→→ Autorinnen →→ Gastbeiträge →→

Heißen Sie niemals Tschurtschenthaler!

Autor:a

ai

“Der Jannik ist wie ein Brillant im Mittelmeer. Wir machen keine Werbung mit ihm, profitieren aber, wenn andere über ihn berichten”, sagt Waltraud Watschinger, Präsidentin des Tourismusvereins und Inhaberin des Hotels Drei Zinnen.

Bei Jannik Sinner stimme einfach alles. Selbst sein Name. “Stellen Sie sich vor, er würde Reinhard Tschurtschenthaler heißen, das kann doch kein australischer Reporter aussprechen.”

aus der Titelgeschichte der dieswöchigen ff (Nr. 02/24) über Jannik Sinner

Darüber hatte ich noch nie nachgedacht, doch natürlich klafft hier eine gewaltige Gesetzeslücke, die im Interesse der Standortvermarktung dringend geschlossen werden muss: Personen des öffentlichen Lebens sollten fortan, sinngemäß, wie Ortsnamen behandelt und ihr Name ins Italienische übertragen werden, insbesondere wenn die inter- und die nationale Aussprechbarkeit gefährdet sind. Die nötige wissenschaftliche Grundlagenforschung hat gottseidank bereits ein angesehener Wissenschafter vor einem Jahrhundert erledigt — und, ganz ehrlich, damals war ja auch nicht alles schlecht. Jedenfalls war kaum je ein Zeitpunkt günstiger für diese im besten Sinne autokoloniale Maßnahme als jetzt. Bei den Koalitionspartnern der SVP und der Regierung in Rom wird die Umsetzung im Rahmen des Autonomieumbaus wohl ein Selbstläufer sein.

Frau Watschinger (autsch, was für ein Name) muss ich aber leider enttäuschen: Ihr mag es ja nicht aufgefallen sein, doch während der Name Jannik Sinner eine akzeptable Geschmeidigkeit aufweist, ist seine Bedeutung im Englischen verbesserungsfähig. Auch in seinem Fall wäre also, natürlich im ausschließlichen öffentlichen Interesse, eine Anpassung ratsam.

Cëla enghe: 01 02 03 04



Einen Fehler gefunden? Teilen Sie es uns mit. | Hai trovato un errore? Comunicacelo.

Comentârs

5 responses to “Heißen Sie niemals Tschurtschenthaler!”

  1. G.P. avatar
    G.P.

    Sie haben es nicht ganz verstanden, wen interessiert schon das Englische? Wichtig ist, dass die Italiener “Sinner” gut aussprechen können.

  2. Hartmuth Staffler avatar
    Hartmuth Staffler

    Die gute Frau Watschinger würde laut dem hier namentlich nicht genannten Experten Vaccenghi heißen (E.T.: Elenco dei cognomi dell’Alto Adige). Ich weiß nicht, ob ein australischer Reporter das richtig aussprechen könnte. Sollte ich einmal ihr Etablissement aufsuchen, dann würde ich sie natürlich mit diesem Namen ansprechen.

  3. Walter Kircher avatar
    Walter Kircher

    … Die ebenfalls mehrsprachige Schweiz kennt derlei Anwandlungen gar nicht !

  4. Martin Piger avatar
    Martin Piger

    Es scheint fürwahr so zu sein: Frau Watschinger scheint Australien zu sagen aber Italien zu meinen.
    Was sollten sonst wohl die Kanadier, wo ja auch Anglophone und dazu noch Frankophone leben mit z.B. Saskatchewan machen? Tschurtschenthaler finde ich überhaupt nicht schlimmer und könnte zudem den Status einer nahezu unverwechselbaren Exotik
    (sagen wir als Marke oder Brand) erreichen.

  5. Harald Knoflach avatar
    Harald Knoflach

    Interessant finde ich, dass derlei Aussagen die Angesprochenen ja pauschal für dumm erklären, weil sie suggerieren, dass Australier (vulgo Italiener) zu blöd seien, einen derartigen Namen auszusprechen.

Scrì na resposta

Your email address will not be published. Required fields are marked *

You are now leaving BBD

BBD provides links to web sites of other organizations in order to provide visitors with certain information. A link does not constitute an endorsement of content, viewpoint, policies, products or services of that web site. Once you link to another web site not maintained by BBD, you are subject to the terms and conditions of that web site, including but not limited to its privacy policy.

You will be redirected to

Click the link above to continue or CANCEL