Als ich heute in der Landeshauptstadt war, habe ich kurz in die Nuova Libreria Cappelli gelugt, da ich mich in der Nähe befand und eine knappe Viertelstunde übrig hatte. Nicht zuletzt begeisterte Berichte über einen Laden mit sozialem Profil hatten mich neugierig gemacht. Doch was hier neben einem gepflegten Ambiente und einer ansprechenden Bücherauswahl — jedenfalls jemandem, dem die Mehrsprachigkeit ein Anliegen ist — schnell ins Auge fällt: Es gibt hier keine Bücher in deutscher Sprache. Kein einziges. Weil ich dachte, vielleicht doch etwas übersehen zu haben, habe ich noch an der Kassa nachgefragt, wurde aber freundlich auf die Europa-Buchhandlung in einer nahegelegenen Allee hingewiesen. Dort gebe es auch deutsche Bücher.
Über diese Selbstverständlichkeit war ich ehrlich gesagt ziemlich verblüfft.
Auch nach längerem Nachdenken fällt mir keine Buchhandlung im Land ein, wo es nicht auch wenigstens einige italienische Bücher gibt. Um eine der zwei größeren Landessprachen ganz draußen zu halten, muss man sich ja fast anstrengen, wenn man allein an das bilinguale Programm der meisten heimischen Verlage denkt. Eigentlich bin ich versucht zu sagen, die neue Cappelli könnte in einer beliebigen Stadt Italiens stehen. Doch selbst das wäre wohl falsch, denn für gewöhnlich haben Buchhandlungen dieser Größenordnung zumindest eine Ecke mit fremdsprachigen Büchern — darunter eigentlich immer auch welche auf Deutsch.
Das wohl umso mehr, wenn es sich um einen Laden handelt, der den Anspruch erhebt, ein Mittelpunkt für die (lesenden) Menschen der Stadt zu sein.
Cëla enghe: 01
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