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Jetzt pusht Google die Staatssprachen.

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ai

Einigen ist vermutlich auch in Südtirol aufgefallen, dass Google in den Suchergebnissen seit mehreren Monaten die nationalen Mehrheits- gegenüber anderen Sprachen bevorzugt.

Dies wirkt sich natürlich insbesondere auf Minderheitensprachen negativ aus, die auf diese Weise — aufgrund der enormen Macht der Suchmaschine — weiter marginalisiert werden. Zudem sind in Minderheitengebieten wie Südtirol viele Webauftritte mehrsprachig, womit Google überhaupt erst die Wahl hat, ob es bevorzugt auf die eine oder auf die andere Sprachversion verlinkt.

Für den katalanischen Sprachraum hat die Aliança per la Presència Digital del Català (APDC)1Mitglieder: Acció Cultural del País Valencià, Amical Wikimedia, Fundació .cat, Institut d’Estudis Catalans, Institut Ramon Llull, Obra Cultural Balear, Òmnium, Plataforma per la llengua, Softcatalà, WICCAC in Zusammenarbeit mit der katalanischen Regierung (die sich prompt eingeschaltet hat, um das Problem zu beheben) die massiven Auswirkungen der Umstellung bei Google quantifiziert: In einer eigens durchgeführten Studie gelangte die Organisation nach Auswertung der Besuchsdaten von 639 Webauftritten mit katalanischer und kastilischer2spanischer Sprachversion zum Schluss, dass in zwei Dritteln366,5% der Fälle die katalanische Version Besucherinnen verloren und die kastilische Besucherinnen dazugewonnen hat, seit wohl der Algorithmus des Platzhirsches unter den Suchmaschinen vor gut einem Jahr geändert wurde.

In geringerem Maße sind von dem Phänomen aber auch andere Suchmaschinen (Bing, DuckDuckGo, Qwant usw.) betroffen.

APDC konnte nachweisen, dass Google jetzt — anders als in Vergangenheit — Suchergebnisse auf Kastilisch bevorzugt, selbst wenn alle relevanten Benutzereinstellungen (Gerätesprache, Betriebssystem, Browser, Suchmaschinenaccount) auf Katalanisch hindeuten. Außerdem gibt es eine starke Korrelation4durchschnittlich 80% zwischen den Besucherinnen, die für die katalanische Version eines Webauftritts verloren gingen und denen, die von der kastilichen Version dazugewonnen wurden.

Viele der betroffenen Seiten gehörten zu den relevantesten und meistbesuchten Auftritten katalanischer Organisationen, einschließlich der Regierung, Hochschulen, Medien und Wirtschaftssektoren, die ihre Inhalte auf Katalanisch veröffentlichen.

Das Problem werde sich, wenn es nicht behoben wird, noch verschärfen, da die Algorhithmen der Suchmaschinen mit jedem Klick auf die prioritär angebotenen Links in der Mehrheitssprache trainiert werden und lernen, welches die bevorzugte Sprachoption ist. Versionen in der Minderheitensprache würden so mehr und mehr ausgefiltert bzw. nach unten gereiht.

Seitenbetreiberinnen könnten durch die Analyse der Besuchsströme nach Sprachversion aber auch zum Schluss kommen, dass die Fassung in der Minderheitensprache nur (noch) wenige Besucherinnen interessiert. In manchen Fällen kann das aus Kostengründen zur Entscheidung führen, die Sprachversion ganz aus dem Angebot zu streichen. Und umso gravierender ist das Problem natürlich auf Seiten, bei denen das Vorhandensein einer Version in der jeweils anderen Sprache nicht prominent angezeigt wird.

In jedem Fall werden die ohnehin bereits schwächeren Minderheitensprachen gegenüber den in jeglicher Hinsicht starken Staatssprachen weiter benachteiligt und minorisiert. Anstatt zurückgedrängt zu werden, dehnt sich die nationalstaatliche Logik auf immer mehr Bereiche aus.

Die Ergebnisse der Studie werden der katalanischen Regierung nun als Grundlage für Gespräche mit Google dienen, um die genauen Gründe für die geänderte Reihung der Ergebnisse ausfindig zu machen und das Problem (zumindest für Katalonien) zu beheben. In Südtirol mache ich mir leider keine großen Hoffnungen, dass die Landesregierung irgendetwas in dieser Angelegenheit machen wird.

Cëla enghe: 01 02 03 04 05 06 07 08 09



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Comentârs

One response to “Jetzt pusht Google die Staatssprachen.”

  1. Marco Manfrini avatar
    Marco Manfrini

    Dasselbe Phänomen ist in Südtirol auch bermerkbar und zwar mit klar negativen Folgen. Sprachliche Vielfalt geht verloren, während die nationalstaatlichen Einheitssprache immer weiter vordringt.
    Dabei wäre Italien gemäß seiner eigenen Verfassung dazu verpflichtet, aktiv einzugreifen, um die Minderheitensprache zu schützen und deren Spielraum zu verteidigen. Dieselbe Verpflichtung ergibt sich im Übrigen auch aus dem Rahmenabkommen zum Schutz nationaler Minderheiten, dem Italien bereits 1998 beigetreten ist. Mehrsprachigkeit und Multikulturalität gehen anders.

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