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120 Tage nach Hanau: Räume für Solidarität.
Ein Interview mit der »Initiative 19. Februar Hanau«

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von Heiko Koch1Heiko Koch lebt und arbeitet in NRW. Er ist Mitbegründer und Autor diverser antifaschistischer Zeitungen, Buchautor, Verfasser von Internetrecherchen, Teamer und Dozent gegen ›Rechts‹.

Gedenkstelle vor der ehemaligen Shisha-Lounge „Midnight“ am Heumarkt. (Foto: Heiko Koch)

Neun Menschen mit (familiärer) Migrationsgeschichte fanden am 19. Februar in Hanau einen gewaltsamen Tod. Ein 43-jähriger Rassist erschoss sie und verwundete zahlreiche weitere Personen — zum Teil schwer. Am 19. Februar betrat der Täter in der Hanauer Innenstadt gegen 22 Uhr zwei Lokale in der Straße Am Heumarkt und erschoss drei Männer. In der Bar La Votre den 33-jährigen Wirt Kaloyan Velkov, in der Shisa-Lounge Midnight den 30-jährigen Inhaber Sedat Gürbüz und auf der Straße den 34-jährigen Fatih Saraçoğlu. Anschließend fuhr er in den benachbarten Stadtteil Kesselstadt. Auf dem Parkplatz vor einem Hochhaus am Kurt-Schumacher-Platz erschoss er Vili Viorel Păun. Der 22-Jährige war ihm mit seinem Fahrzeug gefolgt und hatte vergeblich versucht, den Mörder zu stoppen und die Polizei zu Hilfe zu rufen. Im Erdgeschoss des Hochhauses betrat der Mörder die Arena Bar, ein Lokal mit angeschlossenem Kiosk. Im Kiosk tötete er den 37-jährigen Maurer Gökhan Gültekin, die 35-jährige alleinerziehende Mutter Mercedes Kierpacz und den 23-jährigen Installateur Ferhat Unvar. Der 21-jährige Said Nesar Hashemi und der 22-jährige Hamza Kurtović erschoss er im Bereich der Bar. Weitere Besucher der Bar wurden zum Teil schwer verletzt. Nach diesem Massaker fuhr der Täter in das unweit gelegene Haus seiner Eltern, wo er erst seine Mutter und dann sich selbst erschoss.

Wie ein norwegischer Faschist bei seinen Anschlägen in Oslo und auf der Insel Utøya im Juli 2011 und ein australischer Faschist bei seinen Anschlägen auf zwei Moscheen im neuseeländischen Christchurch im März 2019, hinterließ auch der Hanauer Mörder ein Manifest. In diesem Pamphlet mit dem Titel »Botschaft an das gesamte deutsche Volk« äußerte er sich rassistisch, antisemitisch, islamfeindlich und misogyn (frauenfeindlich). Ein ähnlich lautendes Video stellte er Tage vor seinen Morden auf YouTube online. Seine Äußerungen sind zum einen mit unterschiedlichen Elementen aus Verschwörungstheorien bespickt und zum anderen deuten sie auf erhebliche Persönlichkeitsstörungen des Täters hin.

Über 100 Tage sind seit dem Terroranschlag vergangen. Und schon scheinen die Toten im Schatten der Corona-Pandemie in Vergessenheit geraten zu sein. Aber die Angehörigen, Freund*innen und Bekannte der Opfer können und wollen die rassistische Bluttat nicht vergessen. Sie fordern Aufklärung über die Hintergründe des Täters und den Verlauf der Tat, Solidarität für die vom Massaker betroffenen Familien, Angehörigen und Freund*innen und die Benennung und Bekämpfung der politischen Ideologien und Einstellungen, die zu den Morden führten. Dafür organisieren sie sich in der Initiative 19. Februar Hanau.

Heiko Koch hat sich Anfang Juni mit Seda Ardal und Hagen Kopp von der Initiative 19. Februar Hanau im Gedenkladen in der Krämerstraße 24 in Hanau über die Situation vor Ort unterhalten.


Heiko Koch: Hallo ihr beiden, ihr gehört zur Initiative 19. Februar Hanau. Bitte stellt Euch kurz vor.

Seda Ardal: Ich heiße Seda. Ich bin 30 Jahre alt und hier in Hanau geboren und aufgewachsen. Jetzt wohne ich im benachbarten Offenbach. Seit Beginn der Initiative bin ich dabei.

Hagen Kopp: Ich heiße Hagen und komme auch aus Hanau. Ich bin hier in Hanau seit langem politisch aktiv. Vor allem in Unterstützung von geflüchteten Menschen und in antirassistischen Projekten. So auch in einer Initiative die sich Solidarität statt Spaltung nennt, einem Bündnis von gewerkschaftlich Aktiven, migrantischen Vereinen und antirassistischen Gruppen. Das war auch der Kreis, der relativ schnell fähig war, auf die Situation vom 19. Februar zu reagieren, die uns alle überrascht und geschockt hat.

Heiko: Kann ich fragen, wie ihr beiden persönlich diese Nacht vom 19. Februar erlebt habt?

Gedenkstelle am ersten Tatort am Heumarkt. (Foto: Heiko Koch)

Seda: Mmmh, ja. Also am 19. Februar bin ich relativ früh eingeschlafen. Ich hatte zu der Zeit einen sehr stressigen Job. Als ich am Donnerstagmorgen aufwachte, hatte ich auf meinem Handy unglaublich viel verpasste Anrufe von meinen Freund*innen und meiner Familie. Das erste was ich gelesen hatte war »Schießerei in Hanau«. Da stand nichts von einem Nazi oder einem Terroranschlag. Das war nur dargestellt als eine Schießerei. Ich habe dann als erstes meinen Vater angerufen. Er hat mir erzählt, dass einer seiner besten Freunde seinen Sohn bei diesem Anschlag verloren hat – Gökhan Gültekin. Ich wusste, dass mein Bruder mit ihm sehr gut befreundet war und habe ihn angerufen. Also ich habe meinen Bruder noch nie weinend erlebt. Und da … dieses Telefonat hat mich krass mitgenommen. Wie meine ganze Familie. Auch die Wochen danach war ich so ziemlich neben der Spur. Es hat ein paar Wochen gedauert bis ich wieder Fuß fassen und klar denken konnte.

