Wieder einmal bin ich im Netz auf Menschen gestoßen, die allen Ernstes behaupten, die Brennergrenze sei unveränderlich, weil für ihren heutigen Verlauf viel (italienisches) Blut vergossen worden sei. Das haben wir eigentlich schon in unseren FAQ beantwortet, weil es sich um eines der vielen dummen Totschlagargumente handelt, die in der Debatte um die demokratische Selbstbestimmung immer wieder aufkommen. Zur Erinnerung:
Solch martialische Blut- und Boden-Argumente sind uns fremd — und wir lehnen sie als undemokratisch ab. Blut und Gewalt erhöhen die Legitimation einer Grenzziehung nicht, sondern mindern sie. Und es ist aus demokratischer Sicht undenkbar, dass mit Blut errichtete Grenzen im Europa des 21. Jahrhunderts nur mit weiterem Blutvergießen geändert werden können.
— FAQ
Ich frage mich aber immer wieder, ob diesen Menschen schon auch bewusst ist, dass für die Eroberung von Land in Afrika ebenfalls viel Blut geflossen ist — und trotzdem sind die einstigen Kolonien heute nicht mehr italienisch, britisch oder deutsch. Was irgendwie ja schon zeigt, wie meschugge das Argument ist.
Ähnliches gilt übrigens auch für jene die behaupten, die Teilung Tirols könne, weil sie doch der damaligen Rechtslage und den Friedensverträgen entspreche, nicht als Unrecht gesehen werden. Nach damaligem Recht waren auch die Kolonien völlig in Ordnung — was uns nicht daran hindert, sie rückblickend als kaum wiedergutzumachendes Unrecht zu betrachten.
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