einem baufälligen Gebäude in der Größe und mit den Sicherheitsanforderungen des Bozner Gefängnisses ist das wohl ein Tropfen auf den heißen Stein.
In diesen Tagen haben die Häftlinge eine friedliche Protestaktion gestartet — unter anderem Bettlaken an die Fenstergitter der Zellen gehängt und mit Töpfen Lärm gemacht —, um auf die unmenschlichen Haftbedingungen hinzuweisen. Auf den Talferwiesen gab es eine Kundgebung und sogar die Gefängnisleitung zeigte Verständnis.
Wie das alles mit der Erzählung zusammenpasst, dass Bozen unter Gefangenen angeblich als Geheimtipp gelte, weil es in den alten Gemäuern so menschlich zugehe, ist mir ein Rätsel. Doch sie stammt ja auch nicht von Leuten, die das Gefängnis bewohnen müssen.
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