Hagen: Wir hatten an diesem Mittwochabend den 19. Februar ein Treffen mit Solidarität statt Spaltung und waren danach noch zu fünft direkt hier um die Ecke in einem marokkanischen Restaurant zum Essen gegangen. So um halb zehn gingen wir auseinander. Um kurz nach zehn hat dann ein Freund, der hier in einem migrantischen Verein aktiv ist und wohl als einer der ersten Informationen bekommen hatte, uns angeschrieben, ob wir noch in der Nähe seien. Wir waren auseinander gegangen, aber ihm war nicht klar, wo wir genau sind. Wir waren schon mit dem Auto unterwegs und nicht mehr in der Nähe. Er berichtete, dass es hier angeblich sieben Tote gegeben hätte. Und ich dachte nur, was ist denn jetzt los? Meine spontane Frage an ihn war »Waren das Nazis oder was …?« Er meinte: »Nein«; was er von Freunden wissen würde, sei, dass es sich es sich um einen einzelnen Typ gehandelt hätte, der um sich geschossen hat. Der sei auch nicht vermummt oder maskiert gewesen. Nach dem Eindruck seiner Freunde wäre es völlig unklar, was dort vorgefallen war. Wir haben das alles dann in den Nachrichten in der Nacht und am nächsten Morgen verfolgt. Bei mir war es so, dass ich relativ früh los bin. Ich war eigentlich im Rahmen eines unserer antirassistischen Projekte, dem Alarm Phone, auf den Weg nach Malta. Also ich hatte früh morgens einen Flug. War also unterwegs. Auf dem Weg zum Flughafen wurde dann die Dimension des Angriffs klar und ich habe sofort meine Reise abgebrochen. Ich bin zurück gefahren und dann haben wir ab 10 Uhr morgens in unserem besetzten Haus in der Metzgerstraße mit Krisentreffen begonnen. Ich selbst hatte zwar niemanden persönlich gekannt. Aber viele Leute aus der Metzgerstraße und aus der migrantischen Community kannten die ermordeten Jungs.

Heiko: Was ist die Metzgerstraße?

Hagen: Die Metzgerstraße ist das besetzte Haus in Hanau. Es ist der Treffpunkt der radikalen Linken seit über 30 Jahren. Dort machen wir auch unser Beratungs-Cafè für Flüchtlinge. In der Metzgerstraße und im DGB-Haus haben wir uns dann den ganzen Tag, und auch die folgenden Tage, getroffen. Wir haben versucht irgendwie mit der Situation umzugehen.

Ich muss sagen, dass trotz all dem, was wir seit vielen, vielen Jahren machen – vor allem rund um das Alarm Phone, wo wir auch ständig mit dem Tod auf See, mit dem Sterben auf dem Meer konfrontiert sind – also ich muss sagen, dass das, was hier passiert ist, so nah, so krass, mich echt aus der Bahn geworfen hat. Also ich war auch, bin auch bis heute, ein Stück weit angeschlagen davon und habe auch immer wieder das Gefühl: »Das kann doch nicht wahr sein. Das muss ein falscher Traum sein.« Also das war schon …. dass ausgerechnet unsere kleine Stadt Hanau davon getroffen wurde, die so eine starke Migrationsgeschichte hat, das wollte mir überhaupt nicht in den Kopf gehen.

Heiko: Wenn ich so höre, wie Euch das mitgenommen hat, dann habe ich den Eindruck, dass ihr indirekt von der Tat traumatisiert seid. Nehmt ihr psychologische Beratung in Anspruch?

Seda: Also ich war schon vor dem Attentat in psychologischer Behandlung und bin es immer noch. Das Themenspektrum meiner Behandlung hat sich nach dem Attentat stark verschoben. Und weil es nötig war, wurden aus zweiwöchigen Terminen wöchentliche. Um Beistand zu haben.

Hagen: Bei mir in der kleinen Gruppe sind wir über unsere Arbeit bei Alarm Phone mit dem Sterben auf See konfrontiert. Das ist über Telefon natürlich distanzierter, aber dennoch sehr nah. Auch sind wir oft in vielen Ländern und bekommen die Verwandten und Angehörigen schiffbrüchiger Geflüchteter mit. Eine unserer aktivsten Freundinnen ist sehr oft bei Gedenkkundgebungen in Griechenland. Und wir waren selbst im Februar noch in Marokko bei einer Gedenkveranstaltung anwesend. Dies ist unser Erfahrungshintergrund. Den konnten wir in dieser Situation hier nutzen. Also … diese Form, diese Versuche mit dem Unfassbaren, mit dem Tod umzugehen … da haben wir ein paar wichtige Erfahrungen, die wir nutzen konnten.

Und was gut bei uns in Hanau ist … Wir haben zwischen politischen Netzwerken und Freundeskreisen auch Menschen, die trauma-pädagogisch geschult sind und bei denen wir uns – nicht formal und nicht im Sinne einer Therapie – sondern ganz freundschaftlich Rat holen können, mit denen wir reden können, wenn wir Fragen haben, wenn wir nicht klar kommen oder wo …tja …. also das ist so meine Art damit umzugehen. Wie gesagt die Betroffenheit war schon krass. Jeden Morgen aufzuwachen und zu denken, ist das wirklich so? Also so etwas habe ich in einer solchen Intensität noch nicht erlebt…

Heiko: Was geschah an den ersten Tage nach dem Attentat? Mit den Behörden, der Polizei, den Medien?

Hagen: Am ersten Abend, also am 20. Februar, gab es schon eine Trauerkundgebung. Der Bundespräsident Steinmeier, der hessische Ministerpräsident Bouffier, diverse Politiker, der Bürgermeister von Hanau usw. waren anwesend. Wir hatten befürchtet, das dieser Auftritt sehr formal, sehr leer, sehr hohl bleibt. Und das war auch so. Es war eher eine peinliche Veranstaltung. Aber man hat auch die Hilflosigkeit gesehen, in der sie selber agieren. Wo sie selbst nicht wussten, wie sie damit umgehen konnten und Angst hatten, viel Kritik zu bekommen, wenn die Angehörigen sprechen.

Wir hatten uns entschieden, den Auftritt der Politiker nicht zu stören. Und das, obwohl der hessische Ministerpräsident Bouffier anwesend war. Seine Anwesenheit und ihn dort reden zu hören, ist in gewisser Weise eine Verhöhnung all derer, die sich in Hessen antifaschistisch engagiert haben. Es gibt die hessische Vorgeschichte mit den zurückgehaltenen Akten im Falle des NSU-Mordes an Halit Yozgat in Kassel 2006. Und die Vertuschung all der Zusammenhänge und Verwicklungen mit dem Verfassungsschutzmann Andreas Temme. Das war Bouffier. Bouffier hat seine ministerliche Hand über all die Verstrickungen zwischen den Geheimdiensten und dem rechten Terroruntergrund gehalten. So jemanden hier in Hanau Krokodilstränen weinen zu sehen, dagegen gab es starke Vorbehalte.

Wir haben gleich verstanden, dass wir etwas Eigenes machen müssen, um der Situation gerecht zu werden. So haben wir für den nächsten Tag, den Freitag, direkt hier am Heumarkt zu einer Gedenkkundgebung eingeladen. Wo Angehörige und Freunde sprechen konnten, wo die Namen der Opfer genannt wurden – das say their names war sehr schnell da. Dass thematisiert wird, dass es ein rassistisch motivierter Anschlag war. Dass mit dem Massaker nicht alle Menschen, sondern Migrant*innen, getroffen werden sollten. Weil diese Menschen umgebracht wurden, weil sie vermeintlich nicht »deutsch« genug, nicht »weiß« genug waren. Um das in den Vordergrund zu stellen.

