Vor wenigen Tagen hatte ich aufzuzeigen versucht, dass man sowohl aus entgegengesetztem Nationalismus als auch aus einer antinationalistischen Position heraus gegen einen Auftritt der Frecce Tricolori in Südtirol sein kann. Der rechte SVP-Kandidat Harald Stauder hatte zuvor darauf hingewiesen, dass der für Ende September geplante Überflug in einem ethnisch sensiblen Gebiet wie dem unseren problematisch wäre. Doch inzwischen hat sich die Lage schon wieder grundlegend verändert.
Schon wenige Tage später hat Stauder nämlich in einem Interview mit dem A. Adige seine Aussagen zurückgenommen, seine Bewunderung für die italienisch-nationalistische Kunstflugstaffel zum Ausdruck gebracht und nicht mehr ausgeschlossen, dass er sich die Show sogar persönlich ansehen wird. Damit hat alles wieder seine Ordnung — in meiner Grafik hat sich der Lananer Bürgermeister und Landtagskandidat elegant vom unbequemen blauen ins graue Feld zu Marco Galateo (FdI) und all den anderen bewegt. Italienischsprachige Politikerinnen werden ja vom Gedanken, dass eine nationalistische Show in Südtirol — umso mehr während in Rom eine neofaschistische Regierung an der Macht ist — keine so gute Idee sein könnte, offenbar noch nicht einmal gestreift. Und die Parteien, von denen man sich eine antiimperialistische Stellungnahme erhoffen könnte, schweigen höchstens, wie sie es in solchen Fällen eigentlich fast immer tun. Sich gegen den banalen Nationalismus zu stellen, würde etwas Mut, Kohärenz und Durchhaltevermögen erfordern. Da schwenkt man doch lieber gleich die Trikolore mit.
Ein friedliches Zusammenleben zwischen den Sprachgruppen gibt es also in Südtirol auch weiterhin (und immer mehr) nur unter der Voraussetzung, dass sich alle der Titularnation unterordnen und sich erzwungenermaßen mit ihren Symbolen identifizieren. Das war schon beim Alpini-Aufmarsch 2012 so und hat sich in dem seitdem vergangenen Jahrzehnt nicht gebessert. Wer dagegen etwas einzuwenden hat, ist lediglich ein lästiger Spielverderber.
Cëla enghe: 01
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