Ich komme noch einmal auf den Angriff auf Julia Unterberger (SVP) zurück, weil ich im Netz zum wiederholten Mal auf einen Kommentator gestoßen bin, der den Vorfall als ein Symptom von (erschreckender) Unwissenheit über Südtirol und die Mehrsprachigkeit hier einordnet. Viele Italienerinnen könnten unser Land nicht einmal vom Trentino unterscheiden, heißt es.
Mag alles sein, trotzdem halte ich das für ein total falsches Framing. Man muss nämlich nicht über die hiesige Situation informiert sein, um auf ein Interview in einer anderen Sprache als Italienisch nicht mit Ausfälligkeiten zu reagieren. Toleranz heißt nicht nur, ein Interview in einer geschützten Minderheitensprache zuzulassen, sondern ganz grundsätzlich das Andere. Eine Senatorin beliebiger Herkunft, die mit einem beliebigen Sender in einer Sprache ihrer Wahl ein Gespräch führen will, hat von niemandem angepöbelt zu werden, schon gar nicht von einem Journalisten.
Ohnehin wage ich es aber zu unterstellen, dass Frau Unterberger nicht aus Unwissenheit, sondern wennschon genau deshalb angegriffen wurde, weil der Herr wusste, dass sie Südtirolerin ist und in Südtirol Deutsch gesprochen wird. Eine Senatorin aus Florenz, die einem ausländischen Medium ein Interview auf Deutsch (oder meinetwegen Englisch) gegeben hätte, wäre eher nicht derart angegangen worden.
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