Es war für uns sehr wichtig, damit einen selbstorganisierten, unabhängigen Ort zu schaffen. Etwas zu machen, was jenseits von der Stadt, von den Ministerien und ihren Opferbeauftragten kam. Das war für uns in Hanau sehr wichtig. Und der erste Schritt, etwas zusammen mit Freunden und Angehörigen der Opfer zu machen. Das hat sich später dann immer mehr verdichtet. Wir haben hier am Heumarkt die erste Pressekonferenz und Kundgebung gemacht, sind von hier aus mit mehreren hundert Menschen nach Kesselstadt zum zweiten Tatort gelaufen und haben dort eine zweite Pressekonferenz gegeben. Und das war in Kesselstadt auch das erste Mal, dass wir mit allen zusammen die Namen der bis dato bekannten Ermordeten laut ausgesprochen haben. Das say their names hat dort das erste Mal kollektiv stattgefunden.

Heiko: Das waren die ersten Stunden und Tage, die ersten Schritte in denen ihr Euch organisiert habt?

Gedenkstätte am zweiten Tatort, der Arena-Bar in Hanau-Kesselstadt. (Foto: Heiko Koch)

Hagen: Genau. Und dann gab es schon den nächsten Schritt. Das war ein Resultat dieser permanenten Treffen in und zwischen dem besetzten Haus in der Metzgerstraße und dem DGB-Haus, die in verschiedensten Konstellationen stattfanden. Das Ergebnis war, dass man sagte, okay, wir machen an diesem Freitag was Eigenes und wir rufen am Samstag kurzfristig zu einer bundesweiten Demonstration auf. Es war klar, das wir in der Kürze der Zeit keine riesige Demonstration hinbekommen. Aber wir wollten am Samstag mit einer Demonstration auf die Geschehnisse reagieren. Schließlich haben wir die Demo mit Route, Lautsprecherwagen, Bühne und allem organisiert. Um die 6.000 Menschen waren dann am Samstag auf dem Freiheitsplatz zu einer Auftaktkundgebung.

In diesen zwei Tagen hat es sich als sehr wichtiges Element erwiesen, dass wir in Hanau aus unserem antirassistischen Initiativen heraus bundesweit seit vielen Jahren gut vernetzt sind. In den letzten drei Jahren gehörten wir auch zu den Gruppen, die Welcome united mit organisierten, die versuchten mit Demonstrationsparaden in Berlin, Hamburg und dann Dresden das Antira-Spektrum in seiner ganzen Breite auf die Straße zu bringen. In diesem Rahmen sind auch enge Verbindungen zum Tribunal NSU-Komplex auflösen entstanden. Dies alles mit dem Schwerpunkt gegen rassistische Gewalt, gegen rassistische Übergriffe. Das war vor allem auf die Situation im Osten der Bundesrepublik bezogen, Dresden, Chemnitz, die verschiedenen Orte, wo es in den letzten zwei, drei Jahren immer wieder zu heftigen Übergriffen bis hin zu Pogromen gekommen ist. In diesen Tagen haben sich diese Verbindungen schnell als ein Kontext erwiesen, in dem man das, was in Hanau passiert war, verorten konnte und viele Leute z.B. aus Köln, Berlin, Hamburg, die im Tribunal aktiv waren, auch nach Hanau kamen und uns unterstützten. Was bis heute so ist. Wir bekommen viel Unterstützung für die ganze Hintergrundarbeit. Was die Webseite, die Spenden, die ganzen Netzwerkarbeit angeht. Diese organisatorische und inhaltliche Unterstützung von außerhalb war für uns und unsere Arbeit sehr wichtig, die wir hier in unserer Betroffenheit und den Versuchen etwas umzusetzen feststeckten.

Heiko: Du sprichst von schon existierenden politischen Strukturen. Das ist ja vermutlich für die betroffenen Familien anders, die nicht aus solchen gesellschaftlichen Strukturen kommen. Dies ist ja eine sehr große Gruppe. Die Familienangehörigen der neun Ermordeten, die Freund*innen, Bekannten, die Überlebenden, die Zeug*innen usw. Wie organisieren sich diese Personenkreise? In unterschiedlichen privaten, sozialen, sprachlichen, kulturellen oder nationalen Zirkeln? Was passiert da?

Gedenkstätte für Vili Viorel Păun am Kurt-Schumacher-Platz in Hanau Kesselstadt (Foto: Heiko Koch)

Seda: Der Raum hier hat ein mögliches Zusammenkommen für alle sehr erleichtert. Wie die Angehörigen sich privat organisieren? Hagen kannst Du etwas dazu sagen?

Hagen: Es ist nicht einfach, dieses komplexe Bild zu zeichnen. Die neun Ermordeten kommen aus sehr unterschiedlichen Zusammenhängen. Wenn die Frage kam: »Was sagen die Angehörigen«, haben wir immer gesagt: »Langsam, es gibt nicht ‚Die Angehörigen‘«. Es gibt neun Opfer, weitere Verletzte und Überlebende und deren Angehörige, die genau so unterschiedlich sind, wie es Hanau auch ist. Und man kann nicht sagen, das ist ein Kreis.

Für uns waren die direkten Kontakte gegeben einerseits durch den kurdischen Kulturverein, weil da Personen betroffen waren, mit denen wir schon seit langen in dem Bündnis Solidarität statt Spaltung kooperieren. Andererseits durch das Jugendzentrum, das JuZ in Kesselstadt. Im JuZ arbeiten seit rund 20 Jahren Freund*innen, die sehr enge Beziehungen zu fünf der ermordeten Jugendlichen hatten. Sie kannten sie und hatten in den letzten Jahren die Entwicklung im JuZ mitbekommen. Daraus speisten sich schnell die direkten Kontakte und Verknüpfungen.

Ich würde sagen, es war sehr unterschiedlich, wo sich die Leute bewegt und getroffen haben. Deswegen war es auch gut, dass es diese erste Demo gab und die Versuche sich zu treffen. Da kam die Idee auf, dass wir einen Treffpunkt brauchen, wo vor allem ein soziales Zusammenkommen und Austausch möglich ist. Und – da kommen wir ja noch zu – dass hier ein Ort gewachsen ist, wo permanent Familien und Angehörige der Ermordeten anwesend sind und das Zusammensein in diesem neuen Treffpunkt mit organisieren und mit entwickeln.

Wichtig ist noch zu verstehen, dass wir ja kurz nach den Morden auf den Corona-Wahnsinn zugesteuert sind, der alles an Treffen eingeschränkt bzw. verunmöglicht hat. So wurde das JuZ relativ schnell geschlossen. Erst zurückgefahren und dann ganz geschlossen, was ein dort arbeitender Freund als »Katastrophe in der Katastrophe« bezeichnete. Dies war nach dem Massaker für viele der Angehörigen und Freund*innen der wichtigste Ort um zusammenzukommen und sich auszutauschen. Viele Familien waren daher doppelt verstört. Was ist jetzt noch möglich? Und sie haben neue Möglichkeiten und Räume zum Treffen gesucht. So haben sich in diesem Prozess immer mehr Kontakte ergeben. Mit dem Ergebnis, dass wir diesen Ort hier sehr schnell erschaffen haben.

Heiko: Wann war das?

Hagen: Ungefähr eine Woche nach dem Massaker entwickelte sich die Idee, das es einen neuen Ort braucht. Und das möglichst nahe an einem der Tatorte. Am 29. Februar, also zehn Tage nach der Tat, haben wir das erste Gespräch mit dem Makler dieser Räumlichkeiten hier geführt und am 20. März bekamen wir den Schlüssel dafür.

