Am Wochenende wurde die im Tessin geborene und aufgewachsene Elly Schlein in Basiswahlen zur Nachfolgerin von Enrico Letta zur PD-Vorsitzenden gewählt. Die queere und linke Politikerin konnte sich überraschend gegen den favorisierten Präsidenten der Region Emilia-Romagna, Stefano Bonaccini, durchsetzen.
Wie die Antisemitismus-Beobachtungsstelle des Jüdischen Dokumentationszentrums in Mailand nun bekanntgab, führte die Tatsache, dass ihr Vater Jude ist, als Reaktion auf den Wahlerfolg von Schlein bereits in diesen ersten Tagen zu einem Anstieg antisemitischer und verschwörungstheoretischer Anfeindungen gegen sie, die auch von rechten Politikerinnen im Netz geteilt wurden.
So seien mehr oder minder offene Anspielungen auf das »internationale Judentum«, auf die Aschkenase oder auf George Soros gezielt eingesetzt worden, um Schlein in die Nähe einer angeblichen jüdischen Weltverschwörung zu rücken — obschon sie selbst noch nicht einmal jüdischen Glaubens ist. Konkret zitiert werden Kommentare, in denen von jüdischer Rache an den Italienerinnen die Rede ist oder in denen ein Nutzer angibt, er beginne jetzt Hitler zu verstehen. Wiederum andere verzerren Schleins Nachnamen oder gar ihr Aussehen, um es einem stereotypisierten jüdischen Erscheinungsbild anzunähern.
Was hier geschieht ist purer Wahnsinn. Doch wen könnte es schon wirklich wundern, dass sich Rassisten und Antisemitinnen in einem Land, das von der neofaschistischen Rechten regiert wird, gedeckt und geschützt fühlen? In einem Land zumal, wo ein verurteilter Rassist, der eine schwarze Ministerin mit einem Affen verglichen hatte, ein Ministeramt bekleidet.
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