Im heutigen Vorausgeschickt der Tageszeitung Dolomiten stellt sich Sportreporter Andreas Vieider hinter den inzwischen durch die FIFA suspendierten Präsidenten des spanischen Fußballverbandes, Luis Rubiales. Der habe nach dem siegreichen WM-Endspiel seiner Frauschaft den »unverzeihlichen Fehler« begangen, die Fußballerin Jennifer Hermoso gegen ihren Willen auf den Mund zu küssen.
Die angebliche Unverzeihlichkeit relativiert Vieider dabei in wenigen Zeilen gleich dreimal: mit der kurzen Dauer des Kusses, der fehlenden Gegenwehr des Opfers und »Emotionen«, die im Sport eben »übergehen« könnten.
»Es hätte der grandiose Abschluss einer Weltmeisterschaft sein sollen. Einer WM, die dem Frauen-Fußball nochmals einen riesigen Schub verliehen hätte, was Popularität und Anerkennung angeht«, bedauert der Autor die mangelnde Unterwürfigkeit.
Dass er sein Voraus- in Wahrheit nur hinterhergeschickt hat, hätte er doch eigentlich zu seinem Vorteil nutzen können. Denn er weiß inzwischen nicht nur, dass Hermoso sehr wohl reagiert hat, wenn auch nicht in der knappen »halben Sekunde«, die der Übergriff gedauert hat. Er weiß vor allem auch, dass der Kuss kein »Fehler« war, wie sich aus der uneinsichtigen und krass sexistischen Verteidigungs- und Angriffsrede von Rubiales unschwer ableiten lässt.
Nur darauf, dass es für die Frauen im Sport ein äußerst zweifelhafter »Schub« gewesen wäre, wenn dieser Übergriff folgenlos geblieben wäre, hätte Vieider vielleicht selbst kommen müssen. Wobei — dass der Täter so gut wie nur noch seine Mutter auf seiner Seite hat, hätte ihm zumindest als Fährte dienen können.
Damit aber, dass dieses Nachspiel bedauerlich ist, kann man wohl einverstanden sein. Mit einer Entschuldigung und einem freiwilligen Rücktritt hätte Rubiales das verhindern können.
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