Heiko: Da sind wir im Interview an einem gutem Moment, dass ihr Euren Laden mal genauer beschreibt…

Die „Initiative 19. Februar Hanau“ an der Krämerstraße 24. (Foto: Heiko Koch)

Seda: Wir haben hier 140 wunderschöne Quadratmeter, direkt am Heumarkt. Sie liegen schräg gegenüber der Sisha-Bar Midnight, einem der Tatorte. Man betritt einen sehr großen und hellen Raum, der zur Straßenseite hin aus einer Fensterfront besteht. In der einen Ecke des Raumes haben wir einen Bereich für Gedenken eingerichtet. Da stecken wir aber noch in einem laufenden Prozess und befinden uns in einem ständigen Dialog mit den Angehörigen. Wie sie sich das Gedenken vorstellen und wie sie diesen Bereich gerne hätten. Ob sie gerne einen Vorhang hätten, damit sie mehr Privatsphäre haben, oder ob dieser Bereich offen einsehbar bleiben soll. Es hängen dort Fotos von den neun Opfern an den Wänden. Und es gibt einen kleinen Sitzkreis mit Blumen und Kerzen. Dieser Bereich bleibt oft leer. Was heißt, wir setzen uns nicht dorthin um z.B. einen Kaffee zu trinken und zu besprechen. Man geht respektvoll mit diesem Bereich um und nutzt die anderen Bereiche des Raumes mit seinen Sitzmöglichkeiten. Dort gibt es mehrere Tische, wo man sich hinsetzen, Interviews führen, am Laptop arbeiten kann usw. Dann haben wir noch eine große Couch und eine schöne große Sitzecke, wo die Menschen sich unterhalten können. Es ist uns wichtig, dass verschiedene Gespräche und Dialoge parallel stattfinden können. Deswegen die verschiedenen Sitzmöglichkeiten, die auch für sich selbst stehen. Nach hinten hin und abgetrennt haben wir ein Büro, Toiletten und eine große Küche. Eine Küche, die Tag und Nacht im Einsatz ist.

Die „Initiative 19. Februar Hanau“. (Foto: Heiko Koch)

Der Laden wurde sehr schnell zu einem sehr lebendigen Raum. Für einige Angehörige ist dies fast wie ihr Wohnzimmer. Sie kommen schon morgens zum Frühstück, gehen dann auf den Friedhof, erledigen ihre Tagesverpflichtungen, um dann am Abend noch einmal vorbeizukommen.

Heiko: Da stellt sich mir die Frage nach den Öffnungszeiten Eures Treffpunkts…

Seda: Eigentlich immer. Sieben Tage die Woche. Spätestens um zehn Uhr morgens ist einer von uns hier. Und wie sich das die letzten Wochen entwickelt hat, sind wir auch nicht vor 23 Uhr raus. Das ist viel Zeit. Aber es ist auch schön hier zu sein. Wir sind gerne hier.

Heiko: Die Lage des Ladens am Heumarkt ist sehr zentral für Hanau. Dazu kommt die direkte Nachbarschaft zu einem der Tatorte. Also von hier aus sieht man auf die Straßenecke, wo der erste Angriff stattfand. Habt ihr diesen Ort direkt so gesucht oder ist es eher Zufall, dass ihr dieses Ladenlokal gefunden habt?

Hagen: Von Zufall kann man nicht reden. Wir haben gedacht, dass die Innenstadt und die Nähe zum Tatort für einen Treffpunkt richtig wären. Zumal für den zweiten Tatort im Stadtteil Kesselstadt das JuZ existiert. Und in der Innenstadt gab es keine Räumlichkeit, die wir als Treffpunkt hätten nutzen können. Also haben wir hier im Nahbereich gesucht und haben so nicht zufällig dieses leere Ladenlokal gefunden.

Die „Initiative 19. Februar Hanau“. (Foto: Heiko Koch)

Ich möchte kurz noch etwas zu der Corona-Zeit ergänzen. Am 20. März bekamen wir den Schlüssel für den Laden. Und wir hatten Glück, dass der erste, große Raum mit relativ einfachen Mitteln schnell so hergerichtet werden konnte, dass er sofort für Treffen benutzbar war. Das hieß für das Bundesland Hessen, das sich hier zunächst fünf Personen, dann nur noch zwei Personen in Einzelgesprächen Treffen konnten. Die richtige Renovierung hat zunächst im hinteren, dann im vorderen Bereich stattgefunden. Wir konnten zur Zeit der Renovierung, sozusagen in der Baustelle, schon Beratungen geben. Das war sehr wichtig, weil alle offiziellen Stellen ihr Beratungsangebot auf Telefonate und Videokontakte reduziert hatten. Es gab keine einzige Stelle in Hanau, wo Betroffene von Angesicht zu Angesicht mit jemandem über ihre Probleme reden konnten. Das war quasi nur hier möglich. Und deswegen kamen im März viele Angehörige und Betroffene hierher. Und auch viele Menschen aus der Nachbarschaft kamen in den Laden. Sie waren sehr froh, dass ein solcher Raum entsteht. Viele hatten die Ereignisse der Nacht selbst mitbekommen, waren als Augenzeugen von der Situation betroffen. Sie waren froh, sich hier darüber austauschen zu können.

Die „Initiative 19. Februar Hanau“. (Foto: Heiko Koch)

Die heutige Situation, in der der Laden seit seiner Eröffnung am 5. Mai schon so verwurzelt und verankert erscheint, hat seine Vorgeschichte in der Zeit seit Ende März. Als die Betroffenen zur Hochzeit der Corona-Pandemie hierhin kommen und reden konnten, Beratung bekamen. Das war für die Entwicklung des Ladens eine extrem wichtige Vorgeschichte.

Heiko: Verwurzelung, wie soll ich dieses Wort verstehen?

Hagen: Nachbarschaft als ein Faktor. Also wir sind hier in der Krämerstraße, Ecke Heumarkt – genau am Tatort. Und die Leute aus der Nachbarschaft kamen umgehend auf uns zu und fragten uns: »Was macht ihr hier?« Und wir bekamen die Reaktionen: »Prima!« und »So einen Ort braucht es.« Und sie erzählten ihre eigene Geschichte. Wie sie selbst konfrontiert waren. Mehr oder weniger heftig. Also von Menschen, die das Geschehen vom Rand aus mitbekommen hatten, bis hin zu Personen, die mit dem Mörder Auge in Auge konfrontiert waren. Diese Leute haben in dem Laden unmittelbar einen Vertrauen schaffenden Ort für sich gefunden. Der Laden wurde von der Nachbarschaft begrüßt, akzeptiert und wird von ihr genutzt. Der Laden ist verwurzelt in der Nachbarschaft. Parallel lief die Entwicklung mit den Angehörigen und Familien aus Hanau und Kesselstadt. Sie kamen hierher und haben den Laden zu ihrem eigenen Wohnzimmer, zu ihrem eigenen Treffpunkt, auch unter den Angehörigen, gemacht. Schnell war ihnen klar, dass sie hier viel einfacher mit denjenigen reden konnten, die das Gleiche erlebt haben, die sich in einer ähnlichen Situation wie sie befinden. Dass sie sich nicht erklären müssen. Dass sie sich hier mit anderen Betroffenen besprechen und absprechen können. Das hat sich hier hinein verlagert. Das alles ist hier möglich. Der Laden ist verwurzelt bei den Familien, Angehörigen und Freund*innen der Ermordeten.

