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Geschmackloser Käse.
Autokolonialismus

Autor:a

ai

Beim Brixner Milchhof (Brimi), der schon seit Jahren mit einer immer dreisteren Italianisierung von Verpackung und Etikettierung auffällt, sind jetzt offensichtlich sämtliche Sicherungen durchgebrannt. Eine neue Produktlinie, in der vermutlich keine Südtiroler Milch enthalten ist, erscheint unter dem Label einer ominösen Antica Latteria Bressanone, bei der ausschließlich der von Ettore Tolomei bevorzugte Ortsname im Vordergrund steht:

Querbalken von mir – Bildquelle: unacom.it

Nicht genug, dass es sich etwa beim Mozzarellakäse erklärtermaßen um ein »italienisches Produkt« mit »100% italienischer Milch« handeln soll — was mit einer aufgedruckten grünweißroten Flagge unterstrichen wird, ohne die gefühlt bald gar kein Erzeugnis aus dem Stiefelstaat mehr auszukommen scheint. Es ist vor allem ein Detail dieser neuen Marke des Typs Selbstverleugnung, das durch besondere Dreistigkeit auffällt und der mangelnden Sensibilität das Sahnehäubchen aufsetzt: Die womöglich frei erfundene Antica Latteria soll nämlich, der Jahrzahl im Logo zufolge, 1929 gegründet worden sein, also in der faschistischen Ära, als Südtirol zwangsweise italianisiert wurde. In der Selbstitalianisierung der Marke stellt Brimi also ausdrücklich eine Verbindung zum historischen Faschismus her.

Zu so einem geschmacklosen Erzeugnis fällt mir auch nicht mehr viel ein.

Cëla enghe: 01 02 03 04 05 06 || 01 02 03 04



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Comentârs

9 responses to “Geschmackloser Käse.
Autokolonialismus

  1. Stuff avatar
    Stuff

    …und die IDM macht mit dem Bozner Siegesdenkmal Werbung für den Giro delle Dolomiti, welcher vom 22. bis 26. Juni stattfindet. Aktuell sind diese schrägen Werbeclips in den Lokalzügen zu sehen

  2. Hartmuth Staffler avatar
    Hartmuth Staffler

    Die Gründung der “Latteria Cooperativa di Bressanone” ist tatächlich am 7. März 1929 erfolgt, nachdem der faschistische Podestà Felice Rizzini, ein großer Förderer des Projektes, bereits im Jänner die Errichtung der “Centrale del latte” im ehemaligen Schulgebäude der Englischen Fräulein am Großen Graben genehmigt hatte. In der Folge musste die Polizei immer wieder eingreifen, um Bauern, die ihre Milch nicht abliefern wollten, mit Gewalt dazu zu zwingen. Im Jahr 1935 hat die “Latteria Cooperativa di Bressanone” Konkurs angemeldet. Ob sich die im gleichen Jahr gegründete Nachfolgegenossenschaft dennoch auf die Tradition “seit 1929” berufen kann, ist daher fraglich. Mit der Produktion von Mozzarella wurde im Jahr 1978 begonnen, weil die angelieferte Milch wegen des steigenden Anteils an Silofutter immer weniger zur traditionellen Käseproduktion geeignet war. Mehr aus Not denn aus Überzeugung wurde daher mit der Produktion von Mozzarella begonnen, einem gezogenen Brühkäse, für den die Qualität der Milch weniger wichtig ist. Den kann man sogar aus Milchpulver herstellen.

    1. Hartmuth Staffler avatar
      Hartmuth Staffler

      Ergänzen könnte man noch, dass der faschistische Podestà Felice Rizzini, Gründungsvater der Brimi (wenn sich die Brimi wirklich trotz zwischenzeitlichen Konkurses auf diesen wenig rühmlichen Ursprung beziehen will) auch der Podestà war, der dem später als Kriegsverbrecher bekannt gewordenen Gennaro Sora die Ehrenbürgerschaft von Brixen verliehen hat. An dieser Ehrenbürgerschaft für den üblen Kriegsverbrecher hält die SVP Brixen eisern fest. Man will ja die Italiener nicht verärgern.

  3. Sergio Fratucello avatar
    Sergio Fratucello

    Möchte auch wissen ob die Führung von Mila weiss dass nur Mit Büffelmich produzierter Weichkäse, mozzarella heissen kann, sonst muss es Fiordilatte heissen.

    1. Simon avatar

      Es ist Brimi, nicht Mila. Doch ich glaube, diese Information stimmt nicht ganz.

    2. Hartmuth Staffler avatar
      Hartmuth Staffler

      Mozzarella ist kein Weichkäse.

  4. G.P. avatar
    G.P.

    Es ist alles andere als zum Lachen, ja, es ist zum Weinen. Aber mein erster Gedanke galt dem 1. April, mein zweiter Gedanke der Satireseite “Postillon”.

  5. Walter Kircher avatar
    Walter Kircher

    … wozu diese Aufregung, das AMTLICHE Toponomastik-Verzeichnis für Südtirol ist immer noch das allein ITALIENISCHE aus Mussolinis Zeiten und es stört niemanden, “es gibt Wichtigeres” …

    1. Hartmuth Staffler avatar
      Hartmuth Staffler

      Es geht in diesem Fall nicht nur um die Toponomastik. Wenn die Brimi nur die italienischen Ortsnamen verwendet, dann erklärt sie damit, dass sie nur italienische Kunden will und ihr die Südtiroler egal sind. Das ist nur das Problem der Brimi und der Bauern, die die angeblich “italienische” Milch abliefern – sofern dieser Käse überhaupt aus Südtiroler Milch gemacht wird. Es stellt sich aber die Frage, ob die Brimi nicht einen Handelsbetrug begeht, wenn sie sich als “antica latteria” aus dem Jahr 1929 bezeichnet, obwohl die auf Betreiben des faschistischen Podestà Felice Rizzini im Jahr 1929 gegründeten “Latteria Cooperativa di Bressanone” im Jahr 1935 in Konkurs gegangen ist. Wenn vielleicht der Tatbestand des Betruges nicht eindeutig ist (die Justiz ist in solchen Fällen recht zweideutig) so handelt es sich doch eindeutig um eine arglistige Täuschung der Kunden. Die beste Antwort ist wohl ein vollständiger Boykott der Brimi.

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