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Sprachliche Rahmenbedingungen für Immersion.

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Ich möchte hier noch einmal aus Lernen in der Fremdsprache – Grundzüge von Immersion und bilingualem Unterricht von Henning Wode (1995) zitieren, einem Buch, auf das ich erst kürzlich von einer Befürworterin der mehrsprachigen Schule in Südtirol hingewiesen wurde.

Wode umreißt1auf Seite 43 des Buches die sprachlichen Rahmenbedingungen für IM/BIU (Immersion bzw. bilingualen Unterricht) in Europa und klärt damit einige wichtige Punkte:

Wer in Frankreich Englisch, Deutsch oder Spanisch als L2 lernt, wird kaum befürchten, seine französische Identität zu verlieren. In Frankreich stellen die Frankophonen die Majorität, in Deutschland die Deutschsprachigen, in Großbritannien die Anglophonen.

– Henning Wode

In Südtirol ist häufig die verständnislose Frage zu vernehmen, warum denn mehrsprachige Schulen in Innsbruck, Trient oder München Realität sind (allerdings in welchem Umfang?) und gerade in einem mehrsprachigen Land wie dem unseren nicht. Wie paradox es für manche auf den ersten Blick vielleicht erscheinen mag, sind die Risiken eben — wie auch Henning Wode nahelegt — gerade in einsprachigen Gebieten wesentlich geringer, da das sprachliche Umfeld klar definiert und gefestigt ist. Minoritäten haben hingegen zu befürchten, ihre Sprache und ihre Identität zu verlieren. Darauf haben wir auch hier auf schon öfter hingewiesen (vgl. 01 02 03).

Die im Hinblick auf IM und BIU besonders wichtigen Differenzierungen sind:

  • Majoritätensprachen: Sie werden von der Mehrheit der Bevölkerung gesprochen. Meist sind sie auch die offiziellen Landessprachen, z.B. Englisch in Großbritannien, Französisch in Frankreich oder Dänisch in Dänemark. Nur wenige Länder haben, wie die Schweiz oder Belgien, mehrere offizielle Landessprachen.
  • Minoritätensprachen: Sie werden von einer Minderheit gesprochen und sind meist keine offizielle Landessprachen. Zu unterscheiden sind:
    • Bodenständige (autochthone) Sprachen: Sie sind schon über viele Generationen in der betreffenden Gegend heimisch, z.B. Friesisch, Niederdeutsch oder Dänisch in Schleswig-Holstein, Gälisch in Schottland oder Bretonisch in Frankreich. Manche offiziellen Landessprachen können gleichzeitig bodenständige Minoritätensprachen in anderen Ländern sein, so Dänisch in Deutschland, Deutsch in Frankreich oder Deutsch in Dänemark.
    • Eingewanderte (allochthone) Sprachen: Meist sind sie durch Arbeitsmigranten in die jeweiligen Länder gekommen, z.B. Türkisch in Deutschland, Varianten des Arabischen in Frankreich, romanische Sprachen in Skandinavien oder Deutschland.

– Henning Wode

Hier wird klar definiert:

  • Die Majoritätensprache ist — außer in konstitutiv mehrsprachigen Ländern wie Belgien und Schweiz — die offizielle Landessprache, in Südtirol somit eindeutig Italienisch. Das muss neuerdings ganz besonders unterstrichen werden, da erneut versucht wird, die Majoritäten- als die eigentliche Minderheitensprache darzustellen.
  • Minoritätensprachen sind — wiederum mit Ausnahme der bereits genannten Fälle — keine offiziellen Landessprachen. Dies trifft auch auf Deutsch in Italien zu.
  • Autochthone Minoritätensprachen können gleichzeitig andernorts offizielle Landessprachen sein, ausdrücklich wird auch Deutsch genannt, das in Dänemark oder Frankreich (bzw. Italien) eine Minoritätensprache ist, während es in Deutschland oder Österreich eine Landessprache ist. Auch diese ausdrückliche Klärung ist nicht unbedeutend, da in Südtirol schon behauptet wurde, Deutsch könne grundsätzlich nirgendwo als Minderheitensprache betrachtet werden, da es in Europa von vielen Millionen Menschen gesprochen wird. Gerade das Beispiel Frankreich (bzw. Elsass) zeigt aber, dass die vielen Millionen Sprecherinnen in Europa kein hinreichender Schutz vor Assimilierung in einem Nationalstaat darstellen, genausowenig wie übrigens die weltweite Frankophonie verhindern konnte, dass Französisch im Aostatal marginalisiert wurde.
  • 1
    auf Seite 43 des Buches


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