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30. April: Werbetag der Arbeitgeberinnen.

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Gestern ging es bei Pro und Contra auf Rai Südtirol um den sogenannten Tag der Arbeitgeber, den hds und HGV nach österreichischem Vorbild einführen wollen. Er soll am 30. April begangen werden und an »die für Wohlstand und Arbeitsplätze wesentliche Rolle der Südtiroler Unternehmerinnen und Unternehmer erinnern«. Es diskutierten hds-Präsident Philipp Moser und SGB-Generalsekretär Dieter Mayr.

Dazu ein paar Bemerkungen von mir:

  • In der ganzen Diskussion ging es nur um privates Unternehmertum. Es sei für den heutigen Wohlstand in Südtirol »zuständig« bzw. »hauptsächlich dafür verantwortlich«. Mir ist klar, dass Herr Moser hds-Präsident ist, doch auch er sollte wissen, dass ein erheblicher Teil der Südtirolerinnen im öffentlichen Sektor arbeitet. Und dass zum (materiellen) Wohlstand auch die Arbeiterinnen beitragen.
  • Herr Moser wurde nicht müde zu betonen, dass der Arbeitgeber — im Unterschied zu den Arbeitnehmerinnen — Verantwortung und Risiko übernehme, als ob dies für Angestellte nicht mindestens genauso gälte.
  • Auf viele heutige private Arbeitgeberinnen trifft das ohnehin längst gar nicht mehr zu, da sie sich erstens ins gemachte Nest gesetzt haben und zweitens die öffentliche Hand ihre Risiken mitträgt. Nicht zuletzt minimieren gewisse Gesellschaftsformen das private Risiko auf ein Mindestmaß.
  • Sehr wenig hat uns Herr Moser von der gesellschaftlichen Verantwortung der Unternehmerinnen erzählt. Er hätte auf Gehälter, Gender Pay Gap, Prekariat, Ressourcenverbrauch, Klima eingehen können — aber nicht getan.
  • Auf einen Hinweis von Herrn Mayr hin hat Moser kurz das Problem der Vergütungen erwähnt. Dann jedoch nur, um zu sagen, dass wir heute »nicht mehr den Klassenkampf wie in den 90er Jahren« [sic] haben und beide Seiten einem Strang ziehen müssen.
  • Seine ablehnende Haltung zu Lohnerhöhungen und Kollektivverträgen zeigte, was er sich darunter vorstellt — nämlich eine Einbahnregelung.

Offenbar soll es also am 30. April um Selbstbeweihräucherung gehen. Natürlich dürfen alle feiern, was sie für richtig halten — doch warum es einen Tag der Arbeitgeberinnen brauchen sollte, konnte Herr Moser mir nicht erklären.

Ich persönlich habe nach seinen Ausführungen höchstens den Drang verspürt, die Arbeitgeberinnen zu enteignen, um sie von der schweren Bürde der Verantwortung zu befreien. Ohnehin bin ich der Meinung, dass selbstorganisierte und genossenschaftliche Unternehmensformen noch viel stärker gefördert werden sollten.

Cëla enghe: 01 02 03 04



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Comentârs

3 responses to “30. April: Werbetag der Arbeitgeberinnen.”

  1. Simon avatar

    Gerade im Arbeitsbereich könnte man sich übrigens sehr viel von Österreich abschauen… es muss wirklich nicht der Tag der Arbeitgeberinnen sein.

  2. Walter Kircher avatar
    Walter Kircher

    … dieser Tag ist wohl dem Lobbyisten- Denken der heutigen Zeit geschuldet …
    anstelle von: “es braucht uns Alle”!
    Damit ist einmal mehr an den roten Faden verwiesen, der unser Gesellschaftsleben immer deutlicher bestimmt!

  3. Domprobst avatar
    Domprobst

    BBD definiert sich bekanntlich selbst als linksgrün und ich gönne jedem seine eigene Weltanschauung. Dabei sollten jedoch einzelne Aspekte dezidiert und objektiv betrachtet werden, bei allem Respekt zu Links-Grün.
    Wohlstand wird im Prinzip durch eine florierende Wirtschaft geschaffen, die schlussendlich auf den innovativen Charakter derselben zurückgeht; bei der hohen Anzahl der öffentlich geführten Unternehmen in ST erkenne ich diesen innovativen Charakter nicht.
    Beim Lesen von “Verantwortung und Risiko” habe ich beschlossen diese Replik zu schreiben. Hier ist der Autor herzlich eingeladen anhand von Beispielen zu erklären, inwieweit ein Arbeitnehmer Verantwortung und Risiko trägt. Bei beiden Begriffen in Bezug auf das öffentliche Unternehmertum in ST fallen mir Personen wie Zerzer, Hofer, Stofner, Seehauser ein – ich erkenne dort weder Verantwortung noch Risiko, sondern das absolute Gegenteil.
    Der Hinweis, dass sich ein privater Arbeitgeber (nur) ins gemachte Nest setzen würde, sprüht nur so vor Neid. Was sollten die Nachkommen eines Industriellen deiner Meinung nach tun, etwa prinzipiell als Surflehrer arbeiten?
    Zustimmung in punkto gesellschaftliche Verantwortung; meine Replik bezieht sich ausschließlich auf ST und abgesehen von seltenen Ausnahmen fehlt diese vollends.
    Der Drang zur Enteignung lässt erahnen, dass eine sachliche Diskussion zu diesem Thema nur erschwert möglich sein wird. Wer nach all den Jahrzehnten des Parteibonzentums und des im ehemaligen Ostblock angewandten Sozialismus/Kommunismus heute noch an Enteignung denkt, sollte sich gute ökonomische Literatur mit Fallbeispielen des Scheiterns aneignen….obwohl, wenn ich darüber nachdenke, besser nicht. Er sollte einfach nur mit offenen Augen nur die Welt gehen. Wenn man dabei den Verstand aktiviert, genügt das vollkommen.

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