Unter dem vielsagenden Titel Der Faschismus wird noch immer gefeiert thematisierte Andres Wysling in der gestrigen NZZ den sorglosen Umgang Italiens mit seiner totalitären Vergangenheit. Neben der aufrecht gebliebenen Ehrenbürgerschaft des Diktators in Salò und dem Denkmal für den Kriegsverbrecher Rodolfo Graziani in Affile bei Rom wird in dem Beitrag auch auf weniger Bekanntes eingegangen.
So soll die Regierung von Mario Draghi heuer 80 Millionen Euro für eine unkritische Sanierung des faschistischen Foro Italico in Rom bewilligt haben, wo nach wie vor zahlreiche Inschriften dem Duce huldigen.
Zum hundertsten Jahrestag des berühmten Wienflugs von Gabriele D’Annunzio, dessen Vittoriale am Gardasee Besuchende in Scharen anzieht, sollen italienische Hobbypiloten den Flug wiederholt haben. Allerdings sei ihnen der Überflug der Wiener Innenstadt untersagt worden, weshalb die vorbereiteten Flugblätter nicht abgeworfen werden konnten.
Und in Sredipolje/Redipuglia steht nach wie vor unkommentiert der monumentale Kriegerfriedhof, an dem 100.000 tote Soldaten zum faschistischen Presente! antreten. Benito Mussolini hatte ihn 1938 persönlich eingeweiht — am selben Tag, an dem er im nahen Triest seine Rassendoktrin gegen die Juden verkündet habe.
Italien, wo Giorgia Meloni (FdI) bald Ministerpräsidentin werden soll, sei mit seiner faschistischen Vergangenheit nicht im Reinen, so Wysling.
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