Der bekannte Badeort Jesolo in der Nähe von Venedig lehnt es ab, dem faschistischen Diktator Benito Mussolini die Ehrenbürgerschaft zu entziehen. Ein entsprechender Antrag, den der junge Bürgermeister Christofer De Zotti als politisches Marketing abgekanzelt hatte, wurde vor wenigen Tagen vom Gemeinderat abgelehnt.
De Zotti war 2010 der Jugendorganisation des PdL, Giovane Italia, beigetreten, als sie von der heutigen italienischen Ministerpräsidentin Giorgia Meloni (FdI) geleitet wurde. Im Jahr 2011 war er an der Gründung der Bürgerliste Jesolo Bene Comune beteiligt, für die er 2022 unter anderem mit Unterstützung von Fratelli d’Italia zum Bürgermeister gewählt wurde.
Mit der Abstimmung wurde nicht nur die Rücknahme der Ehrenbürgerschaft abgelehnt, vielmehr wurde sie so auch noch symbolisch bestätigt. Der antifaschistische Konsens ist heute in Italien — so es ihn jemals wirklich gegeben hat — so schwach wie wohl noch nie seit Ausrufung der Republik. Auch andere Gemeinden hatten während der letzten Jahre die Beibehaltung der Ehrung für den Diktator beschlossen, unter anderem das historisch besonders vorbelastete Salò am Gardasee.
Doch der Begründer des Faschismus war erst kürzlich auch in einer Ehrengalerie des italienischen Ministeriums für Wirtschaftsentwicklung aufgetaucht. Zudem scheint er noch immer als Träger eines staatlichen Verdienstordens auf und dominiert ferner den Sitzungssaal des Nationalen Olympischen Komitees (NOK/CONI) — um nur einige gruselige Beispiele zu nennen.
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