Die homophobe Klimaleugnerin und nunmehrige Landtagsabgeordnete von Fratelli d’Italia, Anna Scarafoni, hatte im Frühling das Schulmodell von Aosta als Vorbild für jenes in Südtirol empfohlen. Dabei ist die Region im Nordwesten des italienischen Staatsgebiets ein Beispiel für gelungene Marginalisierung der Minderheitensprachen Französisch und Provenzalisch zugunsten von Italienisch.
Was die neofaschistische Partei von Giorgia Meloni mit der Schule vorhat, ist aber zum Beispiel auch auf dem Facebook-Profil ihres Brixner Gemeinderats und Landtagskandidaten Antonio Bova zu sehen. Der hat im August seine »Vision« für die Schule in Südtirol vorgestellt — und die verrät einiges.
Querbalken von mir
Demnach sollen Lehrpersonen an italienischen Schulen zwar angemessen auf den Unterricht in deutscher Sprache vorbereitet werden, dies aber ausdrücklich in Vebindung mit einer »humanistischen, in unserer italienischen Identität verwurzelten Kultur«. Das ist eine gar nicht so subtile Andeutung, dass die deutsche Kultur nicht oder nicht ausreichend »humanistisch« (und somit wohl minderwertig) sei. Zudem ist es eine klare Definition dessen, was unter Mehrsprachigkeit zu verstehen ist. Die politischen Erben des MSI, dessen Flamme sie noch im Parteisymbol führen, setzen — jedenfalls kurzfristig — nicht mehr auf vollständige sprachliche Assimilierung. Das müssen sie auch gar nicht, denn über kurz oder lang spielt selbst Gleichbehandlung im nationalstaatlichen Kontext der Einsprachigkeit in die Hände. Brachiale Methoden, wie jene im Faschismus, rufen unnötige Widerstände hervor. Auch weiterhin betrachten italienische Rechte Sprache jedoch als reines Mittel zum Zweck, weshalb sie sie möglichst von jedem kulturellen Einfluss säubern wollen, der mit ihrer Erlernung einhergehen könnte. Man müsste sich wohl Blindheit vorwerfen lassen, erkannte man in dieser Haltung nicht das gute alte, nach wie vor in Stein gemeißelte Ceteros Excoluimus wieder.
Da es getrennte Schulsysteme gibt, bleiben die kolonialen Forderungen der Neofaschisten vorerst hauptsächlich auf die italienische Schule begrenzt, die jedoch nicht zufällig zur mehrsprachigen (und gleichzeitig mononationalen) umgebaut werden soll. Sollte es jedoch jemals zu einer Fusion — oder auch nur zu einem mehrsprachigen Zusatzangebot — kommen, dürfen wir uns darauf gefasst machen, dass der ultranationalistische Kulturkampf auch dorthin getragen würde.
Die Forderung, unsere Landesgeschichte auf eine bestimmte Art und Weise zu vermitteln oder den geografischen, kulturell-literarischen, historischen Fokus des Unterrichts auf die italienische Nation zu richten, stünde dann wohl sehr schnell im Raum.
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