Eine Orientierung an Expertenmonopolen ist, prinzipiell gesprochen, nie gut. In Zeiten einer derart dramatischen Krise wird sie gefährlich. Hier hätte ich mir mehr Distanz und mehr Debatte gewünscht, eine von Journalisten erzwungene Weitung des Blicks. Ganz im Sinne des bevölkerungsbezogenen Ansatzes eines Martin Sprenger, der auch die Kollateralschäden der jetzigen Maßnahmen in den Blick nimmt.
Es braucht eine breite gesellschaftliche Debatte über die langfristige Strategie. In Deutschland haben Bundes- und Landespolitiker versucht, eine Diskussion über den Sinn von Einzelmaßnahmen und die massiven Einschränkungen der Grundrechte abzubügeln. Und gefordert: “Bloß keine Exit-Diskussion!” Ich halte eine solche Diskurstabuisierung für einen schweren Fehler. Zum einen, weil ohnehin niemand ernsthaft den Ad-hoc-Exit gefordert hat. Zum anderen, weil damit die gesellschaftlich existenzielle Frage der Zukunftsperspektive gleich mit abgeräumt wurde. Hier hätte der politische Journalismus sehr viel massiver gegen halten müssen.
Medienwissenschaftler Bernhard Pörksen im Standard–Interview
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