Heiko: Wenn ich hier auf die Pinnwand schaue, dann sind dort viele Zettel mit Notizen wie »Treffen«, »Plenum«, »Presse« usw. Wie organisiert ihr Euch in dem Laden?

Seda: Einmal wöchentlich haben wir ein großes Treffen mit allen Mitgliedern der Initiative. Ein Treffen, bei dem auch Personen aus Hamburg, Berlin, Frankfurt und Offenbach per Videokonferenz teilnehmen. Wir haben uns in unterschiedliche Arbeitsgruppen eingeteilt. Wir haben eine Pressegruppe, eine Recherchegruppe usw. Sehr vieles läuft digital über E‑Mails und Chatgruppen. So organisieren wir unsere Wochenpläne, wer welche Aufgaben übernimmt, machen wir unsere Termine usw. Analog gibt es hier dann natürlich die Pinnwand und die Whiteboards. So versuchen wir den Überblick zu behalten

Heiko: Habt ihr einen Verein gegründet?

Gedenken am 19.05.2020 auf dem Hanauer Marktplatz (Brüder-Grimm-Denkmal) (Foto: Heiko Koch)

Hagen: Wir haben uns als unabhängige, offene Initiative gegründet und wollen das auch so beibehalten. Zur Anmietung des Raumes haben wir einen befreundeten, gemeinnützigen Verein gefunden, der das für und mit uns macht. Ebenso haben wir die Unterstützung für die Spendenabrechnung an unsere Initiative von einem Kölner Verein. So haben wir die notwendigen formalen, institutionellen Rahmenbedingungen auch über unser Netzwerk organisieren können, ohne uns selbst einen Vereinsstatus zu geben. Wir wollen als unabhängige Initiative bestehen, die sich entsprechend den Bedürfnissen und Notwendigkeiten flexibel entwickeln kann. Wir haben von Anfang an diesen Raum als Prozess begriffen und sind nicht mit einem festen Konzept gestartet. Was daraus wird, wollen wir so offen wie möglich halten und gucken, wer ihn mit uns gestalten will. Das alles soll mit den hier aktiven Menschen zusammen laufen. Und ich glaube, wir sind auf einem guten Weg, weil es in den letzten Wochen hier sehr beeindruckende Treffen gab. Vertreter der Opferfamilien waren anwesend und haben mitdiskutiert und entschieden. Wie etwa sollen die Gedenktage zum 19. jeden Monats gestaltet werden? Wie machen wir Öffentlichkeitsarbeit? Wie lässt sich politischer Druck organisieren, damit den Forderungen nach lückenloser Aufklärung Nachdruck verliehen wird? Denn die Pandemie erscheint vielen als ein vorgeschobener Grund, dass die Behörden keinerlei Ermittlungsergebnisse, keine Zwischenergebnisse, einfach nichts veröffentlichen. Dass eine völlige Intransparenz seitens der Ermittlungsbehörden besteht. Also wie kann man hier agieren? Und da haben wir große Fortschritte gemacht. Wir sind zusammen am 14. Mai zu der Innenausschuss-Sitzung im Hessischen Landtag nach Wiesbaden gefahren und haben dort quasi die Politiker zur Rede gestellt. Dann haben wir in den letzten zwei Wochen viel Medienarbeit gemacht. Wo es beeindruckend war zu sehen, wie die Angehörigen in die Sprechposition gegangen sind. Wie sie gefragt haben. Wie sie aber auch angeklagt und gefordert haben. Das hängt natürlich damit zusammen, dass wir uns in diesem kommunikativen Prozess der gemeinsamen Treffen, des Austausches und Überlegungen befinden.

Gedenken am 19.05.2020 auf dem Hanauer Marktplatz beim Brüder-Grimm-Denkmal (Foto: Heiko Koch)

Heiko: Könnt ihr noch was zu dieser Intransparenz sagen?

Hagen: Diese Intransparenz betrifft eigentlich alle Ebenen. Nach den allerersten Informationen, die unmittelbar nach der Tat bekannt wurden, mauerten die entsprechenden Behörden zu allen Bereichen. Sei es der Tathergang oder die Tathintergründe. Über nichts wurde informiert. Die Anwälte der Opferfamilien haben diese Informationspolitik ebenso kritisiert. Sie haben bis vor kurzem keinerlei Akteneinsicht bekommen. Auch Informationen nicht, von denen man nicht den leisesten Verdacht hegen kann, sie könnten die weiteren polizeilichen Ermittlungen gefährden.

Es gibt verschiedene Fragen zum Tathergang, die unbedingt geklärt werden müssen. Wo Polizei und BKA etwas sagen müssten. Aber stattdessen mauern sie. Durch unsere Öffentlichkeitsarbeit haben wir sie sozusagen dazu gezwungen, Informationen rauszugeben. Das betrifft z.B. den Tathergang, der zum Tod von Vili-Viorel Păun geführt hat. Wir haben sehr früh recherchiert, dass der junge Mann aus Rumänien aller Wahrscheinlichkeit nach hier am ersten Tatort beschossen wurde. Und dann, offensichtlich um den Täter zu stoppen, diesen verfolgte und mehrmals die Polizei anrief, dort nicht durchgekommen ist und am zweiten Tatort von dem Täter überrascht und erschossen wurde. Also Umstände und Fakten, bei denen klar ist, dass diese keine weiteren Ermittlungen gefährden würden. Dieses zu erklären. Und das vor allem der Familie Păun, der es gut tun würde zu verstehen, wo ihr Sohn in dieser Nacht hineingeraten ist. Für die Familie steht mittlerweile fest, dass ihr Sohn sein Leben verloren hat, als er versuchte den Täter aufzuhalten. Sie sehen in ihrem Sohn einen Helden. Zu diesen Abläufen in der Tatnacht sagen die Behörden nichts.

Gedenken am 19.05.2020 auf dem Hanauer Marktplatz (Brüder-Grimm-Denkmal) (Foto: Heiko Koch)

Und dann solche Sachen: Da taucht in einer Totenakte der Vermerk auf, die Todeszeit einer Person lege bei ungefähr 3 Uhr morgens. Der Überfall auf die Arena Bar war aber kurz nach 22 Uhr. Was heißt das für die Eltern? Müssen sie davon ausgehen, dass ihr Kind noch mehrere Stunden mit dem Tod gerungen hat? Auch dazu kommt nichts von den Behörden.

Oder die Obduktionen der Erschossenen. Mehrere Eltern hatten darum gebeten, dass keine Obduktionen stattfinden sollen. Dass die Körper ihrer Kinder nicht zerstückelt werden. Ihren Wünschen wurde nicht nachgegeben. Es kann natürlich gute Gründe geben, Obduktionen durchzuführen. Aber es hat nicht einen Versuch gegeben, den Eltern ein Warum, Was und Wie der Obduktionen zu vermitteln. Stattdessen wurden den Eltern die Körper ihrer Kinder in einem Zustand zum Waschen überlassen, wo einzelne Körperteile nur notdürftig zusammen getackert waren. Hier fand eine weitere Traumatisierung von Menschen statt, die mit einem großen Schmerz leben müssen. Es war unglaublich zu sehen, wie ignorant und unsensibel die Behörden mit der ganzen Situation der Opferangehörigen umgingen.

