Um in Südtirol eine dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung zu erlangen, müssen Zugewanderte seit Juni Kenntnisse der Staatssprache Italienisch belegen. Weder dürfen sie stattdessen einen Deutsch- oder Ladinischtest ablegen, noch werden die Kenntnisse dieser beiden Landessprachen gleichwertig erhoben. Einen Vorstoß der Landesregierung, die tatsächliche Gleichstellung von Deutsch und Italienisch zu erwirken, wurde von Rom entschieden zurückgewiesen. Lediglich ein freiwilliger zusätzlicher Deutschtest wurde in Aussicht gestellt.
Auch bei der Integration von Zugewanderten gibt es also nur eine »lingua franca«, die Sprache des zentralistischen Nationalstaates, während die anderen auf den Status von Folklore-Sprachen degradiert werden. Diese klare Hierarchie wird den neuen Südtirolerinnen fortan vermittelt werden, wobei auch die konkrete Gefahr besteht, dass gut integrierte Migrantinnen, die gut Deutsch und schlecht Italienisch sprechen, ausgewiesen werden — während etwa einsprachig italienisch sozialisierte Zugewanderte den Test problemlos bestehen. Die an und für sich bereits schwierigere Integration in eine Minderheitensprache wird hierdurch tatkräftig behindert.
Das ist eine regelrechte Zeitbombe für den gesellschaftlichen Zusammenhalt und für die effektive Integration neuer Mitbürgerinnen in unser mehrsprachiges Land. Gleichzeitig stellt die Regelung die fehlende Zuständigkeit des Landes (Autonomiemodell) in zukunftsträchtigen Schlüsselbereichen bloß und belegt, dass eine vollumfängliche Gleichstellung der Landessprachen nicht existiert.
Cëla enghe: 01
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