Kürzlich hatte der Bozner Gemeinderat STA und SASA aufgefordert, die Haltestellen in den Linienbussen künftig in der Reihung Italienisch-Deutsch statt Deutsch-Italienisch anzukündigen. Die Landeshauptstadt ist höchst sensibel, wenn es um das Recht und die Vorherrschaft der italienischen Sprache geht. Eine Bevorzugung (oder auch nur eine gleichberechtigte Erstreihung) der deutschen Sprache, wie es der Minderheitenschutz nahelegen würde, kommt nicht in Frage. Erstgereiht muss nach den Wünschen des Gemeinderats immer und überall die staatliche Mehrheitssprache sein, die auch in Bozen die dominante Sprache ist.
Anders als im Großteil des restlichen Landesgebiets ist Deutsch in der Landeshauptstadt sogar in einer doppelten Minderheitensituation und bedürfte dort daher eigentlich noch stärkerer Schutz- und Fördermaßnahmen.
Wenn es um die deutsche Sprache geht, ist Bozen aber leider weniger — viel weniger — sensibel. So hat die Gemeinde im Jahr 2019 gemeinsam mit der Firma Ecospazio (Logiss GmbH) aus Rovereto ein neues Fahrradsharingsystem eingerichtet und bereitgestellt. Auch die Fahrräder gehören, wie die Stadtbusse, zum öffentlichen Mobilitätsangebot, doch hier spielt die deutsche Sprache nur eine untergeordnete Rolle:
Wo sie an den Fahrradstationen (einsprachig Ciclo stazione genannt) überhaupt berücksichtigt wurde, ist die zweite Amtssprache der Gemeinde weder erst- noch zweitgereiht, sondern steht erst nach Englisch an dritter Stelle. Italienisch ist hingegen auch noch grafisch fett hervorgehoben.
Auf dem Display der Stationen stehen sämtliche Informationen (bis auf den Standort, hier: Bahnhofsallee) sowie die Bedienung gar nur einsprachig auf Italienisch zur Verfügung.
Und während die angegebene Internetadresse bolzano.ecospazio.it gar nicht mehr zu existieren scheint, führt bicibolzano.ecospazio.it zu einer Webapplikation, die ebenfalls einsprachig italienisch ist:
Screenshot bicibolzano.ecospazio.it: nur auf Italienisch verfügbar
Eine Sprachwahl existiert nicht. Sowohl Bürgerinnen als auch Gäste müssen also zwangsläufig die italienische Sprache beherrschen und nutzen, um das öffentliche Mobilitätsangebot der Südtiroler Landeshauptstadt in Anspruch nehmen zu können. Das ist (anders als die Busdurchsagen, egal in welcher Reihung) einerseits gesetzeswidrig und respektlos, andererseits aber auch kontraproduktiv und dumm, wenn tatsächlich die nachhaltige Mobilität gefördert werden soll.
Zusammenfassend lässt sich sagen: Positive Diskriminierung der deutschen Sprache (affirmative action) lehnt die Gemeinde Bozen ab, (negative) Diskriminierung betreibt sie hingegen selbst aktiv. Italienisch ist unerlässlich und muss stets an erster Stelle stehen, Deutsch ist überflüssig und kann, wenn überhaupt, letztgereiht sein.
Immer mehr wird aber im Gegenzug gerade in Bozen dem Schulsystem die angeblich erwünschte — und doch nicht praktizierte (01
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) — Mehrsprachigkeit aufgebürdert, wo doch inzwischen klar ist, dass dafür vor allem ein mehrsprachiges Umfeld vonnöten wäre.
Cëla enghe: 01
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