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Was nicht sein darf: Ladinische Flagge und Ortsnamen.

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Möglicherweise war der Vorstoß den Landtagswahlen geschuldet — aber immerhin, ein minderheitenfreundlicher Vorstoß. Massimo Bessone, Brixner, Landesrat der Lega und Regionalassessor, warb im Regionalrat für die Anerkennung der ladinischen Flagge.

Den Anstoß dafür gab der Lega-Gemeinderat von Urtijëi, Stefan Kasslatter. Eine Initiative von unten. Die aber oben scheiterte, und zwar an den beiden SVP-Ladinern im Regionalrat, die sich ansonsten keineswegs »grün« sind. Manfred Vallazza, ladinischer SVP-Vertreter in der Regionalregierung und Daniel Alfreider, SVP-Landesrat und Regionalratsabgeordneter, lehnten Bessones Flaggenvorschlag ab.

Die Einwände der beiden SVP-Ladiner schmeckten »bürokratisch«. Die Materie sei zu komplex, begründete Vallazza seine Ablehnung, außerdem werde mit dem Vorschlag von Bessone das Anliegen verbrannt. Alfreider, immerhin Vizepräsident der FUEN, sprang seinem Gadertaler Konkurrenten bei.

Bessone erhielt Unterstützung nur von Luca Guglielmi, Regionalratsabgeordneter aus Fascia. Das reichte nicht.

Er wollte eine Regelung für die ladinische Beflaggung auf Regions- und Landesebene erreichen. Die ladinischen Gemeinden sollten damit eine Handhabe erhalten, ihre Flagge aushängen zu dürfen, eine Forderung, die immer wieder von der Union Generela di Ladins und der Lia di Comuns formuliert wurde. Eine Regelung, wie sie auch für die Tiroler Flagge gilt.

Eigene Symbole, wie Flaggen, seien für Minderheiten von tragender Bedeutung, sagt beispielsweise die Historikerin und langjährige SVP-Politikerin Martha Stocker. Warum gilt diese Überlegung nicht für die ladinische Flagge? Warum musste Lega-Partner Bessone eine Regelung für die ladinische Flagge anregen?

Wahrscheinlich hat es mit der »ladinischen« SVP zu tun. Diese wandte sich immer wieder vehement gegen eine ladinische Schriftsprache, genauso gegen eine ladinische Bezirksgemeinschaft aus Gherdëina und Badia. Kein Thema scheinen für die ladinische SVP auch die ladinischen Ortsnamen zu sein.

Ein Großteil des 50-jährigen Autonomiestatuts konnte umgesetzt werden, seit 1992 kassierte der Staat eine ganze Reihe gewichtiger autonomer Kompetenzen ein. Offen ist immer noch eine Landesregelung für die Ortsnamen. Amtlich sind nur die italienischen, die vom faschistischen Senator Ettore Tolomei erfundenen Bezeichnungen. Die historischen ladinischen und deutschen Ortsnamen sind — strenggenommen — nur geduldet. Zwei Versuche, von Landeshauptmann Durnwalder und seines Nachfolgers Kompatscher (beide SVP), sind gescheitert.

Warum wagt die Landesregierung nicht ein Experiment und schlägt für die beiden ladinischen Täler eine ausschließliche ladinische Toponomastik vor? Ladinia statt Ladinien, Urtijëi statt St. Ulrich, Sëlva statt Wolkenstein. Warum sollen so schöne Namen wie La Pli de Mareo nicht mehr amtlich sein? Kann in der Ladinia nicht auf deutsche und italienische »Übersetzungen« verzichtet werden?

Laut dem langjährigen SVP-Autonomiestrategen Karl Zeller könnten dies auch die ladinischen Gemeinden selbst umsetzen. Nur: von denen kommt — gar nichts. Kein oder kaum Interesse.

Anderswo schritt die italienische Regierung ein. Im Jahr 2017 wandte sich die Mittelinksregierung des damaligen — doch autonomiefreundlichen — Ministerpräsidenten Paolo Gentiloni an das Verfassungsgericht. Anlass: Einige Kommunen in Fascia schlossen sich zur Gemeinde Sèn Jan zusammen. Ladinische Gemeinde, ladinischer Name. Die Hüter der Verfassung drückten Sèn Jan den italienischen Namen »San Giovanni« auf. Ob ein ausschließlich ladinischer Ortsname die Einheit des Staates gefährdet? Sprachimperialismus im 21. Jahrhundert.

Im Baskenland und in Katalonien waren es die Gemeinden, die ihre eigene Flagge ungefragt aushängten — und ausschließlich ihre historischen Ortsnamen verwenden. In Südtirol undenkbar.

Hängt doch eure Fahne aus, ladinische Gemeinden! Verwendet doch nur noch eure Ortsnamen! Ladinia, grenzüberschreitend.


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