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Wo bleibt der Widerstand gegen den Geschichtsfurz?
Zweimal Obermair zum Jahrestag des “Marschs auf Bozen”

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ai

Ein schierer Geschichtsfurz also. Tanto hanno già perso, e per sempre, nel 1945.

– Historiker Hannes Obermair anlässlich des “Marsches auf Bozen” von CasaPound im Jahr 2016

Ich empfinde den Marsch der Schützen als schräg. Weil er sich einerseits gegen den Faschismus richtet, aber andererseits für Tirol und den nationalistischen, letzten deutschen Bürgermeister Julius Perathoner. […] Es ist auch Ausdruck dafür, dass es keinen etablierten Anti-Faschismus in Südtirol gibt. Denn es müssten andere Kräfte aufstehen und andere Kräfte müssten gegen den Faschismus demonstrieren. Andere Kräfte müssten uns in Erinnerung rufen, was vor einer Woche in den Wahlurnen geschah und durchaus bedenkliche Züge trägt.

– Historiker Hannes Obermair anlässlich des Fackelmarsches der Schützen im Gedenken an den “Marsch auf Bozen” vor 100 Jahren

Faschismus – alive and rockin’. Von wegen Geschichtsfurz. So befremdlich Obermairs Befund von 2016 anmutet, so passend ist seine Einordnung 2022. Im Oktober 1922 marschierte ein paramilitärischer, martialischer Mob durch Bozen. Und wie Gedenken die Schützen des damaligen faschistischen Aufmarsches? Mit einem martialischen Aufmarsch im Gleichschritt. Und mit Fahnen, Fackeln und Trommeln. Ein Szenario, das in seiner Bildsprache an dunkle Zeiten erinnert – völlig unabhängig davon, was auf den Spruchbändern steht. Wahrlich hätte es andere Inszenierungsmöglichkeiten gegeben, um die dringend notwendige Erinnerung (Stichwort “Parlamentswahlen Italien 2022”) an das damalige Verbrechen wach zu halten.

Von – wie man meinen möchte – eigentlich dazu berufener Seite (Linke, Grüne, Antifaschisten) hört man allerdings nur ohrenbetäubendes Schweigen.

Cëla enghe: 01 02 03 || 01



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2 responses to “Wo bleibt der Widerstand gegen den Geschichtsfurz?
Zweimal Obermair zum Jahrestag des “Marschs auf Bozen”

  1. Stuff avatar
    Stuff

    Was hat Obermair eigentlich gegen Tirol? Viele deutschprachge Bozner scheinen sich mit dem Wort schwer zu tun. Ist es wirklich so schlimm, ein Tiroler zu sein? Ich bin kein Schütze und Tracht habe ich auch keine, aber mit “altoatesino” oder “tedesco” kann ich mich nicht identifizieren. Meine Vorfahren waren auch fast alle Tiroler. Bin ich deshalb ein schlechter Mensch?

  2. artim avatar
    artim

    Fratelli-d’Italia-Koordinator Galateo sieht in einem Auftritt eines Traditions- und Trachtenvereins gegen den Faschismus 2.0 eine Provokation gegen Wahlsiegerin Meloni. Auch Hannes Obermair stoßt dieser sichtbare “etablierten Anti-Faschismus in Südtirol” in der Tradition Hans Egarters auf.
    Als was weisen sich eigentlich Obermairs Animositäten gegenüber der Einheit des Landes Tirols, den Bozner Bürgermeister Perathoner, sein Umgang mit Geschichte aus?
    Wer diesen nach dem 24. April 1921 weiteren Gewalthöhepunkt des Mussolini-Faschismus als “gewaltförmigen Versuch”, (Hannes Obermair, Rai – Südtirol, Tagesschau vom 01.10.2022) abtut, verharmlost nicht nur, sondern verfälscht postfaktisch die Ereignisse jener Zeit, kurzum Geschichte. Denn die Gewalt war konkret. Es hatte Täter und Opfer.
    Ebenso bekannt ist, dass am 25.09.2022 in Italien die Feinde der offenen Gesellschaft nunmehr die politische Mehrheit haben.
    “Die italienische Demokratie spielt zur Stunde offen mit einem leisen Selbstmord” (vgl. P. Sloterdijk).
    Einige Frauen geben auf Plätzen noch Lebenszeichen. In Bozen ein Traditionvervein. Anderes Personal hat es offenbar nicht. Auch wenn alle gelernt haben müssten. Principiis obsta! Wehret den Anfängen! Und obgleich das Ignorieren der größeren und kleineren Zusammenhängen in der Südtiroler Atmosphäre wohl weniger zulässig ist.

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