Ende Mai hatte der Landtagsabgeordnete Alessandro Urzì (FdI) die Landesregierung zu den Aufklebern befragt, mit denen sich — vorgeblich — italienische Südtirolerinnen vom »Kulturverbrechen« der Fälschung tausender Ortsnamen durch das faschistische Italien und »vom Nationalismus und Imperialismus unserer Vorfahren« distanzierten.
Schon der Brixner Gemeinderat Antonio Bova, der ebenfalls der neofaschistischen Partei von Giorgia Meloni angehört, hatte die Aufkleber absurderweise als »sezessionistisch« bezeichnet, obwohl darin von Sezession keine Rede ist. Und auch Urzì bemühte nun in seiner Landtagsanfrage (Nr. 2178/22) diese Kategorisierung.
Unerhört ist meiner Ansicht nach jedoch, dass sich auch der von der Landesregierung zu den höchst gefährlichen Aufklebern befragte Präfekt die ideologische Einordnung der Neofaschisten zueigen macht, wie aus der Antwort des Landeshauptmanns hervorgeht. Demnach hätten die Polizeikräfte während der letzten Jahre mehrere »sezessionistische« Aufkleber entdeckt, die normalerweise von Unbekannten nachts angebracht würden, gegen die die zuständigen Organe nun die Einleitung von Maßnahmen erwägen würden.
Ein Jahrhundert nach der unrechtmäßigen Annexion und der Zwangsitalianisierung wird ein harmloser, im Grunde sogar konzilianter Text von den Behörden des Zentralstaats weiterhin mit Schnappatmung aufgenommen. Weit haben sich Neofaschismus und Republik demnach (zumindest in dieser Sache) noch immer nicht auseinanderentwickelt. Und der Landeshauptmann gibt Derartiges auch noch unkommentiert wieder.
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