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Ein Rotationsfonds zur Finanzierung der Energiewende?
Natura Evolution Opportunity Fund

Autor:a

ai


Die Prader Bank hat Konzepte zur Unterstützung der Unternehmen und Bevölkerung bei der Finanzierung nachhaltiger Projekte vorgelegt. Taugt dies zur sozial gerechten Finanzierung der Energie- und Heizungswende?

Die Prader Bank schlägt einen alternativen Investmentfonds NEO (Natura Evolution Opportunity Fund) vor, eine Art Rotationsfonds zur langfristigen Finanzierung nachhaltiger Projekte heimischer Unternehmen. Die Zinshöhe für die lokalen Kreditnehmer sollte niedriger sein als der Marktzins, um die KMU zu bewegen, stärker in Nachhaltigkeit zu investieren. Die Förderungswürdigkeit der Investitionsvorhaben sollte anhand der 17 Nachhaltigkeitsziele der UN geprüft werden. Dafür sollte ein einheitliches und fundiertes Bewertungsraster geschaffen werden. Damit würden sich, so Josef Prader (WiKu vom 26.7.2023), Bemühungen um Klimaschutz vor allem durch Ausbau der Photovoltaik für ein Unternehmen bezahlt machen. Nach seinen Vorstellungen soll ein solcher Fonds 100 Mio. Euro umfassen und in zehn Jahren mindestens 250 Projekte bei einem Projektvolumen zwischen 250.000 und 1 Mio. Euro finanzieren. Weil das Projekt nachhaltig ausgerichtet sei, solle das Land zehn Jahre lang jährlich 1,2 Mio. Zinszuschuss leisten. Damit lägen die Kreditzinsen 2,4% unter dem jeweiligen Marktzins, so Prader.

In den renditeträchtigen NEO-Rotationsfonds sollen nicht nur institutionelle Anleger und Banken, sondern auch Sparer und das Land einzahlen. Die Investoren erhielten krisensichere Green Bonds mit guter Rendite. Das kann man sich als ein festverzinsliches Wertpapier mit absoluter Sicherheit und nachhaltiger Zweckbestimmung vorstellen. Sie wären für die gesamte Bevölkerung zugänglich, wären wertbeständig, weil Garantiegenossenschaften oder das Land selbst es durch Zeichnung nachrangiger Quoten besichern würden.

Einwand: Mehr Investitionen in die Photovoltaik sind durchaus geboten — doch sind sie gerade für KMU nicht längst schon rentabel und ein Selbstläufer, ein öffentlicher Zinszuschuss also überflüssig?

»Nachhaltigkeit« soll zum Mainstream der Kreditvergabe werden

Eigentlich sollte »Nachhaltigkeit« zum Mainstream nicht nur bei Subventionen des Landes, sondern auch in der Kreditvergabe werden. Jede vom Land geförderte Investition sollte in diesem Sinn, neben dem speziellen Zweck, den Erfordernissen des Klimaplans 2040 entsprechen. Genauso sollte auch jedes Groß-Bauvorhaben einer Klimaverträglichkeitsprüfung unterworfen werden. Wenn man als Finanzinstitut Nachhaltigkeit fördern will, dann muss das »einheitliche Bewertungsraster«, den die Prader Bank vorschlägt, für alle Kreditvergaben gelten.

Südtiroler Banken haben bereits solche Spar- und Investitionslinien kaufen, wie z.B. das Raiffeisen Ethical Banking der Raika Bozen. In diesem Programm erhalten nur jene Projekte einen Kredit, ­welche einen Mehrwert für die Allgemeinheit ­schaffen. Die Raika und der Sparer als Kreditgeber verzichten zugunsten des Projektes auf einen Teil der Rendite, dafür ist die Einlage sicher und wird sinnvoll eingesetzt, und der Sparer kann entscheiden, was mit seinem Geld ­passiert. ­Gefördert werden zum Beispiel Projekte in den Bereichen Gerechter Handel, Erneuerbare Energien und Handwerk in Südtirol. Alle Kreditnehmer und ­Projekte werden genau geprüft und diese ­anschließend veröffentlicht.

