Letzten Samstag hatte ich einen Beitrag über nationalistische Sportberichterstattung und ihre Folgen veröffentlicht. Nur fünf Tage später, am Donnerstag, stellte der italienische Fußballverband (FIGC) die neuen Trikots der Nationalmannschaften vor. Den Hinweis hat mir ein Blogleser geschickt.
Neben einem Trikolore-Wappen samt Italia-Schriftzug auf der Vorderseite sowie drei Adidas-Schulterstreifen in grün, weiß und rot ziert das blaue Heimtrikot nun — im Nackenbereich — auch die Aufschrift l’Italia chiamò:
Bildquelle: Italienischer Fußballverband
Dabei handelt es sich um einen Auszug aus der Nationalhymne, die im Volksmund Fratelli d’Italia genannt wird. Die vollständige Zeile lautet: »Wir sind zum Tod bereit, Italien hat gerufen.«1Original: Siam pronti alla morte, l’Italia chiamò., womit also ein kaum verdeckter Hinweis auf die Opferbereitschaft der sportlichen Nationalhelden platziert wurde.
In der offiziellen Pressemitteilung des Fußballverbandes steht sogar ausdrücklich, dass dieses Detail »aus sportlicher Sicht den identitären Sinn der Mameli-Hymne unterstreichen«2Hervorhebung von mir soll. Es ist dies der Ausdruck eines übersteigerten Nationalgefühls, eines Rausches, der es mir kalt den Rücken hinunterlaufen lässt. Umso besorgniserregender ist diese Entwicklung natürlich auch aus Sicht einer nationalen Minderheit.
Mir ist bewusst, dass mir mit meiner Kritik in diesen Zeiten nationalistisch-identitärer Normalisierung einmal mehr die Einordnung als Spielverderber droht. Womöglich wird mir auch — sogar von »linker« Seite — unterstellt, mein Engagement könne eigentlich nur einem Nationalismus mit umgekehrtem Vorzeichen entspringen, weil etwas anderes wohl kaum noch vorstellbar erscheint.
Und dennoch kann ich nicht unterlassen, das zu tun, was ich für richtig und notwendig halte.
Cëla enghe: 01
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- 1Original: Siam pronti alla morte, l’Italia chiamò.
- 2Hervorhebung von mir
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