Die Nachfahren von William Gladstone (1809-1898) haben angekündigt, bald in die Karibik reisen zu wollen, um sich dort bei der Bevölkerung für die Sklaverei zu entschuldigen. In erster Linie geht es dabei um den Vater des viermaligen britischen Premierministers — denn John Gladstone war einer der größten Sklavinnenhalter der Geschichte von »Britisch Westindien«. Dessen Gebaren bezeichnet sein Nachfahre Charlie Gladstone ohne Umschweife als »Verbrechen gegen die Menschlichkeit«. Als er davon erfahren habe, sei er schockiert und verstört gewesen.
Zum 200. Jahrestag des Sklavinnenaufstands von Demerara wollen Charlie und fünf weitere Familienmitglieder aus zwei Generationen nach Guyana reisen, um sich bei den Menschen vor Ort zu entschuldigen. In einem Communiqué bekannten sie unter anderem:
Wir denken, dass sein Handeln ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit darstellt und möchten die Bevölkerung von Guyana um Verzeihung bitten. Uns ist bewusst, dass wir die Vergangenheit nicht verändern können, doch wir denken, dass wir die Zukunft verbessern können.
Übersetzung von mir
Demerara war eine Kolonie in Südamerika, die später in Guyana aufging. Der dortige Aufstand, der mit großer Brutalität niedergeschlagen wurde, wird als wichtiger Beitrag zur Beendigung der Sklaverei betrachtet.
In John Gladstones Zuckerplantagen sollen über 2.500 afrikanische Sklavinnen ausgebeutet worden sein. Als das britische Sklavereiverbot von 1833 in Kraft trat, war er einer der größten Profiteure von Ausgleichszahlungen, die das Land den Sklavenhalterinnen zuerkannte — nach heutigem Wert fast 12 Millionen Euro. Sein Sohn William, der spätere liberale Premierminister, hatte die Sklaverei im Parlament verteidigt und dann für die Entschädigung seines Vaters gekämpft. Einige Jahrzehnte später soll auch er sich von dieser Familienschande distanziert haben.
Ihre Nachfahren wollen es aber nicht bei rein symbolischen Gesten belassen, sondern haben gemeinsam mit der Universität von Guyana auch die Einrichtung eines Fonds zur Erforschung der Sklaverei und ihrer Folgen angekündigt, den sie zunächst mit einer Spende von 100.000 Pfund (knapp 120.000 Euro) ausstatten wollen. Damit solle auch anerkannt werden, dass sich die Sklaverei bis heute auf die Gesundheit und auf den sozioökonomischen Status vieler Menschen weltweit negativ auswirke.
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