Foto: LPA
Heute wurden in der Nähe des Beinhauses in Gossensaß Tafeln aufgestellt, mittels derer die historischen Hintergründe des Bauwerks erklärt werden sollen. Der von Fachleuten ausgearbeitete Text ist langatmig und beinhaltet nicht einmal eine ausdrückliche Verurteilung der Geschichtsverdrehung, mit der die Faschisten die Zugehörigkeit Südtirols zu Italien rechtfertigen wollten. Er ist deshalb — meiner Meinung nach — als unzulänglich zu beurteilen.
Die Tafeln wurden in unmittelbarer Nähe des Beinhauses auf Landesgrund montiert, da der Zentralstaat, in dessen Bestitz sich die Ossarien befinden, seit dem Weltkrieg kein Interesse gezeigt hat, eine Lösung zu finden — obschon diese »monumentalen« Fälschungen von vielen Südtirolern als Beleidigung empfunden werden. Allein diese Tatsache ist ein Armutszeugnis für einen demokratischen Rechtsstaat.
Im Jänner hatte der damalige Kulturminister, Sandro Bondi, unserem Landeshauptmann umfassende Zusicherungen gemacht, was die Zukunft der sogenannten faschistischen Relikte betrifft. Es reichte jedoch, dass die Anbringung der Tafeln konkret wurde, damit in Rom die Alarmglocken schrillten. Zuerst versuchte man aus dem Verteidigungsministerium telefonisch auf das Land Einfluss zu nehmen, dann — als dies nichts half — kam in letzter Sekunde sogar noch das schriftliche Verbot, die Tafeln anzubringen: Es sei »untersagt, Monumente zu interpretieren«. Selten sind staatliche Stellen so pünktlich und aufmerksam, wie bei der Verteidigung faschistischen Unguts.
Damit hat Rom einmal mehr seine wahre Fratze gezeigt: Den schönen Worten über das friedliche Zusammenleben und die beste Autonomie folgen keine Taten — auch nach 90 Jahren führt sich Italien in Südtirol noch auf wie eine Kolonialmacht. Ich frage mich, wozu wir eigentlich seit Jahren über die »Historisierung« von Denkmälern diskutieren, wenn der Staat ohnehin jede sinnvolle Entwicklung abblockt.
Cëla enghe: 01
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