Und es war bitter zu sehen, wie hier von Politikern auf den offiziellen Trauerkundgebungen in Hanau große Reden gehalten und Versprechungen gemacht wurden und die Hoffnung aufkam, dass sich etwas ändern würde. Und danach mit einer Realität konfrontiert zu werden, in der von Sensibilität, Transparenz und Vermittlung keinerlei Spur war. Aber da ist auch der Punkt, an dem die Familien begannen sich zu wehren. Als sie das behördliche Versagen in den Mittelpunkt stellten, kritisierten und anklagten. Wie hat es zu dieser Tat kommen können? Was passierte in der Tatnacht? Und was passierte in den Wochen danach?

Heiko: Ich habe auch eine Frage zu dem Täter. In den Medien wurde berichtet, dass dieser mehrere Auslandsfahrten gemacht hat, auch um dort Schießübungen zu machen. Könnt ihr dazu mehr erzählen?

Hagen: Das kann man auch zu dieser Intransparenz zählen. Es gibt zu seinen Reisen keine Informationen seitens der Behörden. Nun kann man auch hier sagen, dass all diese Informationen zum Ausland auf Mittäter, Mitwisser und organisatorische Zusammenhänge hinweisen könnten und deshalb die ermittelnden Behörden sich mit Informationen bedeckt halten. Trotzdem könnte es nach über drei Monaten eine Art Zwischenbericht geben. Das passiert aber nicht. Es waren Spiegel-Journalisten, die im April aufgedeckt haben, dass zwei der Auslandsreisen im letzten Jahr in ein Trainingscamp für Gefechtsschießen in die Slowakei führte. Also, wo Elitesoldaten Schützen anbieten, sie im sogenannten Combat-Schießen auszubilden. Dieses Training war ein paar Monate vor den Angriffen in Hanau. Da hat er sich im Training anscheinend darauf vorbereitet, schnell und eiskalt Menschen hinzurichten, sich taktisch zu bewegen, sich zu decken und auch jeden, der ihm bei seinem Vorhaben zu nahe kommt, zu erschießen. Wir werden in den nächsten Monaten sehen, was die offiziellen Ermittlungsberichte dazu verlautbaren werden. Wir denken nur, dass es geradezu unmöglich ist, dass die Teilnehmer an dieser Art von Schießtraining in solchen Trainingscamps den Sicherheitsbehörden und Geheimdiensten unbekannt sind.

Hier sagen wir, dass dies einen weiteren Mosaikstein im behördlichen Versagen im Vorfeld des Massakers darstellt. Ein Versagen, das an vielen Fragen sichtbar wird: Warum hatte der Täter einen Waffenschein bekommen? Wie hat er ihn immer wieder verlängert bekommen? Es hat 2017 und 2018 eklatante Vorfälle rassistischer und bewaffneter Bedrohungen in Hanau-Kesselstadt gegeben. Exakt vor Ort, ganz nah am Tatort, ganz nah am Wohnort des Täters. War das schon der spätere Attentäter gewesen? Welche Vorfälle gab es noch, dass jemand hier in Kesselstadt mit scharfen Waffen unterwegs war und Menschen rassistisch bedrohte? Der Hanauer Mörder bekam 2013 das erste mal eine Erlaubnis, Waffen zu tragen. So etwas wird ja alle drei Jahre überprüft. 2019 bekam er das letzte Mal diese Erlaubnis. Da hatte er es sogar geschafft, die Erlaubnis auf eine europäische Erlaubnis auszuweiten, also das Recht, seine Waffen durch Europa zu tragen, und diese Erlaubnis bekam er exakt zwischen den beiden Trainingseinheiten in der Slowakei. Das wirft für uns viele Fragen auf, was dort los war. Wer in den Behörden hat da versagt? Hat das Versagen wieder einmal System? Also das »wieder einmal« sage ich im Blick auf den NSU-Komplex. Wieder mal ein System des Wegschauens oder der Toleranz. Warum hat dieser Mann seine Waffen behalten dürfen?

Dann, im Hinsicht auf das Manifest »Botschaft an das gesamte deutsche Volk«. Wann war das eigentlich online? Hätte da nicht schnell von staatlicher Seite aus interveniert werden können? Warum hat es wegen seines Traktats mit den rassistischen und faschistischen Vernichtungsphantasien keine Durchsuchung bei ihm gegeben?

Das alles verdichtet sich für uns zu einem Bild, dass es an vielen Stellen möglich gewesen wäre, den Täter frühzeitig zu stoppen. Das ist zur Zeit ein Komplex, woran die Recherchegruppe arbeitet. Um mit den sich daraus entwickelnden Fragen die Behörden zu konfrontieren. Also mit der zentralen Frage: »Hätten die Morde verhindert werden können?« Das ist die zentrale Frage, die die Angehörigen umtreibt. Wer hat wo versagt? Diejenigen sollen die Verantwortung für ihr Versagen übernehmen.

Das ist von zentraler Bedeutung. Denn alle Angehörigen sagen, es hätte sie nicht schlimmer erwischen können, als dass sie ihre eigenen Kinder begraben müssen. Aber was können sie tun, damit so etwas nicht wieder passiert? Deswegen die Fragen. Wie konnte es dazu kommen? Warum konnte es nicht verhindert werden? Und das ist das, wo die Angehörigen weiterhin Fragen haben und Antworten verlangen. Wo sie fordern und sich auch immer mehr artikulieren.

Heiko: Also die Forderung an die Behörden, den Tathergang lückenlos zu rekonstruieren, damit es keine »blinden Flecken« für die Hinterbliebenen mehr gibt, die sie in schmerzhafter Unklaren und Unwissenheit belassen. Und die Forderung, festzustellen inwiefern der Täter im Vorfeld der Tat hätte gestoppt werden können, damit daraus Lehren für die Zukunft gezogen werden können… Welche Forderungen erheben die Angehörigen noch?

Seda: Die Angehörigen wollen, dass der Staat tätig wird und das Massaker und seine Hintergründe aufklärt. Sie wollen von den Behörden, dass der Tod ihrer Kinder, dass sie und ihr Schmerz, dass der Rassismus in diesem Land endlich ernst genommen wird, und etwas dagegen passiert. Leider sieht es zur Zeit nicht so aus. Und das verstärkt natürlich den Schmerz, den Frust und die Wut. Gerade dieses Nicht-ernst-genommen-werden torpediert alle Gefühle…

