Das zerstörte Mariupol, Symbol für den russischen Staatsterrorismus
Die Entrüstung des Putin-Regimes über das Massaker der klerikalfaschistischen Hamas am 7. Oktober 2023 in Israel hielt sich in Grenzen. Wohl eher überwogen die Sympathien, stuften die Mächtigen im Kreml die Schlächterei als »Befreiungsaktion« ein. Trotz der rechtsrechten Regierung Netanyahu, die sich in ihrer Kritik am russischen Eroberungskrieg in der Ukraine auffallend zurückgehalten hatte.
Das völkische Russland, das sich tierisch über das Hamas-Massaker freute, machte die Ukraine für das islamistische Attentat bei Moskau verantwortlich. Die Staatsmedien verbreiten auf Anordnung von oben die angebliche ukrainische Spur. Islamistischer Terror aus der Ukraine?
Der ukrainische Präsident Selenskyj reagierte mit dem Vorwurf, dass die russischen Besatzungssoldaten Terroristen seien, die täglich mit ihrer Luftwaffe und Artillerie ukrainisches Land und ukrainische Leute terrorisieren.
Symbol Mariupol
Das Beispiel schlechthin für diesen Staatsterror ist die Hafenstadt Mariupol, die bis zum »flächendeckenden russischen Einmarsch« im Februar 2022 ein pulsierendes Wirtschaftszentrum war. Bei der Einkesselung der Stadt wurden über 80.000 Menschen getötet, noch mehr flohen, zwei Drittel der Wohnungen wurden zerstört. Seit September 2022 wird Mariupol »russisch« verwaltet. Diese Verwaltung beschreibt Dekoder folgendermaßen:
Der versprochene Aufbau geht derweil kaum voran. Geflohene Besitzer werden enteignet, die besten Objekte sichern sich die russischen Besatzer. Mediazona hat Eindrücke gesammelt: Von Bewohnern, von einem Bauarbeiter aus Sibirien, der geschockt wieder heimgefahren ist, und von einem Kartografen, der die Zerstörung von Israel aus dokumentiert.
– Dekoder
Vor einem Jahr besuchte Kriegspräsident Wladimir Putin medienwirksam das besetzte Mariupol. Das Staatsfernsehen versuchte den Aufbau zu dokumentierten, die Freude der Bewohner über den Putin-Besuch und über das Aufbauprogramm. Eine nicht ganz gelungene Inszenierung, auf einem Audio war zu hören, wie eine Frau im Hintergrund die Lobpreisung Putins störte, den wunderbaren Aufbau als Lüge kommentierte, den angeblich rasanten Wiederaufbau als Schein darstellte. Laut Dekoder wurde diese Sequenz aus dem Beitrag auf der Kreml-Webseite gelöscht, wie andere auch.
Das Leben im russisch besetzten Mariupol ist für Ukrainerinnen und Ukrainer traumatisch, ein Terrorregime setzt mit seinen Besatzungssoldaten die russische Agenda um: Russifizierung aller Lebensbereiche, Import der russischen Politik samt Sicherheitskräften, Kriegsgewinnlern und organisierter Kriminalität. Der Dokumentarfilm 20 Days in Mariupol belegt die terroristische Strategie der russischen Invasoren, die rücksichtslos gegen die Stadt vorgehen ließen.
Dokumentierte Kriegsverbrechen
Mariupol steht wie Butscha für die Kriegsverbrechen Russlands in der Ukraine. Inzwischen liegt auch der Bericht der UN-Kommission zu den russischen Kriegsverbrechen in der Ukraine vor. Das Dokument ist hier abrufbar.
Dekoder schlüsselt detailreich die Vorgeschichte zum russischen Krieg in der Ukraine auf. Ein Krieg, der schon vor zehn Jahren begann. Seine Invasion der Ukraine 2022 begründete Putin mit dieser Erklärung:
Der kollektive Westen hat den Krieg entfesselt, indem er 2014 in der Ukraine einen verfassungsfeindlichen, bewaffneten Umsturz organisiert und unterstützt hat und anschließend einen Genozid an den Menschen im Donbas befördert und verteidigt hat.
– Wladimir Putin
Journalist Andrej Sacharow widerspricht im russischen Onlinemedium Projekt mit seinem Film Sein Krieg: Wie Putin den Krieg gegen die Ukraine wirklich begann. Sacharow zeichnet beginnend mit den Maidan-Protesten, der Krim-Annexion und des Krieges in der Ostukraine ab 2014 ein völlig anderes Bild.
Die Akteure im Donbas gegen die Maidan-Revolution waren kaum ostukrainische Aktivisten. Laut Sacharow handelte es sich zumeist um russische Staatsbürger, die als »Separatisten« die Abspaltung der Donbas-Gebiete und schließlich die militärische Auseinandersetzung mit der Kyjiwer Regierung beförderten.
Der Krieg vor dem Krieg
Als zentrale Figur galt Igor Strelkow, der 2014 in einem Interview der Kreml-Erzählung vom innerukrainischen »Bürgerkrieg« widersprach:
Den Auslöser für den Krieg habe ich gedrückt. Hätte meine Einheit nicht die Grenze [von der bereits russisch okkupierten Krim in den Donbas – Dekoder] überquert, hätte alles so geendet wie in Charkiw oder Odessa. Es hätte ein paar Dutzend Tote, Verbrannte und Festnahmen gegeben und das wär’s.
– Igor Strelkow
Zu Wort kommt auch Dorshi Batomunkujew, ein Panzerfahrer aus Burjatien. Bei einem Gefecht in der Ostukraine erlitt er schwerste Verbrennungen und lieferte in einem Interview in der Novaya Gazeta einen weiteren Belegen dafür, dass Russland seine reguläre Armee in diesem Krieg einsetzte, obwohl der Kreml das öffentlich immer wieder bestritten hat.
Siehe auch die Textversion (russisch) zum Film Sein Krieg. Wie Putin den Krieg gegen die Ukraine wirklich begann.
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