Im Jahr 2007 hatte sich die Bevölkerung der ladinischen Gemeinden von Souramont (Provinz Belluno) unmissverständlich für eine Angliederung an Südtirol ausgesprochen. Über 78% der Abstimmenden (und rund 56% aller Stimmberechtigten) taten in den Gemeinden Anpezo, Col und Fodom ihren Wunsch kund, Ladinien in der autonomen Region Südtirol-Trentino wiederzuvereinigen. Im Laufe der faschistischen Diktatur war die Minderheit auf drei Provinzen (Bozen, Trient und Belluno) aufgeteilt worden, um sie rascher zu assimilieren. Während die Ladinerinnen in Südtirol und Trentino in der Nachkriegszeit von der Autonomie profitierten und einige Rechte zuerkannt bekamen, genießen ihre Schwestern in Venetien bis heute über keinen nennenswerten Schutz.
Im Laufe der seit dem Referendum vergangenen vier Jahre musste die Bevölkerung von Souramont vor allem eins erleben — nämlich wie ihr demokratischer Wille systematisch missachtet wurde. Konkret wurde nur wenig unternommen, um die Angliederung an Südtirol zu ermöglichen.
Im Gegenteil: Es wurden immer neue Modelle ersonnen, um den Ladinerinnen den Verbleib bei Venetien schmackhaft zu machen. Mittels Mailänder Abkommen wurde festgelegt, dass Südtirol und Trentino millionenschwere Infrastrukturprojekte in den Grenzgemeinden finanzieren müssen — ein Versuch, kulturelle Forderungen im Geld zu ersticken. Zudem wurde der Vorschlag unterbreitet, der Provinz Belluno einen Autonomiestatus einzuräumen, um das Engagement der Ladinerinnen auf unterschiedliche Projekte zu spalten.
Das nun von der Zentralregierung vorgelegte Sparpaket sieht aber das genaue Gegenteil vor: Provinzen mit weniger als 300.000 Einwohnern sollen — ohne Rücksicht auf historische und geographische Besonderheiten — pauschal abgeschafft werden. Dazu gehört auch die nördlichste Provinz Venetiens. Es ist jetzt also an der Zeit, dem demokratischen Willen der Ladinerinnen zu entsprechen. Anstatt des zweifelhaften Segens einer autonomen Provinz Belluno droht ihnen in Venetien sonst die Eingliederung in eine noch größere Normalprovinz. Während sie dort anteilsmäßig eine noch unbedeutendere Minderheit stellen würden als heute, könnten sie in Südtirol zu einer Stärkung der ältesten Sprachgruppe beitragen und Synergieeffekte entfachen.
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