Der Leiferer EU-Abgeordnete Matteo Gazzini, der noch rechtzeitig vor der Europawahl die ausgepumpte Lega verlassen und zu Forza Italia (EVP) übergetreten ist, hat vor knapp einer Woche auf Facebook bekannt gegeben, nicht nur zum europäischen Parlament, sondern auch für das Bürgermeisteramt in seiner Stadt kandidieren zu wollen. In Leifers waren Neuwahlen nötig geworden, nachdem der vormalige Bürgermeister Christian Bianchi für Lega und Uniti zuerst in den Landtag und dann auch in die Landesregierung eingezogen ist.
Großartig finde ich in Gazzinis Ankündigung folgenden Passus:
Ich spreche Italienisch, Englisch und Portugiesisch und komme auch mit Spanisch ziemlich gut zurecht. Mein Deutsch ist für einen Südtiroler nicht auf einem akzeptablen Niveau, doch ich habe den Gedanken noch nicht aufgegeben, es ordentlich zu lernen.
– Matteo Gazzini
Übersetzung von mir (Original anzeigen)
Parlo italiano, inglese e portoghese, e me la cavo abbastanza bene anche con lo spagnolo. Il mio tedesco non è ad un livello accettabile per un altoatesino ma non ho ancora abbandonato l’idea di impararlo come si deve.
– Matteo Gazzini
Ja, dass er offenbar doch kein Russisch beherrscht, ist erstaunlich. Ich beziehe mich aber natürlich auf die Tatsache, dass es als Qualifikation für eine Bürgermeisterkandidatur auszureichen scheint, eine von zwei — angeblich gleichwertigen — Amtssprachen zwar nicht gescheit zu beherrschen, aber wenigstens den Gedanken daran noch nicht aufgegeben zu haben. Das ist leider kein Einzelfall und auch keineswegs auf die politische Rechte beschränkt, wenn wir uns die Deutschkenntnisse des ehemaligen Bürgermeisters Christian Bianchi, seines nunmehrigen Regierungskollegen Marco Galateo (FdI) oder des Bozner Bürgermeisters Renzo Caramaschi (und der meisten ihrer Vorgängerinnen) vergegenwärtigen.
Marco Galateo wurde in der SWZ vom 19. Jänner folgendermaßen zitiert:
Sie werden Landesrat in einem mehrsprachigen Land, sprechen aber praktisch kein Deutsch. Eine Schwäche?
Ja, das ist eine Schwäche von mir, die ich ausmerzen möchte, sobald ich die Zeit dazu finde. Passiv verstehe ich das Allermeiste, aber aktiv Deutsch zu sprechen, ist mir peinlich. […]
– Marco Galateo
So kann denn auch der SVP-Anwärter auf das Amt des Leiferer Bürgermeisters, Giovanni Seppi, allen Ernstes damit werben, dass die Zeit für einen zweisprachigen Bürgermeister gekommen sei — was im Jahr 2024 wie aus der Zeit gefallen klingt. Hat es in Südtirol jemals einen Bürgermeister oder eine Landesratin deutscher Muttersprache gegeben, deren Italienischkenntnisse nur in Gedanken vorhanden waren? Wohl nicht. Wenn es einen Beleg für die Minorisierung der Mehrheitssprache im Land gebraucht hätte: hier wäre er. Das wird Gazzini, Galateo und Co. aber natürlich nicht davon abbringen, weiterhin von den Italienerinnen als der eigentlichen Minderheit zu schwafeln.
Cëla enghe: 01
02
03
04
05
06
| 07
|| 01
Scrì na resposta