Hagen: Um das behördliche Versagen nochmal zu verdeutlichen. Im Juli 2019 gab es in Wächtersbach, hier bei uns im Main-Kinzig-Kreis, einen rassistischen Anschlag auf einen Mann aus Eritrea. Dem 26-jährigen Mann wurde aus einem Auto heraus in den Bauch geschossen. Der Täter war auch ein Mann, der seine Waffen über einen Schützenverein hatte. Er hatte die Tat in seiner Stammkneipe angekündigt und war angeblich nicht ernst genommen worden. Dann ist der Mann losgefahren, hat nach einem schwarzen Mann Ausschau gehalten und auf diesen geschossen. Danach erschoss sich der 55-jährige Täter. Das war im Juli vergangenen Jahres. Und man sollte doch jetzt von den zuständigen Behörden in unserem Main-Kinzig-Kreis erwarten können, dass sie darüber nachdenken, wie jemand, der einen rassistischen Mordanschlag verübt, an einen Waffenschein und in den Besitz mehrerer legaler Waffen kommt. Stattdessen muss man sehen, dass er von derselben Behörde seinen Waffenschein erneut erhält und auf einen europäischen Feuerwaffenpass erweitern kann. Wie seriös werden also die notwendigen Zuverlässigkeitsprüfungen und der Bedürfnisnachweis für einen Waffenschein gehandhabt? Es drängt sich also die Frage auf, nach welchen Kriterien wird hier vorgegangen? Was läuft bei den Behörden schief? Oder sind die Gesetze so, dass Rassisten legal Waffen erstehen und behalten können? Es ist nicht ansatzweise erkennbar, dass diese Vorereignisse zum Massaker in Hanau irgendeine Konsequenz haben. Und deshalb die Forderung: Entwaffnet die Rassisten. Entwaffnet die Nazis. Es muss auf den Prüfstand, unter welchen Bedingungen in Deutschland Menschen die Erlaubnis bekommen, Waffen mit sich zu führen. Wer in Schützenvereinen an Waffen ausgebildet wird. Da muss unbedingt etwas passieren.

Heiko: Ich komme noch einmal auf die Situation der Hinterbliebenen zurück. Über die zahlreichen Morde sind sehr viele Menschen von Verlust, Schmerz, Angst und Trauer betroffen. Familienangehörige, Freund*innen, Bekannte und Augenzeug*innen. Inwieweit erfahren sie Hilfestellung im Alltag und psychologischen Beistand durch die Behörden?

Seda: Zum einen wurden finanzielle Soforthilfen an die Angehörigen ausgezahlt. Aber was eine Finanzierung einer Langzeitbetreuung angeht, sind wir immer noch am kämpfen. Eigentlich sollte es selbstverständlich sein, dass Menschen, die in diesem Land Opfer eines rassistischen Gewaltverbrechens geworden sind, finanziell abgesichert sind. Aber dem ist nicht so.

Was die psychologische Betreuung angeht, so ist es im Moment schwer, Psychotherapeuten zu finden. Das liegt zum einen daran, dass die meisten Therapeut*innen zur Zeit nur Video-Sitzungen und keine Face-to-Face-Termine vergeben. Diese Art von Onlinegesprächen wollen viele Angehörige nicht. Zum anderen kommen sie mit der notwendigen Technik nicht zurecht.

Bei vielen Jüngeren herrscht auch eine Verärgerung über die Behörden wegen der Schließung des JuZ in Kesselstadt vor. Die Corona-Einschränkungen wurden schrittweise zurückgefahren. Dies scheint aber nur Bereiche der Ökonomie zu erfassen. Diese werden als relevant begriffen. Nicht aber soziale Treffpunkte. Und das JuZ war der Treffpunkt für die Jugendlichen. Ein zweites Zuhause für die Opfer des Attentats und all ihre Freund*innen und Bekannte. Kurz nach dem 19. Februar hat dort eine Gruppentherapie für die betroffenen Jugendlichen angefangen, die aber nach der ersten oder zweiten Sitzung direkt wieder wegen Corona abgebrochen wurde. Mit den angebotenen Videokonferenzen konnte aber keiner der Jugendlichen etwas anfangen. Es herrscht ziemliches Unverständnis darüber, warum Frisöre jetzt aufmachen können, aber so wichtige Treffpunkte weiterhin geschlossen bleiben.

Von Seiten der Behörden… Naja, ich weiß von einer Frau, die eine Therapeutin gestellt bekam und mit dieser nicht zurecht kommt. Wenn sie diese aber ablehnen würde, müsste sie sich unter diesen schwierigen Umständen selbst um eine neue Therapeutin kümmern. Hilfe für Traumatisierte eines Massakers sieht anders aus. Es ist ziemlich hart zur Zeit eine adäquate psychologische Betreuung für die Betroffenen zu finden.

Hagen: Ich würde sagen, dass diese institutionellen Angebote ziemlich ambivalent waren. Diese Opfersoforthilfen sind ja nach dem Breitscheid-Platz-Attentat das erste Mal eingeführt worden. Und das stimmt und ist durchaus sinnvoll, wenn Eltern 30.000 Euro und Geschwister 15.000 Euro bekommen. Aber es hat bei den Familien gerade einmal gereicht, die Beerdigungen und die notwendigsten Sachen zu finanzieren. Es ist mitnichten eine Dauerabsicherung. Erst Recht nicht, wenn Menschen über die Traumatisierung arbeitsunfähig geworden sind und sich nicht mehr in der Lage sehen, ihre Arbeit zu verrichten. Da stellt sich die Frage, wie sie über die Runden kommen sollen. Es hat in einzelnen Fällen schnelle unbürokratische Hilfe gegeben, neue Wohnungen zu finden. Weil sie dort, wo sie mit ihren getöteten Familienangehörigen gewohnt haben, nicht mehr wohnen konnten oder wollten. Aber es gibt auch Fälle, wo dies nicht passiert ist. Wo ein Vater nach wie vor 50 Meter vom Tatort entfernt in seiner Wohnung leben muss und offensichtlich für ihn nichts gefunden wurde. Vor etwa zehn Tagen war die finanzielle Unterstützung der Hinterbliebenen Thema in den hiesigen Medien. Da hieß es ziemlich verstörend, dass eine Million Euro Soforthilfe an die Hinterbliebenen ausgezahlt worden sei. Und das klang so, als ob jede Familie eine Million Euro bekommen hätte. Das war mitnichten der Fall. Es geht um ungefähr 60 Personen, die nach den Kriterien der Opferberatungsstelle anspruchsberechtigt waren. Dieses Geld wurde unter ihnen aufgeteilt. Es gab viele Überlebende, die zum Zeitpunkt der Angriffe in den Bars waren, nicht angeschossen wurden und mit großem Glück überlebten. Auch andere, die die Angriffe hautnah mitbekommen haben. Diese Personen wurden nicht bedacht. Es ist nicht so, dass hier allen Betroffenen finanziell geholfen wird. Das zweite ist die behördliche Selbstdarstellung. Als wir im Wiesbadener Landtag waren und der hessische Innenminister Beuth dort Bericht erstattete, kam es den Angehörigen wie eine Verhöhnung vor. Beuth war voll des Lobes für die Einsatzkräfte. Alles wäre bestens gelaufen. Vom unmittelbaren Einsatz der Polizei bis hin zum Einsatz der Rettungskräfte. Es wurde dem Parlament in einem wunderschönen Bild präsentiert, wie gut die Behörden sich um die Betroffenen gekümmert hätten. Das steht natürlich im krassen Gegensatz zu dem, was die Betroffenen zu der Nacht und der Folgezeit zu berichten wissen.

