Seit dem 11. Juni veröffentlicht die italienische Notenbank nach und nach die aktuelle Ausgabe der jährlichen Berichte über die Wirtschaftslage in den einzelnen Regionen und autonomen Länder des Staates. Der Band, der sich mit Südtirol und Trentino befasst, wurde am 11. Juni in Trient und am 18. Juni in Bozen vorgestellt. Die Medien haben mehrfach darüber berichtet.
Obwohl er wichtige Wirtschaftsdaten und Indikatoren beinhaltet, ist auch der Südtirol betreffende Bericht ausschließlich in italienischer Sprache verfügbar. So ist er (obwohl die Landessprachen Deutsch und Italienisch eigentlich gleichgestellt wären) für die Mehrheit der Bürgerinnen in diesem Land, falls sie ihn — wie ich zum Beispiel — lesen möchten, nicht in ihrer Erstsprache zugänglich. Dasselbe gilt für Institutionen, Wirtschafts- und Sozialverbände, Gewerkschaften, NROs oder auch Medien in Südtirol, denen die mit öffentlichen Mitteln finanzierten und durchgeführten Studien nur auf Italienisch zur Verfügung stehen. Und nicht zuletzt haben auch Wissenschafterinnen aus dem deutschen Sprachraum, die unser Land und die entsprechenden Erkenntnisse in eine grenzüberschreitende Analyse miteinbeziehen wollten, keinen Zugang zu wichtigen Daten, wenn sie nicht Italienisch beherrschen oder die Hürde einer relativ aufwändigen Übersetzung nehmen wollen. Die Einsprachigkeit ist also insbesondere in Bezug auf Südtirol ausgrenzend und diskriminierend.
Man stelle sich vor, das Land (zum Beispiel das Astat), die Handelskammer, das AFI oder etwa die Eurac würde wichtige Daten über Südtirol in einer regelmäßig erscheinenden Reihe nur auf Deutsch veröffentlichen. Der empörte Aufschrei würde nicht lange auf sich warten lassen. So hingegen wird dies bislang von allen schweigend hingenommen. Auch an dieser Selbstverständlichkeit erkennt man die Minorisierung einer Sprache.
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