Dieses Konzept hat schon längst Schule gemacht. Es gibt nicht nur eine Reihe von alternativen Banken, für welche strenge und präzis definierte Nachhaltigkeit zu den Grundkriterien der Kreditvergabepraxis gehört, auch die EU selbst will mit einer neuen Verordnung die Kreditvergabe so steuern, dass nicht mehr Gewinnmaximierung, sondern die Einhaltung von ökologischen und sozialen Standards verpflichtend werden. Mit den ESG-Verordnungen will die EU Nachhaltigkeit vergleichbar und nachprüfbar machen. Ein neuer »nachhaltiger« Investmentfonds sollte somit nicht öffentlich gefördert werden müssen, sondern von vornherein die ESG-Verordnung einhalten und Nachhaltigkeitsberichterstattung laut CSR-Richtlinie der EU einfordern, zumal sie überdies vom Ertrag her allesamt gut dastehen.

Alternativmodell: der Landesklimaschutzfonds

Öffentliche Zuschüsse an einen Kapitalfonds für nachhaltige Investitionen wie der von Prader vorgeschlagene NEO macht aus verschiedenen Gründen wenig Sinn. Zum einen, weil diese Aufgabe auch die Banken selbst übernehmen können. Zum anderen, weil das Land das Kapital für die eigenen Investitionsvorhaben braucht, z.B. die thermische Sanierung und PV-Anlagen für 300 der eigenen Gebäude. Laut Klimaplan Südtirol 2040 (Aktionsfeld 5.7 Industrie) will die Landesregierung für Unternehmen ein Förderprogramm für Maßnahmen zum Umstieg auf erneuerbare Energien.

Dann gibt es einen dritten Grund: Zwecks Klimaneutralität müssen bis 2040 an die 80.000 Haushalte ihre fossile Heizung umrüsten, Zehntausende sollten ihr Ein- und Mehrfamilienhaus energetisch sanieren. Geringverdiener, aber auch Mittelschichtfamilien können das oft nicht stemmen. In Nordtirol gibt es hierfür den »Energiebonus«, in Deutschland schießt der Staat zinslose Kredite vor. Da sich Wärmepumpen rasch amortisieren, können Wohnungseigentümer den Kredit in 10-15 Jahren zurückzahlen. Zur Klimaentlastung kommt es aber sofort. Für diese »Heizungswende« werden somit erhebliche öffentliche und private Investitionen fällig. Zinslose Darlehen zum Ankauf von Wärmepumpen und die Finanzierung des Ecobonus-Programms binden weiterhin viele Mittel. Daneben kommen auf das Land Milliarden an Investitionsausgaben in die Mobilität, vor allem in die Bahninfrastruktur, zu.

Ein öffentlicher Fonds schafft mehr Ausgleich

Um für diesen Zweck mehr Kapital zu beschaffen, könnte unabhängig von Banken ein öffentlicher »Klimaschutzfonds« geschaffen werden: ein Rotationsfonds, der mit Landesunterstützung zehntausende Kleinkredite für die Heizungsumrüstung und PV-Anlage auf dem Dach ausschüttet. Die Grunddotierung des Fonds könnte aus Mitteln des Pensplan-Zusatzrentenfonds stammen, der jährlich Hunderte von Millionen an Sparkapital auf internationalen Kapitalmärkten platziert, zum Teil mit hohem Risiko und geringer Nachhaltigkeit. Der Klimaschutzfonds böte eine krisensichere Alternative mit fast Null Risiko, niedrigeren Renditen für die Sparer, aber mit garantiertem Nutzen für den Klimaschutz und Kapital, das im regionalen Wirtschaftskreislauf bleibt und das heimische Handwerk stützt. Auch für mehr sozialen Ausgleich wäre gesorgt, wenn Geringverdiener einen Kredit für die klimaneutrale Heizung erhielten, anstatt mit Zinsausgleichzuschüssen des Landes einem privaten »Nachhaltigkeitsfonds« zu marktüblichen Renditen zu verhelfen.


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