Generell gesagt: Es gab punktuelle Hilfen, die wirksam waren. Aber im Großen und Ganzen hat es an sehr vielen Stellen an Hilfen gefehlt. Und die Auswirkungen der Corona-Pandemie haben bei der mangelhaften psychologischen Versorgung der Traumatisierten dem Ganzen noch die Negativ-Krone aufgesetzt. Dazu der völlige Mangel an Sensibilität. Ich verweise da nur auf die albtraumhafte Obduktionsgeschichte, von der ich schon sprach.

Oder der Fall des polizeilichen Vorgehens gegen die Hinterbliebenen in Form einer Gefährder*innen-Ansprache. Banalisierend könnte man das auch eine verunglückte Kontaktaufnahme nennen. Der Vater des Täters hatte die Geschehnisse in seinem Haus überlebt. Er wird jetzt offiziell als Zeuge geführt, ist aber zu keinen Aussagen bereit. Der Mann war nach einigen Wochen wieder in das Haus zurückgekehrt, was in unmittelbarer Nachbarschaft zum zweiten Tatort und den Wohnorten einiger Opferfamilien liegt. Auf Grund dessen hat die Polizei wohl gedacht, dass es eine gute Idee ist, die Opferfamilien über diesen Umstand zu informieren. Das wurde aber in einer Art und Weise gemacht, wie man im Polizeialltag so genannte Gefährder anspricht. Also zu warnen, bis hin zu drohen, ja diesen Vater des Mörders in Ruhe zu lassen, auf andere Personen einzuwirken, dass der Mann nicht angegriffen wird, usw. Hier wurde aus den Opfern potentielle Täter gemacht. Mit Sensibilität hat das nichts zu tun. Und von einem geschulten und professionellen Umgang mit Opfern kann hier nicht die Rede sein. Natürlich war es sinnvoll und richtig, die Familien darüber zu informieren. Aber die Art und Weise… da kann man nur drüber verzweifeln. Vor diesem Hintergrund die Schönmalerei des Ministers zu sehen, das war sehr bitter für die Angehörigen und an diesem Umgang mit ihnen und ihrer Situation haben sie sehr viel Kritik.

Heiko: Danke für diese Hinweise. Auf eurer Website ist zu erfahren, dass ihr dieses Projekt, diesen Laden drei Jahre lang betreiben wollt. Stimmt das?

Seda: Mindestens drei Jahre.

Hagen: Im Moment denken wir schon darüber nach wie es weitergehen könnte, sollte. Aber ob wir auf fünf Jahre und länger gehen wollen, das werden wir erst in einem Jahr entscheiden. Aber wir denken jetzt schon über die Option nach. Zur Zeit ist die Perspektive drei Jahre.

Heiko: Ein kostspieliges Unternehmen. Allein die Ladenmiete beträgt für einen Monat 2.500 Euro. Glaubt ihr, dass ihr diese und andere laufende Kosten stemmen könnt?

Seda: Seit der Eröffnung Anfang Mai haben wir viele Spenden bekommen. So gut, dass wir für das erste Jahr schon das Geld für die Miete haben. Die Zuwendung wird natürlich wieder abflauen. Aber dann heißt es für uns, bei kommenden Spendenkampagnen kreativ zu sein. Unsere oberste Priorität heißt auch hier, dass wir unabhängig bleiben wollen. Zunächst geht es voran in kleinen Schritten.

Heiko: Darunter fallen auch die immer wiederkehrenden Kundgebungen und Veranstaltungen zu jedem 19. im Monat?

Seda: Genau. Wir machen immer zu jedem 19. Tag des Monats eine Aktion der Erinnerung. Also wir pflegen gemeinsam die Gestecke, Blumen, Kerzen und Bilder an den Tatorten und am Grimm-Denkmal auf dem Marktplatz. Wir legen dort Gegenstände und Briefe ab, die wir zugeschickt bekommen haben. Und wir gedenken in Stille der neun Ermordeten. Wegen Corona hat dies in den letzten Wochen immer in einem kleineren Rahmen stattgefunden. Also es fand in einem sehr vertrauten, privaten und ruhigen Kreis statt. Jetzt sitzen wir mit den Familien zusammen und diskutieren welche anderen Formen des Gedenkens und des Erinnerns es noch geben kann. Wie der Raum hier ist auch die Gestaltung dieser Erinnerungstage ein laufender Prozess. So können sich alle darin einbringen und ihre Wünsche und Vorstellungen äußern. So war vor kurzem der Geburtstag von Sedat Gürbüz, der hier gegenüber in der Shisa-Bar Midnight erschossen wurde. Zusammen mit der Familie und den Freund*innen haben wir seiner am ersten Tatort gedacht. Wir versuchen neue Vorstellungen, Wünsche und Bedürfnisse aufzugreifen und umzusetzen. Aber Corona hat schon vieles an Aktivitäten gedämpft.

Hagen: Also ein öffentliches Programm für den Laden haben wir noch nicht. Eine erste Veranstaltung hatten wir aber schon im Laden. Ein Vertreter der Initiative aus der Kölner Keupstraße, Kutlu Yurtseven, war hier und hat über die Erfahrungen der dortigen Initiative berichtet. Es war eine kleines Treffen, da wir wegen Corona natürlich limitiert sind und nicht groß einladen können. Aber es ist unser Plan, dass wir um jeden 19. eines Monats herum eine Initiative aus dem Bundesgebiet einladen und uns von ihren Erfahrungen berichten lassen. Wir wollen den Raum auch zu einer bundesweiten Vernetzung nutzen. Wir können uns viel an Veranstaltungen, Ausstellungen, Filmpräsentationen und Treffen vorstellen. Aber das ist natürlich auch abhängig von den Lockerungen, die die Pandemie zulässt.

Eine weitere, noch sehr vage Idee ist es, das Konzept des NSU-Tribunals für Hanau aufzugreifen. Denn der Fall in Hanau liegt so, dass es dadurch, dass der Täter tot ist, auch keinen Gerichtsprozess zur Aufarbeitung geben wird. Man kann davon ausgehen, dass die Landesregierung die Akten schnell schließen und alles mit einem Schlussbericht vom Tisch bekommen möchte. In Form eines solchen Tribunals könnte man die Kette des behördlichen Versagens, die behördliche Ignoranz gegenüber Opfern rassistischer Gewalt, den Rassismus in den Behörden und vieles mehr thematisieren. Dies würde man in einen bundesweiten Rahmen stellen und vermutlich auch mit einer entsprechenden Großdemonstration begleiten wollen. Wir überlegen dies vielleicht im Herbst zu machen.

Heiko: Dann wünsche ich Euch und Eurem Projekt viel Erfolg. Und danke für dieses Interview.

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    Heiko Koch lebt und arbeitet in NRW. Er ist Mitbegründer und Autor diverser antifaschistischer Zeitungen, Buchautor, Verfasser von Internetrecherchen, Teamer und Dozent gegen ›Rechts‹.

Autor:innen- und Gastbeiträge spiegeln nicht notwendigerweise die Meinung oder die Position von BBD wider, so wie die jeweiligen Verfasser:innen nicht notwendigerweise die Ziele von BBD unterstützen. · I contributi esterni non necessariamente riflettono le opinioni o la posizione di BBD, come a loro volta le autrici/gli autori non necessariamente condividono gli obiettivi di BBD. — ©


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