Damit hier nicht jemand auf den Gedanken kommt, dass die Geflüchteten aus der Ukraine inzwischen das ihnen gesetzlich zustehende Geld vom Staat bekommen haben, nur weil ich länger nichts mehr darüber geschrieben habe: Dem ist nicht so.
Schon mehrmals hatte ich auf über eine Frau mit zwei Kindern im Pflichtschulalter berichtet, die im April nach Südtirol gekommen war. Sie hatte ihren Antrag auf finanzielle Unterstützung fristgerecht am 20. Mai eingereicht, bekam das Geld für April und Mai (je 300 Euro) aber erst Ende Juni. Der Betrag für die Kinder (je 150 Euro pro Kopf und Monat) war nicht dabei.
Noch heute kann ihr niemand sagen, ob sie dieses Kindergeld, auf das sie einen rechtlichen Anspruch hat, jemals bekommen wird. Bis vor kurzem galt die Ungewissheit auch für die 300 Euro, die ihr für den Monat Juni hätten überwiesen werden sollen.
Doch am 15. Oktober erhielt sie aus heiterem Himmel eine Mitteilung, wonach ihr dieser Betrag nun endlich ausgezahlt wird. Von der Unterstützung für die Kinder war darin nach wie vor keine Rede.
Zusammengefasst: Die Frau hat für sich und ihre Kinder bis jetzt insgesamt 900 statt der von der Regierung versprochenen 1.800 Euro bekommen. Im Durchschnitt sind das weniger als 43 Euro pro Nase und Monat, mit denen die dreiköpfige Familie hätte in Südtirol überleben sollen. Kein Wunder, dass viele — vermutlich die Mehrzahl — der ukrainischen Geflüchteten, die wir hier kennengelernt hatten, inzwischen wieder in die Ukraine zurückgekehrt sind, wo sie nach den jüngsten russischen Angriffen auf zivile Infrastruktur, wenn nicht dem Tod so zumindest einem äußerst ungewissen Winter entgegensehen.
Die Frau, von der ich hier berichte, hat das Glück, dass ihr Mann in der Heimat noch arbeitet und ihr jeden Monat etwas Geld überweisen kann — von einem Kriegsgebiet ins reiche Südtirol.
Von uns nimmt sie schon länger kaum noch etwas an, vermutlich weil sie es entwürdigend findet. Das kann ich (wenigstens teilweise) nachvollziehen.
Umso beschämender finde ich aber, wie wenig institutionelle (finanzielle) Solidarität Geflüchtete in Italien und auch in Südtirol erfahren. Im Grunde wird alles dafür getan, dass sie ins Kriegsgebiet zurückkehren müssen.
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